Osterhofen
Autos , Festzelt, Wohnmobile: Wohin kommt was?

Stadtrat diskutiert ausführlich zahlreiche Varianten zur neuen Gestaltung des Schulcampus zwischen Realschule und Dreifachhalle

27.01.2022 | Stand 22.09.2023, 1:38 Uhr

Variante 3 befürworteten die Stadträte mit sechs Gegenstimmen: 145 Parkplätze, vier Behindertenparkplätze, zwei Zufahrten und viel Grün sowie eine Möglichkeit zur Aufstellung eines Festzeltes (rote Fläche), das kleiner als in der Darstellung ausfallen kann. −Fotos: OBW

Ausführlich haben gestern Abend die Stadträte von Osterhofen in ihrer öffentlichen Sitzung die künftige Gestaltung des Parkplatzes zwischen Landgraf-Leuchtenberg-Realschule (LLR), Förderschule und Dreifach- bzw. Zweifachturnhalle diskutiert. Moritz Obergrußberger vom Planungsbüro OBW Ingenieurgesellschaft in Landau stellte mehrere Varianten dazu vor. Mit 16:6 sprach man sich für Variante 3 aus, eine Kombilösung, die viele Parkplätze, aber auch eine Stellfläche für ein eventuelles Festzelt am Rand vorsieht. Ohne Gegenstimmen einig war man sich: Die Bushaltestellen sollen parallel zwischen Real- und Förderschule angeordnet werden.

Die Gestaltung des Areals und damit die Entscheidung der Stadträte erwies sich als nicht ganz einfach – zu umfangreich sind die Anforderungen an die Gestaltung. Der künftige Grünzug entlang der neuen Realschule soll über die Seewiesenstraße hinweg auf dem Parkplatz fortgesetzt werden. Dort soll es natürlich möglichst viele Parkplätze mit guten Zufahrtsmöglichkeiten geben, aber auch einen geeigneten Platz, um ein Zelt für ein Vereinsfest aufstellen zu können. Die Versickerung des Oberflächenwassers soll über Sickermulden erfolgen – weshalb wiederum viel Grün nötig ist. Zudem waren Wohnmobilstellplätze und E-Ladestationen gewünscht.

Kleine Feiern von Vereinen sollen möglich sein: Mehrheit für Festplatz

Das ist die Quadratur des Kreises, meinte Thomas Etschmann und sprach sich für die SPD-Fraktion eher für Variante 4d aus, die zwar eine Bushaltestelle auf dem Parkplatz, aber dafür kein Festzelt vorsieht. "Es soll eine Campuslösung werden, nicht eine Festplatzlösung", sagte er. Wichtig sei die Aufwertung des Areals, damit das Vorhaben bei der Förderung durch die Regierung von Niederbayern in der Dringlichkeit nicht zeitlich nach hinten verschoben werde.

Die CSU-Fraktion favorisierte hingegen Variante 3, Rainer Flieger führte mehrere Gründe dafür an: Es wäre für die Stadt keine gute Werbung, wenn man in Stadtplatznähe keine Möglichkeit habe, ein Fest aufzuziehen. Dabei handle es sich um "kein Oktoberfest", sondern "ein Festl" für Vereine. Beim Hochwasser 2013 musste man THW, Rotes Kreuz und weitere Hilfsdienste zentral unterbringen, dafür brauche es Platz, Wasser, Strom, Toiletten und Versorgungsmöglichkeiten. Als Fahrlehrer nutze er den Platz für Motorradfahrer-Übungen und Prüfungen mit Bulldogs. Und wenn Busse Schüler für zwei Stunden zur Turnhalle bringen, parkten sie hier bis zur Rückfahrt.

Auch Mario Kaiser (Junge Liste) hielt fest an einem Festzelt für Feiern örtlicher Vereine, aber auch kulturelle Veranstaltungen. Einen Festplatz außerhalb anzusiedeln nannte er "komplett falsch": "Das Fest lebt von der Synergie aus Stadt und Fest", ist er sich sicher.

Dem stimmte Manfred Ziegler für die Freien Wähler zu: "So einen zentralen Platz darf man nicht verbauen für Veranstaltungen", sagte er und erinnerte an das Fest zum Feuerwehrjubiläum vor vier Jahren. Zudem würde die Schaffung eines neuen Platzes außerhalb Kosten verursachen.

Dagegen wandte Matthias Meier ein, dass man nicht Kompromisse eingehen solle, nur um in 25 Jahren mal ein Zelt für ein Fest aufzustellen: "Das ist nicht verhältnismäßig." Vielmehr solle man für ein gutes Umfeld sorgen, damit sich die Schülerzahlen entsprechend entwickeln. Bürgermeisterin Sedlmeier meinte dazu, es wurden mehrere Feste von Spielmannszug, Rotem Kreuz und Reservisten gefeiert. Feste gehörten in Bayern zum Kulturgut. Es müsse kein Volksfestplatz werden, sondern einer für kleine Vereinsfeste: "Ich glaube, da kann man mit der Regierung schon diskutieren", sagte sie.

Schnell einig waren sich die Stadträte hingegen bei den Busbuchten. Auch hier hatte Moritz Obergrußberger vom Planungsbüro mehrere Möglichkeiten vorgestellt: parallel zwischen LLR und Förderschule, ohne und mit verkehrsberuhigter Zone, eine Busbucht um die Kurve verlegt Richtung Stadion oder in die andere Richtung auf den Parkplatz verschoben.

Die Stadträte bevorzugten die erste Variante zwischen den beiden Schulhäusern und waren eher gegen eine Verkehrsberuhigung, die jeden Tag immer Schrittgeschwindigkeit vorschreibt, auch wenn kein Schulbetrieb herrscht. Das würde mehr Probleme schaffen als bisher, meinte Rainer Flieger: "Die Kinder wissen dann, dass sie Vorrang haben und rennen zwischen den Bussen durch." Derzeit funktioniere alles gut, die Schüler gehen neben dem Bus vor zum Zebrastreifen und überqueren erst dann die Straße: Dies schilderten Bürgermeisterin und mehrere Stadträte aus eigener Erfahrung. Falls es doch Bedenken zur Sicherheit gebe, könnte man Schülerlotsen einführen, ergänzte Thomas Etschmann.

"Muss man mit dem Auto über den Schulcampus fahren?"

Bauamtsleiter Christian Moosbauer wandte ein, dass das angeführte "bewährte System" derzeit anders aussehe: Ein Bus halte auf dem Parkplatz der Dreifachturnhalle, wenn auch nahe zur Schule. Der Schulcampus habe Vorrang, die Verkehrsberuhigung sei ein Signal an die Autofahrer, zu überlegen: "Muss man durch den Campus durchfahren?" Und er ergänzte: "Es muss eine deutliche Aufwertung des Platzes gelingen, sonst gibt es keine Förderung" – und die betrage immerhin 60 Prozent.

Unterstützung erhielt er von OBW-Geschäftsführer Peter Obergrußberger: Der künftige Grünzug werde sich von der Stadthalle über die Realschule bis zum Parkplatz fortsetzen – mit mehr Aufenthaltsqualität. Eine Verkehrsberuhigung sei sinnvoll, damit nicht jeder durchfahre. Schließlich hatte man ja sogar mal über eine Verlegung der Straße nachgedacht.

Während sich das Gremium einstimmig für die Schaffung von E-Ladesäulen bzw. das Verlegen von Leerrohren zur späteren Nachrüstung aussprach, war man ebenso einstimmig gegen die Schaffung von Wohnmobil-Tagesstellplätzen. Sie nehmen zu viel Platz weg und man müsste Infrastruktur wie Wasser und Strom schaffen und mit den Nutzern auch abrechnen, meinte Manfred Ziegler. Wohnmobil-Stellplätze sind sinnvoll, "aber nicht an dieser Stelle", so die Bürgermeisterin.

− gs


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