99 Werke von 78 Künstlern
Jahresausstellung des Deggendorfer Kunstvereins: Eine „Kunstfamilie“ sprengt den Rahmen

14.12.2024 | Stand 14.12.2024, 11:00 Uhr |
Josefine Eichwald

Rund 150 Mitglieder hat der Kunstverein Deggendorf, nahezu die Hälfte hat die Jahresausstellung 2024 bestückt: Ans Gruppenbild bei der Vernissage schlossen sich viele gute Gespräche an. − Fotos: Josefine Eichwald

Die Jahresausstellung 2024 des Kunstvereins Deggendorf im Kapuzinerstadl sprengt diesmal alle Rahmen: 99 Werke von 78 Künstlern drängen sich aneinander.

Ihre Ausbildung und ihre Vita sind unterschiedlich, von akademischen Malern und Bildhauern bis hin zu „Quereinsteigern“ – und das, was an Kunst entsteht, ist ebenso vielgestaltig: Die frischgebackene Doktorin der Betriebswirtschaft Dr. Luisa Koloch (29), die beruflich grad auf dem Sprung nach Salzburg ist, hat ein blau-schwarz-rot dominiertes Erstlings-Acrylwerk „Tenacious Soul“ beigesteuert. Der „Neu-Senior“ Dieter Speth (66) aus Metten, ehemals Beamter beim Bundesamt für Flüchtlinge in Zirndorf, eine Yin-Komposition. Er nennt sie „Oskar“, mit einer vergoldeten Holzfigur und einem Netz, bestehend aus zahlreichen mit Draht verbundenen Ringen und zwei Eulen.

So viele Künstler waren noch nie beteiligt



So viele beteiligte Künstler wie noch nie – da wundert es nicht, dass bei der engen Reihung von Gemälden, der so genannten „Petersburger Hängung“, nicht immer alles so stimmig ausgeht, wie es sein könnte. Manche Motive, gerade auch Skulpturen wie die von Stephan Forster, einem Kupferbildhauer aus Aidenbach, oder die Keramiken der Deggendorferin Eva Preißinger kommen nicht optimal zur Geltung. Forsters kupfergetriebenes und verlötetes 16 000-Euro-Werk „Der verzauberte Apfelbaum“ scheint aus den Ziegelmauerwerk „herauszuwachsen“, Preißingers Figuren „Er“ und „Sie“ , ebenfalls im Erdgeschoss, heben sich genauso schwer vom Hintergrund-Ambiente ab. Ein Eyecatcher befindet sich nur wenige Schritt entfernt im Kapuziner-Foyer: Natascha Lankes, auch Neumitglied, hat ihre „Amazone“ aus Keramik mit Platinlüster gestaltet. „Ich möchte immer Neues ausprobieren“, sagt die vielseitig-kreative Aidenbacherin, die ursprünglich Zahntechnikerin gelernt hat, später ein Grafik- und Design-Studium draufgesetzt und auch viele Schmuckstück-Unikate entworfen hat. Von ihr stammt übrigens auch das teuerste Werk der Ausstellung: das 18 000 Euro teure „Seelenpförtner“-Gemälde in Mischtechnik. Im unteren Preisbereich finden sich Bilder und Objekte zwischen 150 und 500 Euro.

Erstaunliche Bandbreite an Materialien, Techniken und Titeln



Thematisch waren den Teilnehmern keine Grenzen gesetzt, was sich in einer erstaunlichen Bandbreite an Materialien, Techniken und Titeln bemerkbar macht. Unter anderem finden sich in der Ausstellung Kalligrafie und Fotocollage, Zeichnung, Stoff mit Stickerei, Pastellkreide oder Metall mit Struktur, wie die faszinierend filigranen „Anstrebenden Formen“ von Helmuth Schuster aus Grafling. Realistisches wie die Mettener Kirche St. Michael von Robert Eid (Acryl) ist ebenso zu entdecken wie die an eine Marionette erinnernde, zwei Meter hohe, hängende Lindenholzfigur. Das Halbrelief hat der Bernrieder Walter Wenzl, eigentlich Glasdesigner, mit Acrylfarbe bemalt und „Da schaust Dali“ genannt, inspiriert von Salvador Dalis „Dame mit dem Rosenkopf“.

„Der Jüngste drückt noch die Schulbank, die ältesten Teilnehmer sind ,junge 90‘“, freute sich bei der Vernissage Vorsitzender Thomas Darcy angesichts der „Fülle an Kunst“, bei deren Zurschaustellung ihm zahlreiche Mitglieder als Kuratoren oder bei der Hängung geholfen hatten. Darcy, gerade aus Florida zurückgekehrt, verwies darauf, dass in den USA Vernissagen mit DJs und karibischen Cocktails abgehalten würden. Hierzulande wolle man es aber „gediegener“ halten. Er bedankte sich bei der Stadt für die Förderung.

Das künstlerische Leben in Deggendorf ist äußerst rege



Dritte Bürgermeisterin Renate Wasmeier sprach, in Vertretung des zur Vorweihnachtszeit „durchgetakteten“ OB Christian Moser, ein Grußwort mit Blick auf das rege künstlerische Leben – von der Sandkrippe bis hin zu Saxa in der Stadtgalerie. Ein bessere akustische Begleitung als die des Passauer Musikers Stefan Spatz mit wunderbarer „Lautmalerei“ – mit den Händen an der Handpan – hätte man sich nicht wünschen können. Die Ausstellung, die sich zur Eröffnung CSU-Stadtrat Paul Linsmaier, der Landkreis-Kulturreferent Florian Jung oder der Vorsitzende des Kunst- und Kulturvereins Regenbogen aus Plattling, Christian Hofbrückl, nicht entgehen ließen, dauert bis 6. Januar. Am Dreikönigstag ist nicht wie gewohnt um 17 Uhr Schluss, sondern bereits um 16 Uhr.

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