Schaufling
Neun Hektar Naturwald am Hausstein

Neue Schutzkategorie im Bayerischen Waldgesetz – Eine Art „Mini-Nationalpark“

05.01.2023 | Stand 17.09.2023, 6:11 Uhr

Jürgen Völkl und Klaus Stögbauer zeigen die genaue Lage des Naturwalds Hausstein auf ihren Geländekarten. −Foto: Forstbetrieb Bodenmais

Ein beliebter Nachmittagsspaziergang für alle Naturliebhaber im Deggendorfer Umland ist die „Haussteinrunde“. Der Hausstein ist ein gut 900 Meter hoher Berg und relativ leicht auf angenehmen Wegen vom Ruselparkplatz aus zu erreichen. Vom Gipfel oder vom „Königsstein“, einer Felsnase mit einer Granitsäule als Erinnerung an einen Besuch von König Ludwig I. im Bayerwald, genießt man bei schönem Wetter eine grandiose Aussicht ins Land, bei Föhn bis an die schneebedeckten Alpen.

Dem geübten Naturbeobachter sticht aber nicht nur die fantastische Aussicht ins Auge. Auch der Wald um den Hausstein ist besonders schön anzuschauen, bis zu 200 Jahre alte Buchen, Tannen und Fichten mit dicken Stämmen prägen das Waldbild. Viel Totholz liegt herum und die knorrigen Altbäume lassen den Wald magisch wirken.

Besonders mystisch präsentierte sich der Wald an einem nebligen Dezembertag, als Jürgen Völkl, Forstbetriebsleiter vom Forstbetrieb Bodenmais der Bayerischen Staatsforsten AöR (BaySF), und Klaus Stögbauer, Bereichsleiter Forsten vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Deggendorf-Straubing (AELF DEG-SR) vor Ort waren, um über die Besonderheit dieses Waldes zu informieren. Über den Termin berichtet der Forstbetrieb in einer Pressemitteilung.

„Wir stehen hier in einem etwa neun Hektar großen Naturwald“, erklärt Klaus Stögbauer, „hier findet kein menschlicher Eingriff statt – die Natur wird hier sich selbst überlassen, quasi eine Art Mini-Nationalpark“. Der Naturwald ist eine neue Schutzkategorie im Waldnaturschutz mit dem Hauptziel von Erhalt und Förderung der Artenvielfalt. Im Nachgang des Volksbegehrens „Rettet die Bienen“ wurde festgelegt, dass zehn Prozent der Staatswaldflächen als „grünes Netzwerk“ stillgelegt werden. Dafür wurde im Bayerischen Waldgesetz der neue Artikel 12 a geschaffen. Somit gibt es in Bayern über 80000 Hektar stillgelegte Wälder, die flächenwirksam über das ganze Land verteilt sind. Insgesamt ist ihre Fläche mehr als zehn Mal so groß wie der Chiemsee. Die Flächengrößen der einzelnen Naturwälder reichen von 0,3 Hektar (1/2 Fußballfeld) bis zu 400 Hektar am Stück.

„Der Bereich um den Hausstein bot sich besonders gut als Naturwald an, da es sich um einen alten Wald mit naturnaher Baumarten-Zusammensetzung handelt“, so Jürgen Völkl, „vor allem die alten Buchen und Tannen mit ihren vielen Höhlen und abgestorbenen Ästen werden von Spechten, Fledermäusen und vielerlei Insekten besiedelt. Außerdem liegt er nahe am Naturwaldreservat Rusler Wald und kann somit als Trittstein für verschiedene Tier- und Pflanzenarten dienen.“

Die Naturwälder sollen für die Gesellschaft weiterhin erlebbar bleiben und der Erholung dienen. Außerdem bieten die Naturwälder eine Grundlage zur Erforschung der Frage, wie sich der Wald ohne Einfluss des Menschen im Klimawandel verändert. Viele der Naturwälder stehen daher unter intensiver wissenschaftlicher Beobachtung und Betreuung.

Eingriffe gibt es in Naturwälder nur, wenn Schädlingsbekämpfung zum Erhalt des Waldbestands nötig ist oder durch absterbende Bäume am Wanderweg Gefahr für Leib und Leben der Waldbesucher besteht.

− dz