Deggendorf
TWD Fibres: Erneute Insolvenz

Verfahren in Eigenverwaltung – Ziel: Weitere Sanierung

23.12.2021 | Stand 22.09.2023, 3:03 Uhr

Das Gelände der TWD in Seebach: Seit einem Jahr gehören die Gebäude und Anlagen der Karl-Gruppe, die TWD Fibres GmbH ist nur noch Mieter.

Die TWD Fibres GmbH hat erneut ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragt. Ein entsprechender Antrag sei am Donnerstag beim Amtsgericht Deggendorf gestellt worden, teilte die Geschäftsführung in einer Presseerklärung mit.



Erst im Sommer 2020 hatte der Seebacher Hersteller von Garnen ein solches Verfahren gestartet. Vor ziemlich genau einem Jahr teilte die Geschäftsführung mit, dass das Verfahren aufgehoben und die Sanierung ohne Kündigungen oder Einschnitte für die über 400 Beschäftigten gelungen sei.

Nun wolle man sich erneut unter den Schutz eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung begeben, "um den Geschäftsbetrieb weiter zu stabilisieren, eine bestmögliche Gläubigerbefriedigung zu erreichen und letztlich möglichst viele Arbeitsplätze dauerhaft zu sichern", heißt es in der Mitteilung. Die Tochtergesellschaften TWD Asset Management GmbH und TWD Fibres Service GmbH seien nicht betroffen.

Ziel des Verfahrens sei es, die Auswirkungen der nicht vorhersehbaren Energiepreissteigerungen, der Umsatzeinbrüche im Automobilbereich sowie die teilweise noch fehlende Erholung weiteren Textilbereichen abzufedern und den Geschäftsbetrieb neu aufzustellen. TWD Fibres produziert Garne aus Polyester und Polyamid. Diese werden unter anderem für Sportbekleidung, technische Textilien, Heimtextilien, Strümpfe, medizinische Textilen und von Zulieferern der Automobilindustrie verarbeitet.
Der geschäftsführende Gesellschafter Eggo Laukamp wird in der Mitteilung zitiert: "Mit unseren im Jahr 2020 begonnenen Anpassungen der Produktionsprozesse und -kapazitäten an die veränderten Rahmendaten in unseren Absatzmärkten wurden bereits positive Schritte eingeleitet und umgesetzt, welche bis August auf ein erfolgreiches Jahr hinwiesen. Durch die ab Mitte August dann völlig neu eintretenden Umstände der unaufhörlichen und noch andauernden massiven Kostensteigerungen der Bezugspreise bei Strom und Gas, dem laufenden Wegfall der Lieferungen in den Automobilbereich durch die Produktionsminderungen oder -stilllegungen in den Autowerken trat eine Situation ein, die sich vor einigen Monaten noch niemand hätte vorstellen können." Zur Sicherstellung der weiteren Wettbewerbsfähigkeit habe man sich "vorsorglich für eine Sanierung innerhalb eines Eigenverwaltungsverfahrens" entschieden.

Im Eigenverwaltungsverfahren wird das Unternehmen von der bisherigen Geschäftsführung weitergeführt. Der vom Amtsgericht eingesetzte vorläufige Sachwalter übernimmt eine Aufsichtsfunktion für die Gläubiger. Als vorläufiger Sachwalter wurde – wie schon 2020 – Dr. Hubert Ampferl bestellt. Die Löhne und Gehälter sind für drei Monate über das Insolvenzgeld gesichert. Danach will das Unternehmen deren Zahlung wieder selbst übernehmen. Ein Sanierungskonzept soll nun – ebenfalls wie 2020 – in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftskanzlei Buchalik Brömmekamp und deren Schwestergesellschaft plenovia GmbH aus Düsseldorf erstellt werden.

Die TWD Fibres ist nur noch Mieter der Gebäude und Anlagen in Seebach. Diese gehören seit 2019 der Karl-Gruppe.

− dz