Theater für Kinder und Erwachsene
Kulturmobil in Flintsbach: Von Neinhorn, Nahund und Liebeswirren

13.08.2024 | Stand 13.08.2024, 17:00 Uhr |
Marianne Bauer

Befreiung der Prinzessin aus dem Turm: Neinhorn, Wasbär und Nahund retten die Königsdochter. − Foto: Marianne Bauer

Mit seiner mobilen Bühne hat das Kulturmobil des Bezirks Niederbayern, das seit 27 Jahren durch die niederbayerischen Orte reist, auch wieder in Winzer auf dem Gelände des Ziegel- und Kalkmuseums in Flintsbach Station gemacht.

„Für uns“, sagte zweite Bürgermeisterin Friederike Sandner in ihrer Begrüßung der Gäste, „ist es sogar ein kleines Jubiläum, denn vor genau 20 Jahren gastierte es das erste mal hier in Flintsbach.“

Vor 250 Zuschauern − Kinder, Eltern und Großeltern – präsentierte das Theaterensemble am Nachmittag „Das Neinhorn“ nach dem Kinderbuch-Bestseller von Marc-Uwe Kling. Schon allein der mit bunten Luftballons bemalte Theaterwagen erzeugte glänzende Augen. Als dann die beiden Schauspielerinnen Laura Puscheck und Britta Werksnis, die in mehrere Rollen schlüpfen mussten, Luftballons verteilten, wurden die Freude und Spannung groß.

Das Neinhorn, der Wasbär, der Nahund und die Königsdochter



Dann ging’s los: Im Herzwald kommt ein kleines schnuckeliges Einhorn zur Welt. Alle sind ganz „lilalieb“ zu ihm und füttern es ständig mit gezuckertem Glücksklee. Das Tierchen aber benimmt sich trotzdem ganz und gar nicht einhornmäßig. Es sagt einfach immer Nein, sodass seine Familie es bald nur noch „Neinhorn“ nennt.

Nicht mehr zufrieden mit der Zuckerwattewelt, bricht es aus und verlässt seine Artgenossen. Es trifft einen Wasbären, der gerne ein Bad mit vielen Seifenblasen genießt. Jedoch zuhören will er nicht und er fragt deshalb jedes an ihn gerichtete Wort mit „Was?“ nach. Weiter lernt es einen Hund kennen, den Nahund, dem echt alles egal ist.

Sie befreien mit viel List und der Hilfe eines tapferen Mädchens aus dem Publikum eine in einen Turm wegen Aufmüpfigkeit eingesperrte Prinzessin. Deren Lieblingswort heißt „doch“. Als Königsdochter spricht sie gerne dagegen und genießt das Leben in vollen Zügen. Die Vier sind ein ziemlich gutes Team und haben mit ihrer gemeinsamen Bockigkeit weiterhin großen Spaß im Herzwald. Ja-Sager sind sie jedenfalls nicht.

Viel kreativer Wortwitz und Musicaleinspielungen



Das Theaterstück war mit viel kreativen Wortwitzen und Musicaleinspielungen gespickt. Die Kinder waren aufmerksam dabei und begeistert, weil sie oft zu Zwischenrufen aufgefordert wurden. Die Regie führte Sebastian Kamm, die Musikauswahl hat Martin Kubetz getroffen.

Am Abend wurde die Besucheranzahl des Nachmittags mit über 350 Erwachsenen enorm getoppt. Das Theaterensemble bot ihnen William Shakespeares berühmte Komödie „Ein Sommernachts-Traum“. „So viele Zuschauer hatten wir noch nie“, stellten Monika Kleehaus und Ulrike Bartl vom Museumsteam Flintsbach fest.

In der Handlung ging es um eine bevorstehende Hochzeit, einen Ehestreit samt Intrigen und Liebeswirren. Dem Rottaler Sebastian Goller, der die Spielfassung des Klassikers geschrieben hat, ist eine hervorragende Inszenierung gelungen.

Die Handlung der Komödie beschreibt die Hochzeitsstimmung in Athen, wo Herzog Theseus die Amazonenkönigin Hippolyta heiraten wird. Hermia, die Lysander liebt, soll außerdem auf Wunsch ihres Vaters Demetrius heiraten. Da ihr, wenn sie dem Wunsch des Vaters nicht folgt, der Tod oder lebenslange Einsamkeit und Enthaltsamkeit droht, flieht sie mit Lysander in den Wald. Demetrius, der ebenfalls in Hermia verliebt ist, folgt ihnen mit der ihn liebenden Helena nach.

Gleich nebenan im Zauberwald beginnt eine verwunderliche Handwerkertruppe, für die bevorstehende Hochzeit ein Theaterstück mit dem Titel Pyramus und Thisbe einzustudieren. Der Spielleiter ermahnt, die Rollen über Nacht auswendig zu lernen, was dem Spieler des Löwen mit einem einzigen Gebrüll nicht schwer fallen dürfte. Handwerker Zettel kämpft derweil mit osteuropäischem Akzent um die Hauptrolle.

Irrungen und Wirrungen um zwei Liebespaare



Im Wald geraten die Liebenden in die magische Sphäre der Elfen um das streitende Königspaar Titania und Oberon. Hier nehmen die Liebesgeschichten mit Irrungen und Wirrungen erst so richtig ihren Lauf. Puck, der Hofnarr des Elfenkönigs Oberon, verzaubert nach und nach die Gesellschaft, so auch Zettel, den er in einen Esel verwandelt. Obendrein muss Puck eine besondere Blume finden, deren Blütensaft, in die Augen geträufelt, wahre Liebeslust erwecken wird.

Zum Happy End heiraten Herzog und Amazone ebenso wie die beiden Athener Liebespaare – und die Handwerker führen ihr Theater auf.

Alle Darsteller, Robert Erby, Eva Gottschaller, Kolja Heiß, Korbinian Josef Müller, Dèsirée Siyum und Laura Trischkat spielten in absoluter Perfektion. Sie mussten mehrfach verschiedene Rollen besetzen. Allein schon das rasche Umkleiden, die Ausdrucksweise mit explosivem Wortschwall und die Musik dazu (Martin Kubetz) waren genial. Das Bühnenbild war fantasievoll geprägt von kreuz und quer durchzogenen grünen elastischen Bändern, die den Wald darstellten, und von den einfallsreichen Kostümen. Obendrein beherrschten das Stück jede Menge Hänseleien, Sticheleien, Albernheiten und mitunter derbe und frivole Anspielungen. Unter den Zuschauern waren auch Kreisheimatpfleger Florian Jung, Kirchenpflegerin Marion Stöger und Marktrat Christian Wölfl.

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