Deggendorf
Malteser Herzenswunsch-Krankenwagen in Deggendorf vorgestellt

Jungfernfahrt führte bereits nach Salzburg

22.07.2021 | Stand 21.09.2023, 6:15 Uhr

Hospiz-Geschäftsführer Dr. Ulrich Krüninger bei der Inspektion des neuen Wagens, in dessen Vorzüge Lissy Aigner gerne einführte. −Fotos: Killinger

Noch einmal ans Meer reisen oder bei einer Familienfeier dabei sein, mit dem Ehepartner ein Konzert besuchen oder zum letzten Mal den geliebten Garten sehen. Mit dem Herzenswunsch-Krankenwagen werden seit April 2019 solche Wünsche von unheilbar erkrankten Menschen im Raum Deggendorf erfüllt. Zehn Herzenswünsche hatten in dieser Zeit vor Ort ihren Ursprung, darunter auch Mehrtagesfahrten nach Caorle und Dresden. Bewerkstelligt wurden die Fahrten bisher mit einem für Kurzstrecken ausgelegten Rettungswagen. Zwei Jahre lang wurde daher fleißig gespart. Es wurden Spenden gesammelt, um Komfort in die Herzensangelegenheit zu bringen. Nun ist ein Traum von Malteser-Herzenswunsch-Koordinator Ulrich Weniger in Erfüllung gegangen. Diese Woche konnte er am Oberen Stadtplatz den neuen schnittigen Flitzer der Öffentlichkeit präsentieren.



Zusammen mit dem Malteser-Kreisbeauftragten Dr. Christian Moser, der auch in seiner Funktion als Oberbürgermeister teilnahm, sowie Kreisgeschäftsführer Josef Kandler, konnte mit Interessierten, zahlreichen Ehrengästen, Stadträten und vielen Spendern der Wagen besichtigt werden. Um die feinen, aber doch essenziellen Unterschiede aufzuzeigen, positionierte das Team des Hilfsdienstes gleich dahinter den "Alten". Auf den ersten Blick unterscheidet sich der Herzenswunsch-Krankenwagen nicht von einem normalen Rettungstransporter. Es ist alles im Wagen, was im Falle eines Notfalls vorhanden sein muss. Der zweite Blick verrät: Es stecken allerhand Annehmlichkeiten im Fahrzeug, die unter Umständen eine lange Reise für Schwerstkranke zu etwas Besonderem machen. Ins Auge stechen die Fenster im Fond, die einen Ausblick gewähren, Einblicke jedoch verhindern. Lissy Aigner, die schon einige Male solche Fahrten begleitete, kann ein Lied davon singen, wenn es schaukelt und rumpelt und kein Bezugspunkt draußen gefunden werden kann. Sie ist froh, dass die Reisenden nun nicht im hinteren Teil des Fahrzeuges abgeschottet sind, sondern der Patient auch in liegender Position die vorbeiziehende Landschaft genießen kann. Ein weiteres Schmankerl ist für alle liegend Transportierte der im Wagendach integrierte Sternenhimmel. Das Nonplusultra in dem 163 PS starken Mercedes Sprinter ist jedoch die Federung. Sie gibt den Insassen das Gefühl, dem Zielort förmlich entgegenzuschweben. Geschwebt wurde auch bei der Jungfernfahrt vorige Woche nach Salzburg: Sie war mit einem Alpenrundflug kombiniert.

Keine 1000 Kilometer zeigt der Tacho des Ambulanzwagens an, der 155000 Euro kostete und komplett durch Spenden finanziert wurde. Abrufbereit für die gesamte Diözese Regensburg ist sein Standort künftig in Niederaichbach bei Landshut. Ein zentraler Ort, an dem unter anderem die Idee des Herzenswunsch-Krankenwagens für die Diözese geboren ist.

Zur Koordination verriet Ulrich Weniger, dass so gut wie kein Wunsch abgelehnt wird, vorausgesetzt, der gesundheitliche Zustand lässt es zu. Für die Umsetzung sind 72 Stunden Vorlauf eingeplant, im Regelfall dauert es höchstens 48 Stunden bis zur Abfahrt. Der Deggendorfer Koordinator zeigte sich bei der Präsentation begeistert und vor allem überwältigt von der Spendenbereitschaft, die dem Projekt aus dem gesamten Landkreis zuteil wurde. Ob Firmen, Vereine und Verbände oder Einzelspender, das Feedback war enorm. Als Partner haben die Malteser den Hospizverein mit dem Hospiz in Niederalteich im Boot, wie auch PalliDonis mit der spezialisierten ambulanten Palliativversorgung. So sieht sich das gesamte Team aktuell angespornt genug, eventuell in zwei, drei Jahren erneut einen Wagen in Dienst zu stellen, vorausgesetzt, das Sparschwein lässt es zu. Ulrich Weniger ist zuversichtlich, denn es gebe nichts Ergreifenderes, als einen letzten Wunsch zur einer Herzensangelegenheit zu machen.

− pk