Iggensbach
Ein Haushalt für den Fortschritt

Haider: Mit Investitionen Entwicklung in der Gemeinde sichern – Erstmals wieder Kreditaufnahme

17.03.2023 | Stand 25.10.2023, 11:42 Uhr

Begeistert spielen die Mädchen und Buben im Freigelände des Kindergartens Iggensbach. Weil die Plätze in der Einrichtung nicht ausreichen, wird ein neuer Kindergarten gebaut – die Maßnahme ist der größte Posten bei den Ausgaben der Gemeinde. −sas-medien

Von Sabine Süß

Zum ersten Mal seit sieben Jahren nimmt die Gemeinde Iggensbach wieder einen Kredit auf. Darüber informierte Kämmerer Franz Sagerer die Gemeinderäte bei der Vorstellung des Haushalts 2023. Doch es ist kein Luxus, der damit finanziert werden soll, stellte Bürgermeister Wolfgang Haider klar: „Das sind Schulden für die Zukunft, mit diesen Investitionen sichern wir die Entwicklung unserer Gemeinde.“ Die Gemeinderäte verabschiedeten den erneuten Rekordhaushalt mit einem Volumen von 6,8 Millionen Euro einstimmig.

Der Haushalt 2023 habe wieder einen kleinen Rekord aufzuweisen, stellte Sagerer fest: „Ein Volumen von 6,8 Millionen Euro haben wir noch nie gehabt.“ Vorgesehen sind Investitionen von 1,85 Millionen Euro. Dazu wird erstmals seit sieben Jahren wieder ein Kredit aufgenommen: 500000 Euro sind eingeplant, „ob wir sie dann auch brauchen, werden wir sehen“, erklärte Haider.

Der Verwaltungshaushalt umfasst 4,4 Millionen Euro. Die größten Einnahmeposten bilden der Gemeindeteil an der Einkommensteuer (1,2 Millionen Euro), die Schlüsselzuweisung (1,1 Millionen Euro) und die Gewerbesteuer (420000 Euro). Über die Kanalbenutzungsgebühren für die drei Kläranlagen, die Konzessionsabgabe und die Wassergebühren fließen 476440 Euro in den Verwaltungshaushalt ein, 530000 Euro machen die Einnahmen aus dem Personalkostenzuschuss für den Kindergarten aus.

Die größten Ausgabeposten im Verwaltungshaushalt sind die Kreisumlage (1 Million Euro), die Ausgaben für den Kindergarten (789900 Euro) sowie Personalaufwendungen und EDV-Kosten in der Gemeindeverwaltung (591600 Euro). Schulverbandsumlagen und sonstige schulische Aufwendungen schlagen mit 325260 Euro zu Buche. Die Personalkosten für den Bauhof belaufen sich auf 387080 Euro. Um 72000 Euro gestiegen sind die laufenden Aufwendungen für die drei Kläranlagen (334992 Euro) bedingt durch die höheren Strompreise und höhere Kosten für die Klärschlammentsorgung, erklärte Sagerer. Für die Wasserversorgung fallen Ausgaben in Höhe von 235190 Euro an. 72995 Euro sind als Zuführungsbetrag zum Vermögenshaushalt eingeplant.

Der Vermögenshaushalt umfasst 2,4 Millionen Euro. Zu den größten Einnahmenposten zählt der Verkauf von Grundstücken mit geplanten 1,18 Millionen Euro, gefolgt von 500000 Euro aus der beschlossenen Kreditaufnahme und knapp 250000 Euro aus der allgemeinen Rücklage. 150000 Euro für Grundstücksverkäufe im Baugebiet Iggensbach-Ost sind bereits verbucht.

Kindergartenbaugrößter Ausgabeposten

Der größte Posten bei den Ausgaben ist der Neubau des Kindergartens. Die Planungskosten belaufen sich auf 210000 Euro, 390000 Euro sind für das Kellergeschoss eingeplant, das im Herbst gebaut werden soll, 95000 Euro bekommt der Schulverband für das Grundstück.

Für die Sanierung der Gemeindeverbindungsstraßen sind 360000 Euro eingeplant. Wegen der anstehenden Glasfaserverlegung wird die weitere Sanierung der Kopfsberger Straße verschoben. Stattdessen wird dieses Jahr die Straße von Sieberding nach Ecking vorgezogen, was zwei Zuhörer aus Sieberding mit einem zufriedenen Kopfnicken quittierten.

Für das Feuerwehrwesen sind 200000 Euro im Haushalt eingeplant, 114000 Euro sind für die neue Heizung im Rathaus und den barrierefreien Umbau sowie die EDV-Ausstattung vorgesehen. Eine Photovoltaikanlage für die Kläranlage Iggensbach, ein Regenüberlaufbecken in Reichenbach-Ost und ein neuer Störmelder für die Kläranlage Schöllnstein sind mit insgesamt 101100 Euro veranschlagt. Die Straßenbeleuchtung im gesamten Gemeindegebiet wird für 58000 Euro auf LED umgerüstet.

Am Jahresende sollen 355045 Euro an die Rücklage zugeführt werden, geplant ist außerdem eine ordentliche Tilgung von knapp 210000 Euro.

Konsequent hatte die Gemeinde die Schulden in den vergangenen Jahren abgebaut – von 2,5 Millionen Euro zum Jahresende 2017 auf 1,8 Millionen Euro Ende 2022. Die Pro-Kopf-Verschuldung sank von 1222 Euro auf 820 Euro. Zum Jahresende 2023 werden beide Kennzahlen wieder ansteigen, informierte Sagerer, der Schuldenstand liegt dann bei 2,1 Millionen Euro, die Pro-Kopf-Verschuldung bei 945 Euro.

Haider sprach von einem Fortschrittshaushalt mit wichtigen Investitionen: „Das hört nie auf. Wenn man meint, es ist alles erledigt, kommt wieder etwas Neues dazu.“ Doch das Bemühen um eine gute Entwicklung der Gemeinde mache sich bereits bezahlt: „Wenn ich das Gewerbegebiet anschaue, freue ich mich, wie weit Fenecon mit den Bauarbeiten schon ist, GLS ist fast fertig und Pfaffinger fängt heuer noch an. Hier entstehen über 400 Arbeitsplätze in zukunftsträchtigen Branchen. Das ist auf mittlere Sicht ein guter Grundstock, damit unsere Gemeinde finanziell gesundet.“

Reaktionen ausden Fraktionen

Die Fraktionssprecher würdigten die gute Arbeit von Kämmerer Franz Sagerer und der Gemeindeverwaltung bei der Aufstellung des Haushalts. „Wir machen mit dem Kindergarten-Neubau zwar neue Schulden, aber die Pro-Kopf-Verschuldung ist immer noch sehr gut. Es passt alles“, stellte Reinhard Feilmeier (CSU) fest.

Im „Mammut-Haushalt“ sei alles berücksichtigt, lobte Christian Heigl (UBL), mit dem Kindergarten-Neubau investiere die Gemeinde in die Zukunft. „Ein bisschen Spielraum haben wir uns auch schon erwirtschaftet“, stellte er zufrieden fest: Bei einem Haushalt, der 1,3 Millionen Euro mehr umfasse als im Vorjahr, werde nur ein Kredit von 500000 Euro benötigt.

Helmut Simmerl (SPD) lobte den ausgewogenen Haushalt. Die Schulden würden nicht für Luxusprojekte aufgenommen, sondern würden sich später auszahlen. „Auch wenn wir jetzt viel Geld ausgeben, sparen wir auf lange Sicht für den Bürger etwas ein“, sagte er und nannte als Beispiel die geplante Photovoltaikanlage für den Eigenbedarf auf der Kläranlage in Iggensbach.

Otto Thanner (WIR) freute sich, dass trotz der allgemein schwierigen Situation ein solider, zukunftsorientierter Haushalt aufgestellt werden kann: „Ein Gemeindehaushalt ist kein Wunschkonzert, sondern immer eine Abwägung, wie wir unsere knappen finanziellen Mittel einsetzen.“

Einstimmig verabschiedeten die Gemeinderäte den Haushalt sowie die Finanzplanung 2022 bis 2026. „Damit sind die Weichen gestellt. Jetzt müssen wir Fördergelder generieren und die richtigen Firmen finden, die unsere Planungen ausführen“, stellte Haider abschließend fest.

Kämmerer Sagerer präsentierte die Jahresrechnung 2022, die mit 4,2 Millionen Euro im Verwaltungs- und 1,5 Millionen Euro im Vermögenshaushalt abschließt. Die Zuführung zum Vermögenshaushalt beläuft sich auf 384548,60 Euro, die Zuführung zur allgemeinen Rücklage beträgt 247807,81 Euro.

Helmut Simmerl informierte noch aus der vhs-Versammlung: „Es geht wieder aufwärts bei der Zahl der Kurse und der Teilnehmer.“ Der Beitrag pro Bürger bleibe vorerst bei einem Euro, wenn die Entwicklung weiterhin so positiv verlaufe, könne er im nächsten Jahr wohl wieder auf das Vor-Corona-Niveau von 85 Cent abgesenkt werden.