Arbeiten im Raum Niederalteich kommen gut voran
Der Hochwasserschutz bekommt Flügel

22.05.2024 | Stand 22.05.2024, 15:00 Uhr |

Auslandend offen stehen die beiden mächtigen Flügel aus Stahl nur noch bis zur endgültigen Fertigstellung, es fehlt noch die Betonverschalung hinter den Scharnieren. Dann sind sie entweder ganz geöffnet und ruhen an der Deichmauer oder werden im Ernstfall fest verschlossen, genauso wie die Alu-Balken sozusagen als Notfall-Sicherung. Robert Wölfl (v. l.) und Christian Reichgruber besprechen sich an der Baustelle. − Fotos: Wendelin Trs

Ein Stemmtor mit zwei mächtigen Flügeln aus Stahl, jeder gut 3,20 Meter hoch, versperrt künftig bei Hochwasser die etwa sieben Meter breite Zufahrt durch den Deich zur Fähranlegestelle in Niederalteich. Der Ausbau der Hochwasserschutzanlagen an der Donau beim Klosterdorf kommt gut voran, wie bei einem Pressetermin von Wiges und Wasserwirtschaftsamt deutlich wurde. Etwa 7,5 Kilometer erstreckt sich der Deichabschnitt zwischen einer schmalen Autobahnunterführung bei Halbmeile donauabwärts, vorbei am Ortskern bis kurz unterhalb der Kläranlage; rund 1200 Meter davon sind mit einer Betonwand um etwa einen Meter erhöht worden, der Rest erdbaulich. Bis Ende 2025 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.

Im Normalfall stehen die beiden Flügel des Stemmtors 180 Grad offen, parallel zur Deichwand. In den Vorderseiten sind Blindschrauben verbaut, an sie können später einmal künstlerisch gestaltete Dekorationen befestigt werden, wie es die Gemeinde wünschte. Zum Schließen müssen die Flügel per Ölhandpumpe angehoben werden. Wenn sie verschlossen sind, werden sie wieder abgesenkt, damit die Dichtung fest aufliegt.

An Durchfahrten wie bei der Fähranlegestelle verlassen sich die Wasserbauer heutzutage nicht mehr auf eine Schutzeinrichtung allein. Redundanz steht im Vordergrund, betont Hochwasserschutz-Abteilungsleiter Christian Reichgruber vom Wasserwirtschaftsamt Deggendorf. Deshalb wird die Öffnung dort nicht nur mit dem zweiflügligen Stemmtor verschlossen, sondern gleichzeitig mit mobilen Aludeichbalken.

An den noch provisorischen Hochwassermarken am Stemmtor lässt sich gut die Relation der neuen Anlagen im Vergleich zu den alten ablesen. Früher lag die Mauerkante nur etwa 20 Zentimeter über der Marke der Flut von 2013, heute ist da noch viel Platz nach oben, wie Wiges-Pressesprecher Dominik Zehatschek demonstriert.

In etwa ab August soll auch das Umfeld mit der Zufahrtstraße zur Fähranlegestelle wieder frei sein, schätzt Robert Wölfl, bei der Wiges zuständig für die örtliche Bauüberwachung. Ab 1. August können auch die restlichen Arbeiten am bereits fertig geschütteten neuen Deich Richtung Kläranlage und dahinter weiterlaufen. Dort wird derzeit nicht gearbeitet, weil die Baufahrzeuge die Zufahrtsstraßen wegen Vogelschutz nicht benutzen dürfen. Weil der Baustellenverkehr auch nicht durchs Dorf fließen darf, müsste die Materialanfuhr sonst den weiten Umweg über Seebach nehmen. Ab August fällt die Beschränkung für den Vogelschutz weg. Im Herbst beginnen die Arbeiten dann im Bereich der Kläranlage, wo auch ein neues Durchlassbauwerk für den Abfluss des geklärten Wassers in die Donau errichtet werden muss.

Deichdurchlässe gibt es auch im Bereich Luberweiher. Damit das Hochwasser, das bei kleineren Ereignissen die alte Deichlinie (ca. HQ100) überspült, wieder zurück in die Donau fließen kann, sind vier Siele mit Rückstauklappen zwischen den Weihern und der Donau sowie eine Verbindung zwischen Alter Donau und Luberweiher eingezogen worden.

Der Deich ist bis hinauf zum Ende des Abschnitts Höhe Halbmeile fertig – auch der Rückbau, die alte Dammtrasse lässt sich nur noch an dem etwas helleren Gras erkennen. Neben dem Ortsbereich war auch auf einem etwa 240 Meter langen Abschnitt neben der Autobahn eine Aufhöhung mittels Betonwand notwendig. Dort ist wegen des geplanten sechsstreifigen Ausbaus der A3 zu wenig Platz für einen breiten geschütteten Deich. In den vergangenen Tagen ist dort die Nassansaat aufgespritzt worden. Zwischen Halbmeile und Donaubrücke dient der Autobahndamm als Hochwasserschutzdeich.

STICHWORT

Nassansaat: Bei der Nassansaat oder Hydrosaat werden Saatgut, Mulchstoffe, Dünger, Bodenhilfsstoffe und organischer Kleber mit Wasser (Trägersubstanz) vermischt. Diese Mischung wird aus einem Tankfahrzeug mit einer Dickstoffpumpe auf die zu begrünenden Flächen aufgespritzt. Die Begrünung im Hydrosaatverfahren wird vorwiegend bei Problemflächen wie Böschungen, Deponien, Dämmen oder Steilhängen angewandt.

− Quelle: Wikipedia

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