Wer auf Medikamente angewiesen ist, sollte sich am besten noch heute damit eindecken. Am morgigen Mittwoch nämlich treten die Apotheken wieder in den Streik. Zuletzt am 14. Juni hatte man für einen Tag die Arbeit niedergelegt. Doch offenbar sind die Forderungen bei der Politik verhallt, weshalb am Mittwoch ein weiterer Aktionstag stattfinden wird, inklusive einer Großkundgebung in Stuttgart. „Ein Notdienst wird aber aufrechterhalten“, sagt Apothekensprecherin Barbara Absolon.
Die zentralen Forderungen der Apotheken sind bekannt: Entbürokratisierung, Honoraranpassungen, das Verhindern der Abwanderung der Nachwuchskräfte in die Pharmaindustrie und die Änderung der ungeliebten Rabattverträge und den damit verbundenen Lieferengpässen wichtiger Medikamente. Hier wollen die Deggendorfer Apotheken mit einer Stimme sprechen.
Die Apothekerschaft wolle durch ihre Proteste ihre Patientinnen und Patienten vor politisch geplanten Leistungskürzungen schützen – auch dafür gingen die Apothekenteams im November auf die Straße, ergänzt die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Der Verband hatte erst kürzlich wieder auf das immer schneller voranschreitende Apothekensterben hingewiesen. „Die Versorgung der Menschen mit Arzneimitteln ist zwischen Ostsee und Alpen zwar immer noch gesichert, aber der Rückgang der Apothekenzahl ist besorgniserregend“, sagt ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening, „Es geht um die Zukunft der Apotheken.„ Die Politik habe das Problem zwar inzwischen erkannt, handle aber trotzdem nicht. Mit 17733 Apotheken sei am Ende des dritten Quartals 2023 ein neuer historischer Tiefstand erreicht (Ende 2022: 18.068). Weniger Apotheken habe es seit 44 Jahren nicht gegeben.
Entsprechend hoch ist die Bereitschaft sich am „Aktionstag“ zu beteiligen. „Es ist nie einfach, alle unter einen Hut zu bekommen. Aber: In Deggendorf haben alle zu“, sagt Barbara Absolon, Sprecherin der Apotheken im Raum Deggendorf und Vorstandsmitglied des Bayerischen Apothekerverbandes. Ausnahme seien die Notdienstapotheken. Einige der Kollegen würden am Mittwoch zu der zentralen Veranstaltung des Aktionstages nach Stuttgart fahren. „Dafür sind extra Busse organisiert worden“, so Absolon. Es sei wichtig, gehört zu werden, sagt sie, deswegen werde da jetzt geklotzt und nicht gekleckert. „Die Politik in Bayern hat ja durchaus ein offenes Ohr für uns“, räumt Absolon ein, „das Problem liegt in Berlin.“
Die Kunden würden überwiegend verständnisvoll reagieren, sagt die Apothekensprecherin, besonders wenn man ihnen erkläre, mit welchen Herausforderungen die Apotheken zu kämpfen hätten. Und das ist gut so, denn womöglich war das nicht der letzte Aktionstag. „Wir geben da jetzt keine Ruhe mehr“, so Absolon.
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