Osterhofen
Christbaum "auf der Goaß"

Spaziergänger dürfen Baum am Waldrand bei Haunpolding selbst schmücken

21.12.2020 | Stand 18.09.2023, 5:08 Uhr

Rote Kugeln, Engelsbilder und Meisenknödel zieren den Christbaum "auf der Goaß" bei Haunpolding. Wer will, darf den Baum weiter dekorieren, sagen die Initiatoren Evi und Siegfried Neumann. −Foto: Eiblmeier

"Von drauß’ vom Walde komm ich her; Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr! Als ich so strolcht’ durch den finstern Tann, da sah ich an eines Baumes Spitzen glänzende Kugeln blitzen. Und es scheint als schaue droben aus dem Himmelstor mit leuchtenden Augen das Christkind hervor". Diese etwas abgeänderte Version des bekannten Weihnachtsgedichtes von Theodor Storm können Spaziergänger zur Zeit bei Haunpolding (Stadt Osterhofen) erleben.

Am Waldrand "auf der Goaß", dem weitum bekannten Schlittenberg, steht ein geschmückter Weihnachtsbaum. Wie kommt nun der Baum im Wald zu seinem Schmuck – war hier ein Weihnachtswichtel oder gar das Christkind am Werk? Waldbesitzerfamilie Dambeck kann das Geheimnis lüften: "Unsere Nachbarn haben gefragt ob sie den Baum schmücken dürfen", erklärt Silvia Dambeck.

Die Nachbarn, das sind Evi und Siegfried Neumann aus Haunpolding. Das Paar ist gerne oben auf der Anhöhe und genießt den Blick über das Donautal bis zu den Bergen des bayrischen Waldes. "Bereits im Sommer hatte mein Mann die Idee, an Weihnachten den Baum zu schmücken. Ein Christbaum passt halt auch gut zu dem Kreuz, das Waldbesitzer Michael Dambeck im Sommer hier aufgestellt hat", erzählt Evi Neumann über ihre Motivation.

"Anfangs haben wir nur ein paar Kugeln an den Baum gehängt und einen Zettel mit der Botschaft: Es darf geschmückt werden, um Spaziergänger zum Weiterdekorieren zu animieren", berichtet sie. Derzeit seien aber wenige Leute hier unterwegs und so sei an dem Baum noch viel Platz für Sterne, Kugeln, Engerl, Zapfen – oder auch Meisenknödel. "Wir würden uns freuen, wenn noch ein bisschen Schmuck dazukommt. Natürlich kann und soll auch jeder seinen Schmuck nach Hl. Dreikönig wieder abholen", sagt die Initiatorin. Bis zum Heiligen Abend sind es noch wenige Tage, da findet bestimmt so mancher noch etwas Passendes in der Weihnachtskiste.

Die Neumanns sind nicht nur jetzt im Winter oft an ihrem Lieblingsplatz oben "auf der Goaß". Im Sommer sitzt Siegfried Neumann an manchen Tagen schon in aller Herrgottsfrüh auf dem Bankerl und genießt den Sonnenaufgang. Das Erleben dieses Naturschauspiels hat er in folgende Zeilen gefasst: "Herobn auf da Goaß da steht a Benk, a Kreuz danebn zum Gedenk/ Morg’nröte ziagt aufa, zrisse’n is dös Band der Nacht. Von da Donau steigt da Nebl auf, a neua Tog erwacht./ dö Vogal zwitschan drobn im Baam, ganz dramvalor’n is mei Blick, nur müahsam raff i mi auf und kehr in dö Wirklichkeit zurück".

Genauso ergeht es jetzt wohl auch so manchem Spaziergänger beim Anblick des geschmückten Weihnachtsbaumes im Wald. Mit traumverlorenem Blick steht man davor und ist verzaubert von der Atmosphäre des Ortes.

− eib