Frauenpower an den Rechnern
EDV-Schulen Plattling: Programmiererin Nina Schwarzbauer fühlt sich wohl in einer Männerdomäne

28.10.2024 | Stand 28.10.2024, 19:00 Uhr |

Als einzige Frau im Jahrgang erhielt Nina Schwarzbauer (3 v.r.) den Meisterpreis der Bayerischen Staatsregierung und wurde von Landrat Bernd Sibler (l.) und Schulleiter Martin Griebl (r.) geehrt. − Foto: Neuhofer/Archiv

Wenn man an Informatiker denkt, hält sich auch heutzutage noch hartnäckig das Klischee des schlaksigen, brillentragenden Studenten, der in seinem dunklen Kämmerchen sitzt und die nächste große App programmiert. Auch wenn das natürlich hochgradig übertrieben ist, bleibt der Informatiker in den Köpfen der meisten Menschen immer noch eines: männlich.

Dass dieses Klischee jedoch längst überholt ist, dass die Branche nicht mehr so männerdominiert ist wie noch vor einigen Jahren und dass Frauen keinesfalls ausgeschlossen werden, weiß Nina Schwarzbauer. Als eine der Klassenbesten erhielt sie den Meisterpreis der Bayerischen Staatsregierung in der diesjährigen Abschlussklasse der EDV-Schulen Plattling (Landkreis Deggendorf) – in der sie die einzige Frau war.

„Wusste schon immer, dass mir die IT gefällt“

Eigentlich ist die 29-Jährige gelernte Industriekauffrau und hat nach ihrer Ausbildung einige Jahre in ihrem Ausbildungsbetrieb gearbeitet. „Ich wusste aber schon immer, dass mir die IT gefällt“, erzählt sie. Durch die Corona-Pandemie wurde es in ihrer bisherigen Branche schwierig. Daraufhin beschloss sie, in die IT zu wechseln. „Ich wollte aber auch etwas Handfestes in der IT haben.“ Also musste eine Weiterbildung her. Durch unsere Zeitung wurde sie auf einen Tag der offenen Tür der Plattlinger EDV-Schulen aufmerksam. Dann ging alles sehr schnell, und Schwarzbauer begann ihre IT-Weiterbildung.

Zu Beginn waren sogar noch zwei Frauen in der Klasse. „Sie hat dann aber ziemlich früh wieder aufgehört, weil sie wegen Corona in ihren alten Beruf zurückgegangen ist“, so Schwarzbauer. „Dann war ich die einzige Frau, aber das hat mich nie gestört.“

Arbeiten mit Männern ist Schwarzbauer oft lieber

Das Arbeiten mit Männern sei ihr sogar lieber. Bereits in ihrem alten Betrieb war sie in die Systemadministration gewechselt und hatte dort hauptsächlich mit Männern gearbeitet. „Wenn man in diesem Bereich ist und das gewohnt ist, fällt einem das gar nicht mehr so stark auf“, erklärt die 29-Jährige lächelnd.

Ohnehin sei der Klassenzusammenhalt an der Schule sehr stark gewesen: „Das merkt man an der EDV-Schule ganz besonders, gerade bei der Weiterbildung, weil einfach jeder aus eigenem Antrieb dort ist. Da ist der Zusammenhalt ganz anders.“ Man habe sich nach der Schule privat getroffen, um zu lernen und gemeinsam Themen zu besprechen, bei denen es eventuell noch Schwierigkeiten gab. Dabei war die Altersspanne der Schüler recht groß – von Anfang 20 bis Mitte 40 war alles vertreten.

Durch ihre Vorerfahrung in der IT hatte Schwarzbauer auch schon einige Berührungspunkte mit dem Programmieren. In der Schule merkte sie dann schnell, dass ihr das sogar sehr liegt. Nun, in ihrem neuen Job, arbeitet sie ausschließlich als SAP-Entwicklerin. Dort merkt sie auch, dass sich die IT-Branche im Wandel befindet. „In der Firma, in der ich jetzt bin, erkennt man den Unterschied nicht mehr stark. Mittlerweile sind viele Frauen hier tätig.“ Aktiv dafür eingesetzt, Frauen in die IT zu bringen, hat sich Schwarzbauer auch während ihrer Weiterbildung. Gemeinsam mit ihrer Lehrerin Heidi Schauer-Köckeis organisierte sie einen Girls’ Day, um junge Mädchen für die Branche zu begeistern.

Geschlechterverteilung in der IT ändert sich

Wie bereits beschrieben, scheint das Engagement von Menschen wie Schwarzbauer Wirkung zu zeigen. In ihrem neuen Job ist die Frauenquote durchaus hoch. Sie erinnert sich jedoch noch daran, dass sie als Systemadministratorin im alten Betrieb den einen oder anderen Kommentar von männlichen Kollegen zu hören bekam. „Das ist mittlerweile aber nicht mehr so“, freut sie sich. Wenn man erst einmal im Beruf angekommen ist, sei das Geschlecht ohnehin kein Problem mehr.

„Der Einstieg in diese Welt ist oft die größte Herausforderung“, erklärt sie. Schon in der Realschule wollte ihre Lehrerin, dass sie den IT-Zweig wählt. „Aber ich wäre damals in der siebten Klasse das einzige Mädchen gewesen, und das habe ich mich nicht getraut. Wenn man diesen Schritt aber einmal wagt, ist es mittlerweile nichts Auffälliges mehr.“

Ihr Tipp an junge Mädchen und Frauen, die Interesse an der IT haben? „Wenn einem etwas Spaß macht, sollte man dafür kämpfen und sich nicht abschrecken lassen, nur weil man eine Ausnahme wäre.“

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