Polizei bittet um Fotos und Videos
Neue Details zu Ausschreitungen in Deggendorf - Videoüberwachung geplant

21.10.2022 | Stand 19.09.2023, 4:45 Uhr

Ein kurzes Video, das in den sozialen Netzwerken geteilt wird, zeigt offensichtlich Verletzte in einem Club. −Foto: Privatvideo/Screenshot

Nach den massiven Ausschreitungen in der Deggendorfer Innenstadt am vergangenen Wochenende hat die Polizei am Donnerstag neue Details genannt. Außerdem kündigte sie erste konkrete Konsequenzen an - darunter eine Videoüberwachung.



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In der Nacht auf Sonntag, 16. Oktober, war es im Innenstadtbereich von Deggendorf zu Auseinandersetzungen zwischen mehreren Personen gekommen. Die Kriminalpolizei Deggendorf hat in Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft Deggendorf die Ermittlungen zu den Vorfällen übernommen und arbeitet an der Klärung der Ereignisse. Dazu wurde auch eine gemeinsame Ermittlungsgruppe mit der Polizei Deggendorf wurde eingerichtet. "Die Ermittlungsgruppe ,Glasscherbe‘ vernimmt unter anderem Zeugen der Vorfälle und wertet vorhandene Bild- und Videoaufzeichnungen aus", teilte das Polizeipräsidium Niederbayern am Donnerstag mit.

So ist der aktuelle Stand der Ermittlungen

Nach aktuellem Ermittlungsstand der Polizei haben sich die Ereignisse am Wochenende folgendermaßen abgespielt: Am Sonntag gegen 1.45 Uhr kam es in einem Lokal zu einer Auseinandersetzung zwischen syrischen und albanischen Staatsangehörigen. Das Motiv der Auseinandersetzung, die genaue Anzahl der beteiligten Personen und die konkreten Tathandlungen dieser Personen seien noch Gegenstand der Ermittlungen. Im Verlauf der Auseinandersetzung wurden Polizeiangaben zufolge drei Syrer im Alter zwischen 26 und 29 Jahren leicht verletzt, einer der Männer wurde ambulant in einem Krankenhaus behandelt. Ein Albaner im Alter von 27 Jahren habe eine leichte Verletzung am Kopf erlitten. Eine an der Auseinandersetzung nicht beteiligte Frau sei durch eine herumfliegende Glasscherbe ebenfalls leicht verletzt worden.

Polizei widerspricht Gerüchten

Weiter betont die Polizei: "Derzeit liegen keine Erkenntnisse vor, dass Personen schwer verletzt wurden." Diesbezüglich hatte es in sozialen Netzwerken in den vergangenen Tagen zahlreiche Mutmaßungen gegeben, zeitweise ging auch das Gerücht von einem Toten um. All das konnte laut den polizeilichen Ermittlungen nicht bestätigt werden.

Eine der beteiligten Personengruppen wurde vom Sicherheitsdienst aus dem Lokal verwiesen, berichtet das Polizeipräsidium Niederbayern weiter. Hierbei habe ein Syrer einen Sicherheitsbediensteten des Lokals mit einer Glasscherbe angegriffen. Dieser sei aber nicht getroffen worden und blieb unverletzt. Nachdem sich die Personengruppe entfernt hatte, wurde durch die Sicherheitsbediensteten auch die zweite Gruppe aus dem Lokal verwiesen. "Erkenntnisse zu weiteren strafrechtlichen Tathandlungen vor dem Lokal im unmittelbaren Zusammenhang mit der genannten Auseinandersetzung liegen bisher nicht vor, können zum jetzigen Stand der Ermittlungen aber auch noch nicht sicher ausgeschlossen werden", so die Polizei. Die Ermittlungen hierzu dauern an.

Polizisten auf dem Michael-Fischer-Platz verletzt

In der Pressemitteilung ging das Präsidium auch näher auf einen weiteren Vorfall auf dem Michael-Fischer-Platz ein. Gegen 3 Uhr sei demnach dort ein 28-jähriger Deutscher von der Polizei kontrolliert worden. Dieser war zuvor vom Sicherheitsdienst aus dem Lokal verwiesen und der Polizei übergeben worden. Der 28-Jährige habe sich jedoch den Maßnahmen widersetzt und einen Beamten tätlich angegriffen. Der Polizeibeamte wurde dabei leicht verletzt. Ein 24-jähriger Deutscher wollte laut Polizei die Gewahrsamnahme des 28-Jährigen verhindern und attackierte unvermittelt einen anderen Polizeibeamten. Dieser sei dadurch ebenfalls leicht am Kopf verletzt worden und wurde ambulant in einem Krankenhaus behandelt.

Die beiden 24- und 28-jährigen Männer wurden in Gewahrsam genommen und nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen wieder entlassen. Aktuell ist Gegenstand der Ermittlungen, ob ein Zusammenhang mit der Auseinandersetzung im Lokal besteht. Was der konkrete Anlass war für die komplette Räumung der Innenstadt, darauf ging die Polizei in der Mitteilung nicht ein.

Zeugenaufruf: Polizei bittet um Fotos und Videos aus der Tatnacht

Staatsanwaltschaft und Kriminalpolizei sind bei den Ermittlungen auch auf die Unterstützung der Bevölkerung angewiesen. Wer zu den Auseinandersetzungen oder eventuellen weiteren Taten im besagten Zeitraum Angaben machen kann, wird gebeten sich bei der Kripo Deggendorf unter 0991/3896-0 zu melden. Außerdem wurde ein Medienupload-Portal eingerichtet. Die Kripo Deggendorf bittet darum, Video- oder Bildmaterial zu den Vorfällen über dieses Medienupload-Portal zur Verfügung zu stellen.

Verstärkte Polizeipräsenz in der Innenstadt - Videoüberwachung in Planung

"Vorfälle dieser Art sind geeignet, das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu beeinträchtigen", beurteilt das Polizeipräsidium die Vorfälle aus der Tatnacht. Es wird angekündigt: "Damit sich die Bürgerinnen und Bürger in Deggendorf weiterhin sicher fühlen können, wird die Polizei den Einsatzschwerpunkt in diesem Bereich weiter forcieren, mit verstärkten Kräften präsent sein und als Ansprechpartner auch vor Ort zur Verfügung stehen."

Die bereits angekündigten präventiven Maßnahmen wurden nach Angaben des Präsidiums zwischenzeitlich in konkrete Planungen umgesetzt. Die Polizei Deggendorf arbeite hierbei eng mit der Stadt Deggendorf zusammen. An den kommenden Wochenenden werde die Polizei unter anderem mit Unterstützung von Kräften der Zentralen Einsatzdienste des Polizeipräsidiums Niederbayern und der Bayerischen Bereitschaftspolizei verstärkt im Innenstadtbereich von Deggendorf unterwegs sein.

Die Stadt Deggendorf prüfe zudem eigenständig sicherheitsrechtliche Maßnahmen. So wurden inzwischen Betretungsverbote für bestimmte Bereiche gegen Betroffene erlassen. "Weiterhin bereitet die Polizeiinspektion Deggendorf in Zusammenarbeit mit der Stadt Deggendorf eine Videoüberwachung an relevanten Örtlichkeiten in der Innenstadt vor", heißt es in der Pressemitteilung. Zum Schluss weist das Präsidium auf eine Warnung der Staatsanwaltschaft Deggendorf hin: Entsprechende Taten würden "mit Nachdruck verfolgt und geahndet".

− cav