Nibelungenmarkt
Messer, Schmuck, Seifen und Schnaps: Plattling lockt Fieranten

19.07.2024 |

Egal ob Küchenmesser, authentische Gabeln oder Schnitzmesser für Kinder, bei Markus Aiglstorfer wird man für die mittelalterliche Küche fündig.

Der Plattlinger Nibelungenmarkt zieht Fieranten an. Sie verkaufen unter anderem mittelalterliches Besteck, Schmuck, Seifen und Schnaps. Dabei nehmen einige weite Wege auf sich, zum Beispiel Allan Walker aus Schottland. Er hat Gin im Gepäck.

Eine Kleinstadt, die zufälligerweise ideal für eine Übernachtung auf einer Reise zwischen Worms und Passau gelegen ist, hat sich wieder ihrer historischen Bedeutung zugewandt und verwandelt sich für einige Tage ins mittelalterliche Pledelingen. Ein solches Spektakel, gerade wenn dieses sogar Königspaare in die Stadt bringt, lockt auch Menschenmengen an. Und wo Menschenmengen sind, sind auch Fieranten nicht fern. Schließlich sind die Menschen nach ein oder zwei Flascherl Johannisbeerwein meist auch kauffreudiger. Ein vielversprechendes Rezept also für ein gelungenes Geschäft, ein solcher Nibelungenmarkt.

Das denkt sich auch Markus Aiglstorfer. Er bietet Mittelalterbesteck an. Von authentischen Gabeln und Messern bis zu kleinen Schnitzmessern für Kinder und rustikale Küchenmesser ist alles dabei. Eigentlich arbeitet der Marzlinger als Automechaniker, begeistert sich aber schon, seit er denken kann, fürs Mittelalter. So hat er schon seit 30 Jahren ein Trachtenschmuckgeschäft und ist auch Mitglied einer Mittelaltergruppe. „Da hat eben das Eine das Andere ergeben“, erzählt er, auf die Frage, wie er zu seinem Stand gekommen sei. Vor zwei Jahren war Aiglstorfer auch schon in Pledelingen zu Gast, bot damals auch noch authentischere Dinge wie Holzschuhe an.

Coolness schlägt Authentizität

„Das geht hier aber nicht so gut, es ist ja kein richtig authentischer Mittelaltermarkt“, sagt er. Deswegen habe er sich bei seinem zweiten Marktbesuch nun auf Besteck und Trachtenschmuck fokussiert. Die Griffe stellt er selbst her, die Klingen kommen von Schmieden aus seiner Umgebung. Eigentlich legt der Mittelalterfan Wert auf Authentizität. Nach Pledelingen komme er trotzdem immer gern: „Hier sind die Leute einfach cool!“

Elke Zinsmeister berät gerade zwei Kunden, die an ihrem Stand ein Produkt kaufen wollen, das man so auf einem Mittelaltermarkt erst einmal nicht erwartet: Seife. Die stanken früher doch alle und mehr als zwei mal im Jahr zu baden war Hexenwerk. Dass dies hartnäckige Mythen sind und es sogar eine Zunft für Seifenhersteller gab, soll hier nur eine Randnotiz bleiben. Hergestellt werden die Seifen, die in Pledelingen angeboten werden, von Zinsmeister selbst. Sie sind zertifiziert und vegan. Mit Herzblut spricht sie über ihre seifige Leidenschaft. Auch sie ist schon das zweite mal mit ihrem Stand in Pledelingen und freut sich auch heuer darüber, wie gut ihre Seifen angenommen werden. „Es ist einfach ein toller Markt hier!“

Schmuck mit Steinen und Schnaps aus Schottland

Direkt vor dem Rathaus kann man sich mit Schmuck eindecken, der auch noch gesund sein soll. „Ich will so viele Unikate wie möglich anbieten. Ich habe aber auch so viele Ideen, dass das ganz gut funktioniert“, erzählt Rita Stoiber lachend. Sie präsentiert an ihrem Stand Schmuck aus der eigenen Manufaktur. Seit nunmehr zehn Jahren stellt sie diesen als Hobby her, seit sechs Jahren bietet sie diesen auch auf Mittelaltermärkten feil. Ihr ist allerdings nicht nur wichtig, dass ihr Schmuck schön aussieht, sie legt auch Wert darauf, ihn mit sogenannten Heilsteinen herzustellen. Hierzu berät sie ihre Kunden ebenso wie zum Schmuck selbst. Schulmedizinisch sei das zwar nicht anerkannt, es gebe aber ausreichend alternative Quellen, um die Wirkung dieser Steine nachzuweisen, erzählt Stoiber. So habe scheinbar schon Hildegard von Bingen zu Heilsteinen geforscht.

Einen reisenden Händler aus einem fernen Land darf die Nibelungenstadt dieses Jahr ebenfalls begrüßen. Wer schottischen Gin verköstigen möchte, ist am Stand von Allan Walker aus Selkirk genau richtig. Er und sein Schwager haben verschiedene Gins von der Insel mitgebracht, die mit lokalen schottischen Zutaten destilliert wurden. Ihr Lieblingsprodukt: der Bannock Gin. In diesen wird zwölf Wochen lang ein Fruchtkuchen aus Selkirk gelegt, um dem Wacholderschnaps einen unverkennbaren Geschmack zu verleihen. Angefangen hat das Ganze als Hobby, die Idee stammt von Walkers Frau Jane. Mittlerweile hat er die Leidenschaft zum Beruf gemacht, auch ein Restaurant betreibt er in Selkirk. International bietet er seine Spirituosen übrigens nur an einem Ort an – in Pledelingen.

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