Die ehrenamtlichen Wirtsleute der Loderhart
Genauso alt wie die Bundesrepublik: Die Ortsgruppe Deggendorf der Naturfreunde feierte ihr 75-jähriges Bestehen

02.10.2024 | Stand 02.10.2024, 16:59 Uhr |
Jutta und Klaus Knauer

Jubiläumsfeier: Die Geehrten, Ehrengäste und die Vorstandschaft im Gruppenbild. − Foto: Klaus Knauer

Voll war er, der Saal vom Krahwirt in Simmling, als die Ortsgruppe Deggendorf der Naturfreunde ihr 75-jähriges Bestehen feierte.

Gegründet wurde die Ortsgruppe Deggendorf der Naturfreunde im Mai 1949. Ziel war es schon damals, die Menschen für die Schönheit der Natur zu begeistern, aber auch behutsam mit ihr umzugehen.

Nach kurzen Grußworten von Schriftführerin Christine Sigl, die gekonnt und kurzweilig durch das Programm führte, folgte die Begrüßung des stellvertretenden Vorsitzenden Rudi Miedl, der den 1. Vorsitzenden Günter Löffelmann vertrat. Miedl freute sich, dass Delegationen der Ortsgruppen Regensburg, Stephansposching und Landau ebenso gekommen waren wie Vorsitzende und Stellvertreter befreundeter Vereine. Begrüßt wurden Margret Tuchen vom Stadtsportverband, Jürgen Fröbus vom Alpenverein, Julia Grosch und Josef Loderbauer von der Bergwacht, Peter Schubert mit Gefolge vom Waldverein, Revierleiter Martin Moll von den Bayerischen Staatsforsten und die FF Berg sowie Ehrenmitglied Franz Lichtmannegger. Die Oberpöringer Bauernmusi unter der Leitung von Franz Maier sorgte für den stimmigen musikalischen Rahmen.

Alle Redner lobten die Naturfreunde für ihr großes Engagement im Natur- und Umweltschutz. Naturfreunde vermitteln generationsübergreifende Werte, Freundschaft und Geselligkeit. Gerade in heutigen Zeiten sei dies sehr wichtig und verdiene höchsten Respekt. Alle dankten den Ehrenamtlichen für ihre Leistung im Dienste der Allgemeinheit.

65000 Menschen in 540 Ortsgruppen bei den Naturfreunden tätig



Wie Landrat Bernd Sibler gegoogelt hat, sind ca. 65 000 Menschen in 540 Ortsgruppen bei den Naturfreunden ehrenamtlich tätig. Die Deggendorfer Ortsgruppe sei genauso alt wie die Bundesrepublik Deutschland, das Grundgesetz und Siblers Mutter.

Nach den Zerstörungen des zweiten Weltkriegs haben sich die Menschen nach Erholung in der Natur gesehnt. Für die Deggendorfer Naturfreunde sei die Loderhart der Ort, an dem Gemeinschaft und Freundschaft gepflegt werden. Sibler erinnert sich an sehr schöne Erlebnisse dort. Er sicherte den Deggendorfern auch weiterhin finanzielle Unterstützung des Landkreises zu, wenn diese benötigt wird.

Günther Pammer vertrat OB Christian Moser. Seit einem Dreivierteljahrhundert seien die Naturfreunde Deggendorf ein fester Bestandteil des städtischen Lebens, stellte er fest. Durch Wanderungen, Umweltbildungsprojekte oder den Einsatz für nachhaltigen Naturschutz haben sie maßgeblich dazu beigetragen, dass auch zukünftige Generationen die Schönheit der heimischen Natur erleben können. Er wünscht sich auch für die nächsten Jahre ein starkes Miteinander mit inspirierenden Ideen. Als Gastgeschenk, Dank und Anerkennung gab es von der Stadt einen Spendenscheck in Höhe von 750 Euro.

Graflings 2. Bürgermeister Markus Haftner, in dessen Gemeindegebiet das Berghaus Loderhart liegt, überbrachte Glückwünsche vom 1. Bürgermeister Anton Stettmer: Für viele unvergessliche Erlebnisse sorgten die Naturfreunde nicht nur bei Bürgerinnen und Bürgern aus dem Landkreis, sondern weit darüber hinaus. Er selbst besuche die Loderhart sehr gerne, sagte Haftner. Dass seit vier Jahren dort ein Getränkeautomat steht, der außerhalb der Öffnungszeiten Wanderer versorgt, findet er sehr positiv. Er dankte den Ehrenamtlern dafür, dass die Loderhart als Gast-, Übernachtungs- und Begegnungshaus bewirtschaftet wird. Dies sei gerade beim aktuellen Wirtshaussterben nicht selbstverständlich und ein großes Geschenk für den gesamten Landkreis.

„Wir vererben unsere Erde nicht an unsere Kinder, wir haben sie nur geliehen“



Martin Meyer, stellvertretender Vorsitzender des Landesverbands der Naturfreunde, überbrachte Glückwünsche des Vorsitzenden Alexander Körber und der gesamten Vorstandschaft. Stolz kann die Deggendorfer Ortsgruppe zurückblicken: Aus anfänglich zwölf Gründungsmitgliedern sind die aktuell rund 200 geworden. Seit 1967 hat der Ortsverein das Berghaus Loderhart eigenständig übernommen und führt es seitdem erfolgreich, auch durch schwere Zeiten. Dies verdiene höchsten Respekt. Bürokratismus und stetig wachsende Auflagen der Behörden machen die Zukunft nicht leichter, so bleibe zu hoffen, dass die Aktiven auch in Zukunft mit gleichem Elan, Freundschaft, Werten und Zusammenhalt weitermachen. „Wir vererben unsere Erde nicht an unsere Kinder, wir haben sie nur geliehen“, sagte er.

Zuletzt sprach der stellvertretende Bezirksvorsitzende Dr. Klaus-Dieter Groß. Auch er würdigte die Deggendorfer Naturfreunde, die die zweitälteste Ortsgruppe in Niederbayern sind. Er überbrachte Grüße vom Bezirksvorsitzenden Roman Dotzer und der gesamten Regensburger Ortsgruppe. Er wünscht sich weiterhin ortsgruppenübergreifende Aktionen. Seine Rede beendete er mit dem vollständigen Gruß, den sich die Naturfreunde im Jahr 1900 in Graz gaben: „Berg frei, Mensch frei, Welt frei.“

6 D-Mark Jahresbeitrag, zahlbar auch in Raten



In einer kurzweiligen Chronik ließ Christine Sigl 75 Jahre Vereinsgeschichte Revue passieren. 1949 gründeten zwölf Mitglieder den Ortsverband. Ein Jahr später bereits erwarb der Landesverband das Berghaus Loderhart auf Anraten der Deggendorfer. 6 D-Mark Jahresbeitrag, zahlbar auch in Raten, wurden damals für Mitglieder fällig. 1967 wurden die Deggendorfer Naturfreunde durch den Grundbucheintrag Eigentümer und Verwalter der Loderhart. Bis 1970 waren es finanziell schwere Zeiten, die nur mit viel Zusammenhalt, Kameradschaft und Arbeit gemeinsam überstanden wurden. Es folgte ein Auf und Ab. In 555 Arbeitsstunden sanierten die Mitglieder 1989 die Loderhart-Kapelle, 1990 wurde sie geweiht. 2016 investierte man 45 000 Euro in Brandschutzmaßnahmen, 2018 folgte der Bau eines Geräteschuppens aus Holz für 26 000 Euro. Man ernannte Ehrenvorsitzende und verlieh Auszeichnungen, feierte Feste und Jubiläen. Für die Zukunft wünscht man sich zahlreiche junge Mitglieder, die sich aktiv am Vereins leben beteiligen und den Fortbestand der Loderhart für die nächsten Generationen sichern.

Für ihre Arbeit im Hausdienst auf der Loderhart wurden geehrt: Maria Sagerer, 47 Jahre Dienst, Rudi Miedl 46 Jahre, Christine und Franz Sigl 45 Jahre, Anita Schiller 42 Jahre, Josef Schiller 41 Jahre, Inge und Franz Lichtmannegger 32 Jahre, Christine Sigl jun. 28 Jahre, Rosi und Michael Kopp sowie Andrea Miedl, je 24 Jahre, Irene und Andreas Lichtmannegger 21 Jahre und Richard Klein 20 Jahre.

Mit passender Musik, einem reichhaltigen Buffet und bester Stimmung wurde noch lange weiter gefeiert. „Berg frei“ für die nächsten Jahrzehnte.

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