Dialog und Verständnis
Deutsch-Türkische Frauengruppe Metten feiert 20 Jahre gelebte Integration

08.12.2024 | Stand 08.12.2024, 11:00 Uhr |
Diana Millgramm

Generationen an Frauen aus Deutschland und der Türkei kommen regelmäßig zusammen und unternehmen etwas zusammen. Jetzt feiert die Gruppe ihr 20. Jubiläum. − Foto: Diana Millgramm

Die Deutsch-Türkische Frauengruppe Metten engagiert sich für den kulturellen Austausch und das Miteinander in der Region Deggendorf. Vor 20 Jahren begann alles mit einem ersten Zusammenkommen. Noch heute sind manche der Frauen, die damals teilweise noch Kinder waren, bei den regelmäßigen Treffen, Veranstaltungen und Ausflügen dabei – ein sichtbares Zeichen gelebter Integration.

Jetzt konnten sich alle bei einem gemeinsamen Jubiläumsfrühstück über einen tollen Rückblick mit viel Lachen, guter Laune und natürlich einem reichhaltig gefüllten deutsch-türkischen Buffet in der evangelischen Kirche Metten freuen.

Essen, lachen, Heimat erleben



Die Gruppe arbeitet häufig in Kooperation mit Organisationen wie dem interkulturellen Verein Mostik und der Arbeiterwohlfahrt, um Veranstaltungen zu organisieren, die Menschen unterschiedlicher Herkunft zusammenbringen. Besonders betont werden gemeinsame Aktivitäten, wie das Frauencafé, aber auch die Teilnahme im Rahmen des Weltfrauentags oder anderer interkultureller Veranstaltungen. Dabei geht es nicht nur um Unterhaltung, sondern auch um ernste Themen wie Frauenrechte und Integration. Ein Highlight ihrer Treffen ist oft die Präsentation, Zubereitung und Verkostung internationaler Köstlichkeiten, bei denen kulturelle Vielfalt besonders niederschwellig greifbar wird. Sicher kennen viele die Frauengruppe vor allem auch dadurch, verkaufen sie doch in jedem Jahr auf dem Michaeli-Markt ihre schmackhaften türkisch-bayerischen Leckereien. Meist nicht lange, denn der Stand ist so beliebt, dass das internationale Fingerfood schnell vergriffen ist. Vom Erlös machen die Frauen Ausflüge. Auf der Wunschliste steht als nächstes Prag. Ob Uttobrunn, Regensburg, Dingolfing, München, Passau und Salzburg – gern sind Teilnehmerinnen zusammen unterwegs und lassen sich von den kulturellen Begebenheiten inspirieren. „Dabei haben wir aber nicht nur Städte in Deutschland oder Nachbarländern, sondern auch unsere Heimat hier vor Ort kennengelernt“, stellte Ursula Süß klar.

Mit Berthold-Heckscher-Preis ausgezeichnet

Zudem gibt es bei ihren Veranstaltungen kreative Beiträge wie Gedichte, Basteln, Musik, Tänze und Spiele, um den Austausch zu fördern und Gemeinschaft zu erleben und zu stärken und ein positives, offenes Umfeld für Dialog und Verständnis zu schaffen. „Es ist sehr schön, dass dieser Kreis bei uns im Haus ist“, zeigte sich Pfarrerin Barbara Kovarik begeistert. Das entspreche auch stark dem Denken Dietrich Bonhoeffers, einem evangelischen Pfarrer und Widerstandskämpfer. „Er war der Meinung, dass Kirche auch für andere da sein muss, nicht nur für den eigenen Bereich. Eben auch darüber hinaus“, erklärt sie. Dies sei eine der zentralsten Aufgaben der Kirche. „Die Frauengruppe ist also bei uns genau richtig.“ Das Engagement wird auch an anderer Stelle anerkennt: 2014 bekam die Gruppe den Berthold-Heckscher-Preis überreicht, eine besondere Auszeichnung für Integrationsbemühungen.

Mit Deutschunterricht fing alles an



Gründerin der Gruppe ist Erna Sicklinger. Als Lehrerin in der Grundschule hatte sie einige Türkinnen der ersten Generation, die nach Deutschland gekommen waren, kennengelernt. Um beim Einleben zu helfen, bot sie an, die Frauen bei sich zuhause in der deutschen Sprache zu unterrichten. Schnell wurde daraus mehr. Aufgeregtes Getuschel und viel Lachen gibt es beim Rückblick, den die heutigen Leiterinnen der Gruppe, Elisabeth Berthold, Elisabeth Gehm und Ursula Süß, zusammengestellt haben. „Damit ihr etwas zum Staunen habt, was wir die letzten 20 Jahre alles gemacht haben.“ Selten hat es wohl einen Rückblick eines Vereins gegeben, der mit so viel Begeisterung, Lachen und Freude kommentiert wurde.

Am Ende bekamen alle ein Fotobuch überreicht, das sie an die schöne Zeit erinnern soll. „Aber natürlich schauen wir auch in die Zukunft“, geben die drei Leiterinnen einen Ausblick, was alles in den kommenden Monaten geplant ist. Auch wolle man die Gruppe verjüngen. „Wer jemand kennt, darf diejenige gern mitbringen – wir können dabei auch gerne internationaler werden.“

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