Deggendorf
Der Ausbildungsförderpreis geht an die Rile Group

11.11.2022 | Stand 19.09.2023, 4:48 Uhr

Peter Radlsbeck, der den Betrieb 1994 von seinen Großeltern übernommen hatte, stellte den Festgästen die Firma vor. −Fotos: Katrin Schreiber

"Wir dürfen mit anpacken und Verantwortung übernehmen. Und wir werden dabei gut unterstützt." Erva Ata, Auszubildende zur Industriekauffrau im zweiten Lehrjahr, fühlt sich sicher und wohl in ihren Betrieb. Ihren Chefs dankt sie dafür, dass sie Teil sein darf eines tollen Teams im Maschinenbau-Unternehmen Rile Group. So wie ihre Kollegen und die Fachjury des Ausbildungsförderpreises der Stadt Deggendorf findet sie, dass ihr Arbeitgeber den diesjährigen Preis absolut zu Recht erhalten hat. Ebenso wie die leitenden Mitarbeiter Oliver Grill und Markus Zenger hat sie am Freitag beim Festakt im Alten Rathaus keinen Zweifel daran gelassen. Bevor sie und Geschäftsführer Peter Radlsbeck aber zu Wort kamen, hatte OB Christian Moser den Preis – 2000 Euro und die für die Eigenwerbung wertvolle Urkunde – an den Betrieb überreicht.

Den Ehrengästen des Festakts – unter anderen waren zweiter Bürgermeister Günther Pammer und etliche Stadträte, Schulamtsdirektorin Christiane Niedermeier, Arbeitsagentur-Geschäftsführer Peter Weindl und etliche Schulleiter dabei – stellte Wirtschaftsförderer Andreas Höhn die acht weiteren Bewerber um den Ausbildungsförderpreis vor. An die Vertreter dieser Deggendorfer Firmen wurden jeweils Urkunden überreicht: Donau Isar Klinik Service GmbH, 2005 gegründet, 400 Mitarbeiter, vier Auszubildende; Germania Inkasso GmbH & Co. KG, seit 1988, 26 Mitarbeiter, sechs Azubis; Immotec Gebäudetechnik GmbH, seit 2006, 25 Mitarbeiter, vier Azubis; Liebherr-Components Deggendorf GmbH, seit 2012, fünf Mitarbeiter, zwölf Azubis; MAN Energy Solutions SE, seit 1924, 447 Mitarbeiter, 38 Azubis; MediaMarkt, in Deggendorf seit 2005, 26 Mitarbeiter, vier Auszubildende; Nerlich & Lesser KG Baustoffhandel, seit 1949, 417 Mitarbeiter, 20 Azubis sowie Filamentgarn-Hersteller TWD Fibres, seit 1959, 440 Mitarbeiter, zehn Auszubildende.

Der Grundstock für die heutige Rile Group wurde 1946 von Peter Radlsbecks Großeltern, der Familie Lesser, gelegt. Der Diplom-Ingenieur hat sie 1994 von ihnen übernommen, seit 2019 sind seine beiden Söhne mit im Betrieb. Standort war zunächst in Bahnhofsnähe, erzählte Radlsbeck den Gästen der Preisverleihung. 1972 wurde das heutige Firmengelände in der Graflinger Straße bezogen und seitdem regelmäßig erweitert auf inzwischen 70000 Quadratmeter. Die 250 Mitarbeiter des Fachbetriebs, dessen ursprüngliches Geschäft das CNC-Fräsen ist, arbeiten heute außerdem in den Sparten wie Konstruktion, Fabrik-Automation, Logistik-Beratung, Arbeitnehmer-Überlassung, Schulungen oder, an einem zusätzlichen Standort in Hengersberg, Industrielackierung. Teile, die bei Rile gefertigt werden, sind etwa in Fendt-Bulldogs verbaut, im Airbus 320 und in den Produkten vieler weiterer weltweit agierender, namhafter Großkunden quer durch viele Branchen.

Die 21 Auszubildenden im Betrieb werden zu Industriemechanikern, Elektronikern, Verfahrensmechanikern und Industriekaufleuten. Der größte Teil von ihnen wird im Betrieb bleiben. So wie Markus Zenger und bemerkenswerte 70 Prozent der Kollegen in der Abteilung für mechanische Fertigung, die er leitet. Er ist vor allem dankbar dafür, dass seine Weiterbildungen zum Industriemeister Fachrichtung Metall und später zum geprüften Technischen Industriemanager gefördert worden sind und er dafür sogar jeweils freigestellt worden ist.

Erva Ata machte Werbung für ein Schnupperpraktikum im Betrieb und auch Markus Zenger versicherte: "Wir suchen immer Leute, die noch mitmachen wollen." Gefunden hat man Oliver Grill, der nach seinem Maschinenbau-Studium in den Betrieb eingestiegen ist. Er füllt heute mit Begeisterung eine leitende Funktion in der additiven Fertigung aus, also in der Produktion von Teilen im 3D-Druckverfahren. Darin sieht der Rile-Mitarbeiter eine Schlüsseltechnologie für die Zukunft, die im Gegensatz zum CNC-Fräsen Ressourcen schont.

"Rile ist ein interessanter Arbeitgeber", stellt zusammenfassend Prof. Dr.-Ing. Hans Joachim Helml fest, der die Laudatio auf den Preisträger hielt. Als Maschinenbauer kennt er die Branche gut und weiß auch, wie schwierig es heutzutage ist, Auszubildende zu finden. Dabei gelte es, ihnen viele Möglichkeiten, zum Beispiel auch in Sachen Home-Office, zu bieten und auch für ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Arbeits- und Freizeit zu sorgen. "Ihr habt den Preis verdient", richtete er sich an die Rile-Vertreter. "Und er ist eine tolle Werbung für eure Ausbildung."

Den Ausbildungsförderpreis vergibt die Stadt Deggendorf seit 2008 im zweijährlichen Wechsel mit dem Innovationspreis. Zuletzt war er 2020 an das Bezirksklinikum Mainkofen gegangen.

Die diesjährigen Preisträger und alle weiteren Bewerber machen ihre Sache wirklich gut, bestätigte auch OB Christian Moser. Sie machen den zukünftigen und bereits eingestellten Lehrlingen Angebote wie Jobrotation, Teambuilding-Maßnahmen oder die Teilnahme am Girls’ Day, sie vermitteln soziale Kompetenz und lassen die Azubis selbstständig Projekte erarbeiten.

Früher habe man die Auszubildenden bei den Firmen unterbringen müssen, heute ringe dagegen jeder Betrieb um die Fachkräfte, so Moser weiter. Deswegen sei eine solche Auszeichnung so wichtig: "Damit können wir hervorheben, wer besondere Ideen hat, um Azubis zu bekommen."

Die Feierstunde wurde nicht nur mit einem Buffet für die Gäste abgeschlossen, sondern auch musikalisch begleitet: Die 2Harmonie Clarinetts Maria Christina Schönberger und Stefan Denk sorgten für einen würdevollen Rahmen.