Deggendorf
Künstler bringen Bewegung in den Karl-Turm

20.02.2021 | Stand 21.09.2023, 0:06 Uhr

Lebensgroße Figuren, dazu Köpfe, Hüte, Augen und Leitern: Günter Reinhardt (l.) und Ernst Jürgens (r.) hängen die Figuren für das Schatten-Mobile hinter die verklebten Fenster des noch nicht fertigen Neubaus. Architekt Markus Kress unterstützt das Projekt gerne. −Foto: Schreiber

Man kann den Blick nicht abwenden. Immer wartet man auf die nächste Bewegung – wo geht sie hin? Diese Erfahrung hat Architekt Markus Kress bei den ersten Probeläufen zu einem Kunstprojekt im Karl-Turm festgestellt. Und ab Sonntag, 21. Februar, 19 Uhr, wird es wohl allen Spaziergängern so gehen: Beim Blick auf den Turm sehen sie dann das achte Stockwerk, das zweite von oben, rundum leuchten. Hinter den abgeklebten Fenstern werden sie ein Schattenspiel entdecken – Gesichter, Masken, ganze Figuren, Augen, Hüte, Schirme, Leitern, die sich weich fließend bewegen, aufeinander zu, voneinander weg, die dunkler und wieder heller werden und manchmal ganz verschwinden oder wieder auftauchen.

Die Macher der Installation, die ab Sonntag zehn Abende lang – bis Dienstag, 2. März – jeweils von 19 bis 21 Uhr von allen Seiten aus am Gebäude zu sehen ist, sind "alte Bekannte": Die früheren THD-Professoren Günter Reinhardt und Ernst Jürgens haben schon mit Lichtinstallationen auf dem Donaufest und bei weiteren Anlässen auf sich aufmerksam gemacht. Seit zwölf Jahren arbeiten die beiden bereits zusammen.

Diesmal bedienen sie sich allerdings weder Projektoren noch anderer digitaler Helfer. Die Idee: Ganz analog arbeiten, mit Folie, Pappe, Scheinwerfern und Ventilatoren. Und so funktioniert’s: Die Scheiben im achten Stock sind von innen rundum mit undurchsichtigen Folien abgeklebt worden, die lichtdurchlässig sind. Die Studio-Scheinwerfer von Veranstaltungstechniker Clemens Jocham beleuchten die insgesamt 350 Quadratmeter großen Flächen von innen. Direkt hinter den verklebten Scheiben werden über 60 metergroße Gesichter, Figuren und weitere Formen von der Decke hängen. Die Ventilatoren sorgen für den Luftzug, der sie in Bewegung bringt. Je näher sie zum Fenster schwingen, umso kräftiger sieht man von außen ihren Schatten, stellen sie sich kurz waagrecht, verschwinden sie komplett. Die biegsamen Pappfiguren bewegen sich zudem auch in sich. So entsteht ein "surreales Schatten-Mobile", beschreiben Günter Reinhardt und Ernst Jürgens den Effekt. Eines, bei dem man gar nicht wegschauen kann, sagt Markus Kress.

Die Idee für die Installation war schon im vergangenen Sommer entstanden. Auf der Suche nach einem Ort dafür kamen die Künstler mit Markus Kress zusammen, der das Projekt auf Anhieb gut fand. Auch die Bauherren von der Karl-Gruppe waren schnell mit im Boot, stellten gerne die Räume zur Verfügung und übernahmen den finanziellen Aufwand. Eigentlich hätten lebende Tänzerinnen das Schattenspiel ergänzen sollen, zudem war eine Vernissage geplant – beides ging wegen der Corona-Auflagen nicht. Weil es aber nun immer später dunkel wird, konnte man mit der Installation auch nicht mehr länger bis ins Frühjahr hinein warten. Markus Kress: "Wer weiß, vielleicht gibt es ja nach Corona noch einmal eine weitere Auflage."

− kw