Deggendorf
Petras Herzenswunsch-Fahrt ging nach Venedig

Der Besuch der Stadt der 400 Brücken musste für die Rollstuhlfahrerin gut geplant werden

17.10.2021 | Stand 22.09.2023, 1:45 Uhr

Fotostopp vor der Seufzerbrücke: Petra mit ihrem Sohn Mike, Ulli Weniger (l.) und Elisabeth Aigner (r.). −Foto: Malteser

Die todkranke Petra wollte noch einmal Venedig sehen, am liebsten in Begleitung ihres Sohns Mike. Das war ihr größter Wunsch. Die Malteser haben ihn mit ihrem Herzenswunsch-Krankenwagen wahr gemacht.

Petra ist an Krebs erkrankt und hat bereits zahlreiche Metastasen im Körper. Sie ist auf einen Rollstuhl angewiesen. Mit Unterstützung kann sie nur noch einige Schritte selbst bewältigen. Eine Herausforderung, der sich die Deggendorfer Malteser Elisabeth Aigner und Ulli Weniger, begleitet von Petras Bezugspflegekraft Manuela Neugebauer, gerne stellten. Petras Sohn reiste mit dem Zug an, weil im Herzenswunsch-Krankenwagen wegen des Gepäcks kein Platz mehr war.

An einem Donnerstagmorgen startete der Krankenwagen in Richtung Italien. "Wir kamen schnell voran", berichtet Ulli Weniger. "Der Verkehr hielt sich in Grenzen. Eine größere Pause brauchten wir nicht zu machen, da unser Fahrgast meistens schlief. Unser Fahrstil konnte also gar nicht so schlecht sein", erzählt der Malteser schmunzelnd. So traf der Herzenswunsch-Krankenwagen kurz vor 16 Uhr an der FerryBoat-Station von Venedig Tronchetto ein und man kam nach 35 Minuten Fahrzeit durch den Kanal von Giudecca am Hotel an.

Die Vorbereitung der Reise hatte dieses Mal einige Überlegungen und Planungen erfordert. Venedig ist nicht so leicht mit einem großen Krankentransportwagen erreichbar. "Daher entschieden wir uns für ein Hotel auf dem Lido di Venezia. Es musste behindertengerecht sein und eine größere Parkmöglichkeit dabeihaben. Die Anbindung an das Wassertaxi Vaporetto sollte auch nicht zu umständlich sein", so Weniger. Und auch für die Besichtigungs-Tour war gute Planung nötig, da in Venedig mit dem Rollstuhl nicht alles erreichbar ist.

Mit Hilfe eines Malteser-Freunds von Ulli Weniger, der auf Pellestrina lebt, hatte man ein entsprechendes Hotel gefunden, das die Kriterien erfüllte: Schiffsanleger direkt über die Straße, ein abgesperrter Parkplatz neben dem Hotel und ein einigermaßen behindertengerechtes Zimmer, das sich nach einigen Umzügen innerhalb des Hotels schließlich auch noch fand.

Am folgenden Tag startete die Besichtigungstour, die Ulli Weniger schildert: "Wir wollten den Canale Grande hinauf bis zum Bahnhof und dann in die Straßen von Venedig eintauchen. Was das mit Rollstuhl in Venedig bedeutet, kann sich jeder vorstellen, der schon einmal dort war. Zumal dann einige Anlegestellen der Wasserbusse wegen Aqua Alta, sprich Hochwasser, nicht oder nur über Stege zugänglich waren. Aber auch das schafften wir." Es ging über unzählige Brücken – teilweise konnte Petra über diese mit Unterstützung selbst laufen, oder das Herzenswunsch-Team zog sie samt Rollstuhl mit vereinten Kräften darüber. Es ging über die Rialtobrücke und den Markusplatz – bis 18 Uhr war die kleine Gruppe unterwegs. Ein ganzer Tag, an dem sie alle Sehenswürdigkeiten gesehen hat.

Beim Abendessen dann die "Lagebesprechung": Was wünschte sich der Fahrgast für den nächsten Tag? Petra wollte gern nach Murano, wenn möglich in eine Glasmanufaktur, und zusehen, wie das berühmte Muranoglas entsteht. Auch wollte sie auf dem Markusplatz einen Kaffee trinken und den Leuten zusehen. Gern erfüllten die Malteser ihr diese letzten Wünsche.

Tags darauf ging es wieder in Richtung Heimat. Um 21.15 Uhr kam Petra wohlbehalten im Hospiz an. Für alle, sowohl für Petra als auch für die Malteser, waren das sehr ereignisreiche Tage. "Der neue Herzenswunsch-Krankenwagen hat sich für die lange Fahrtstrecke bestens bewährt", so Weniger.

− dz

Kontakt: Ulrich Weniger, ✆0991/ 29690155.