Verkehr
Erste Erfahrungen mit dem abendlichen Durchfahrtsverbot in Deggendorf

Sperre auf westlicher Luitpoldplatz-Seite: Noch drückt die Polizei ein Auge zu. Noch.

21.05.2022 | Stand 19.09.2023, 2:35 Uhr

Abends abbiegen: Ab 19 Uhr ist die Durchfahrt vom Luitpoldplatz zu Bräu- und Pfleggasse verboten. Autofahrer müssen links zwischen den Gastro-Buden Richtung Lateinschulgasse fahren. −Fotos: Baumgartner

Seit Montag ist die Pfleggasse abends dicht. Theoretisch. In der Praxis zeigt sich: Verschwunden sind die Auto-Poser trotz Durchfahrtsverbots ab dem Luitpoldplatz noch nicht. Immerhin sind es weniger geworden.





Die Polizei setzt noch auf Nachsicht, auch Oberbürgermeister Christian Moser bleibt entspannt. Man kennt es doch selbst, meint Polizeihauptkommissar Werner Feilmeier. Wenn eine Verkehrsregel geändert wird, dauert es eine Weile bis man sich daran gewöhnt. So sei es nun auch beim Durchfahrtsverbot am Luitpoldplatz Richtung Bräu- und Pfleggasse. Seit Montag stehen links und rechts der Fahrbahn große Schilder mit einem roten Kreis auf weißem Grund: Durchfahrt verboten von 19 Uhr abends bis 5 Uhr morgens. Fahrräder frei, Zufahrt zu privaten Stellplätzen und Lieferverkehr ebenso.

Polizei war präsent
Die letzten Nächte war die Deggendorfer Polizei an der betreffenden Stelle präsent, sagt Feilmeier. Präsent, aber noch kulant und sehr großzügig. Strafzettel wurden keine verteilt, Falschfahrer aufgeklärt. In den ersten beiden Nächten sei die Durchfahrquote noch sehr hoch gewesen, so Feilmeier. Dienstagabend war er selbst vor Ort. In etwa einer Stunde seien rund 40 Autos an den Verbotsschildern vorbeigefahren, so die Beobachtung des stellvertretenden Dienststellenleiters der Deggendorfer Polizei. Manche hätten immerhin gezögert, seien dann aber weitergefahren. "Das einzige Auto, das gezögert und richtig reagiert hat, war ein Fahrschulauto", sagt Feilmeier.

Richtig reagieren, das heißt, links zwischen den beiden Gastro-Buden abbiegen und den Luitpoldplatz über die Lateinschulgasse oder den Michael-Fischer-Platz verlassen. Das wissen jedoch viele Autofahrer noch nicht – oder wollen nichts davon wissen. "Die normalen Autos fahren jetzt nicht mehr durch", berichtet Max Conz, dessen Pizzeria Mama Mia in der Pfleggasse liegt, "aber die Spezialisten mit laut aufgedrehtem Radio kommen noch durch, Quads, Motorräder in Schlangenlinien". Am Donnerstag zählte Conz lediglich noch drei, vier Motorräder und Quads, die Runden um den Stadtplatz drehten. "Natürlich sitzen die Gäste jetzt viel angenehmer draußen", sagt der Italiener. Ziel der abendlichen Verkehrsberuhigung ist eine höhere Aufenthaltsqualität am und um den Stadtplatz.

Es wird trotzdem durchgefahren

Vor dem Freisitz des griechischen Restaurants Irodion ein Haus weiter befindet sich eine Bremsschwelle. Langsam würden die tiefergelegten Autos zwar darüber fahren. Aber dann geben sie Gas, lassen den Motor aufheulen und brausen davon, erzählt Irodion-Inhaberin Chrysovalanto Sakelariou. Viele Familien mit Kindern würden mittlerweile ihren Freisitz meiden, weil es nicht sicher sei. Wie Conz findet sie die Durchfahrtsbeschränkung grundsätzlich super. Nur was bringt es, wenn trotzdem noch so durchgefahren werde?

"Wir tasten uns an die Umsetzung der Sperrung langsam heran und die Maßnahmen werden immer schärfer." So kommentiert Oberbürgermeister Christian Moser auf Facebook unter einen Beitrag von Anil Aydogmus, die in der Pfleggasse lebt. Sie schrieb Donnerstagabend: "Von wegen Pfleggasse ist gesperrt... hahahah". Auf Nachfrage meint sie, es sei schon ruhiger als davor. "Da haben wir jede Sekunde einen anderen Radiosender in unserem Schlafzimmer gehört. In sämtlichen Sprachen." Und sie erwarte keineswegs die Ruhe vom Lande. Doch schon durch die Außengastronomie sei es auch während der Woche nachts oft sehr laut.

"Mittelfristig geht es an den Geldbeutel"

Mit der Zeit, so Polizeihauptkommissar Feilmeier, werde die Kontrolle des Durchfahrtsverbots an die normale Verkehrsüberwachungspraxis angepasst. Heißt: "Mittelfristig geht es an den Geldbeutel." Ab wann die ordnungswidrige Durchfahrt geahndet wird, wollte er nicht benennen. Sicher ist: Die Missachtung des Durchfahrtsverbots kostet dann 50 Euro. Nach Feilmeiers Auffassung auch für Anwohner, die keinen privaten Parkplatz ansteuern oder etwas liefern, aber nach 19 Uhr in die Bräu- oder Pfleggasse fahren. "Aber man hält die Fahrer ja an, spricht mit ihnen." Die Beamten würden dann mit Fingerspitzengefühl über mögliche Strafen entscheiden, so Feilmeier. Und auch Oberbürgermeister Moser bleibt in der Facebook-Diskussion über die Zufahrtsbeschränkung entspannt: "Ich denke, alles wird gut!"

− bba