Ausstellung im Hengersberger Spital
Künstlerisches "Blind Date": Keramik und Malerei von Kobbe und Gessenharter

14.01.2022 | Stand 20.09.2023, 3:49 Uhr
Josefine Eichwald

"Sieh, die Waage hält" heißt die Skulptur aus Steinzeug, die Peter Knobbe im Jahr 1992 erschaffen hat. −Foto: Eichwald

Es ist ebenso überraschend wie fantastisch, wenn man mit unterschiedlichen Mitteln und Materialien zum gleichen Ziel kommt: Es gibt Berührungspunkte, was Ästhetik und Harmonie angeht, aber auch in Bezug auf Expressivität und Impulsivität. Die Rede ist von den 51 intensiven, und dennoch in sich ruhenden Werken, die derzeit die Blicke im Hengersberger Spital auf sich ziehen. Kurator Florian Jung hat für die Sonderausstellung die skulpturale Keramik von Peter Kobbe und die Malereien (figurativ und Landschaft) von Sebastian Gessenharter zusammen geführt.

Die beiden Künstler kannten sich vorher nicht

Es war ein "Blind Date": Beide Künstler, der eine Jahrgang 1941, der andere 1988, kannten sich vorher nicht. Der Straubinger Kobbe, auch Literat bzw. Lyriker, hat seit 2005 keine Keramik mehr "produziert", seine gezeigten Stücke datieren bis 1984 zurück. Die früheste ausgewählte Gessenharter-Komposition "Im Auge des Sturms" (Öl auf Baumwolle) stammt von 2012 - vor seiner Zeit an der Akademie in Karlsruhe. Hier folgt der Tiefenbacher einem explosiven Mal-Ductus; in der Studie zu "Stephanus" (2019, Acryl auf Karton) macht er die Aggressivität deutlich und präzisiert die körperlichen Anspannung bis in Muskeln und Sehnen bei "Handvermenge" und "Edenlos" (beides 2017). Immer sind es viele Skizzen und Studien, ein langwieriges Procedere, das Gessenharter zu Darstellungen wie der einer Menschenansammlung mit dem Titel "Conversazione" (Acryl/Öl auf Baumwolle, 2018/2019) führt.

Kobbe arbeitet spontan und ohne Vorlage

Für Kobbe, dessen Stücke aus drei Schaffensperioden, an der entsprechenden Signatur aus Welchenberg/Niederwinkling, Oberschneiding und Häuslberg (alle Landkreis Straubing-Bogen) kenntlich sind, ist das Arbeiten mit dem sorgsam ausgewählten Ton, der letztlich bei 1250 Grad gebrannt wird, ein spontaner, durchgehender Prozess - ohne Vorlage, ohne Skizze, ohne Modell. Er gestaltet intuitiv archaische Formen, wie die "Strömungsmesser" (1986), mit Linien, Kreisen und differenzierter Oberflächenstruktur oder Objekte wie "Labour Lost" (1985), das einen Hundekopf assoziieren lässt und punktuell mit farbigem Eisenoxyd eingerieben wurde. An afrikanische Tonkrüge erinnern drei "Gefäßplastiken" (1993 und 1994). Angelehnt an sein Credo "Pottery and Poetry" schafft Kobbe eine Verbindung von einstmals kultischen Objekten zu Gegenständen des täglichen Lebens wie "Sieh, die Waage hält" oder die beiden Varianten von "Pfeffer und Salz" (alles Steinzeug, 1992) – für ihn sind das "handhabbare Seelengeräte", nicht unbedingt leicht, aber gut zu (be-)greifen.

Josefine Eichwald

•bis 27. Februar, Spital Hengersberg, Passauer Straße 38, Sa. und So, jeweils 14-17 Uhr.

•Führungen nach Vereinbarung, Kontakt: spital@hengersberg.de