Deggendorf
"Ein besonderer Sommer" – Kreisjugendring stellt Programm vor

03.07.2020 | Stand 18.09.2023, 4:39 Uhr

Um die Feuerstelle gruppiert waren die Zelte bei der Sommerfreizeit im vergangenen Jahr am Jugendhausgelände in Münchham im Rottal. Ähnlich soll es auch heuer bei den KJR-Sommercamps in Messerschmidmühle im Landkreis Freyung-Grafenau werden. −Foto: KJR

Nie hätten die Verantwortlichen gedacht, dass die Corona-Krise den Kreisjugendring stark treffen könnte, "schließlich sind wir breit aufgestellt". Doch es kam anders: Fast alle Maßnahmen und Angebote mussten abgesagt werden, bedauert KJR-Geschäftsführer Martin Hohenberger. Doch hatte er als einer der wenigen in der Jugendarbeit in Bayern schon früh die Überzeugung vertreten, dass es "in diesem Sommer ein Präsenzangebot geben muss. Irgendwas werden wir tun". Er hat Hygienekonzepte erarbeitet, die Ferienfreizeiten sowie Veranstaltungen bei Vereinen möglich machen.

Inhaltlich habe der KJR nie nachgelassen: Es gab digitale Angebote wie Exit Rooms oder Treffen der Ehrenamtlichen. Für Kinder und Eltern wurden Bastel- und Spieleempfehlungen gepostet, was natürlich auch viel Arbeit machte. Dennoch: "Es war noch nie so wichtig wie in diesem Sommer, gemeinsam am Lagerfeuer zu sitzen", betont Hohenberger die Notwendigkeit der sozialen Kontakte und des Miteinanders für Kinder. Die Ferienfreizeiten für Sechs- bis 15-Jährige waren deshalb auch nie abgesagt worden. Noch gibt es ein paar Restplätze für die Sommercamps am Zeltplatz Messerschmidmühle in Perlesreut, für die man sich unter www.kjr-deggendorf.de noch anmelden kann. "Allerdings sollte man sich sputen", rät Hohenberger. Denn die Teilnehmerzahlen sind sehr begrenzt.

Mit dem Amt für Kinder, Jugend und Familie, dem Gesundheitsamt und dem Landratsamt wurde überlegt, wie die Ferienangebote umgesetzt werden könnten. Es ist ungewohnt für Martin Hohenberger, nicht mehr so viel draußen zu sein. Die Zeit im Büro nutzte er, um Hygienekonzepte für die unterschiedlichen Bereiche zu schreiben. Sie sind – mit leichten Veränderungen – als ausreichend erachtet worden. Wenn sie eingehalten werden und sich die Situation nicht wieder verschlechtert, können die Camps stattfinden. Allerdings etwas anders als gewohnt. Es ist halt "ein besonderer Sommer", wie der KJR auch sein Programm überschreibt.

Die Durchführung der Sommercamps wird eine logistische Herausforderung und sehr personalintensiv: Bisher teilten sich bei etwa 65 Teilnehmern sechs bis acht Kinder mit je einem Betreuer ein Zelt. Heuer dürfen es nur etwa 35 Teilnehmer pro Camp sein und pro Zelt nur zwei Kinder/Jugendliche mit je einem Betreuer. Das bedeutet: 17 Zelte statt zehn und entsprechend viele ehrenamtliche Betreuer.

Dazu kommt, so verlangt es das Hygienekonzept, dass die Küche vergeben werden muss. Das gemeinsame Kochen mit den Teilnehmern ist nicht mehr erlaubt. Die Verpflegung übernehmen nun drei gelernte Hauswirtschafterinnen der Diözese Passau, die sonst in den derzeit verwaisten Schullandheimen kochen. Den Reinigungsdienst müssen ebenfalls professionelle Fachkräfte aus dem Hauswirtschaftsbereich übernehmen.

"Das kostet viel, viel mehr", betont Martin Hohenberger, der zum Ende des Jahres in der Kasse des KJR mit einer "großen Lücke, die sechsstellig sein wird" rechnet. Dennoch wird der Kreisjugendring die Entgelte für die Freizeiten nicht erhöhen. "Das ist es uns jetzt wert, wir müssen was anbieten, das Geld steht da hinten an", gibt Hohenberger die Meinung des Vorstands wieder. Aus Verantwortung für die Kinder und Jugendlichen werden die Kosten bewusst nicht an die Eltern weitergeben, für die es in dieser Zeit zum Teil auch selbst schwierig sei. Eltern, die sich die Gebühren für die Kinderfreizeit nicht leisten könnten, sollten sich nicht scheuen, beim KJR nach Unterstützung zu fragen. Es gebe dafür noch Fonds und Zuschüsse.

Insgesamt befürchtet der Kreisjugendring für dieses Jahr zwar noch keine "Schieflage", da die vergangenen Jahre "sehr ordentlich gehaushaltet" wurde. Dennoch fehlen die Einnahmen aus dem Übernachtungshaus in Plattling, das gerade erst angelaufen ist, aus den Veranstaltungen und Maßnahmen, dem Verleih von Spielmaterial und Hüpfburgen. Auch die Spenden haben – verständlicherweise – nachgelassen. Personalkosten, Mieten und Leasinggebühren aber laufen unvermindert weiter. Die größte Sorge sei, dass keiner weiß, wie es weitergeht.

Eine weitere Herausforderung ist die gestiegene Zahl der benötigen Ehrenamtlichen: Durch die Semesterverlängerung stehen die "leistungstragenden Studenten nur eingeschränkt zur Verfügung", so dass noch gerne Unterstützung angenommen wird, Anmeldung bei kathrin.malterer@kjr-deggendorf.de. Schon an diesem Wochenende beginnt die Ausbildung der Ehrenamtlichen zu den Anforderungen des Hygienekonzepts, zum Desinfizieren und auch für "Spiele mit Abstand".

War in den vergangenen Wochen das Spielmobil nur "to go" im Einsatz, wird es im August und September jede Gemeinde im Landkreis für einen Tag anfahren und unter anderem einen "digitalen Stationslauf" anbieten. Einige Gemeinden, so Hohenberger, seien der Bitte gefolgt, trotz Corona eigene Ferienprogramme anzubieten. Auch für Vereine gebe es durchaus Möglichkeiten. Der KJR stelle Vereinen und Kommunen als Dienstleistung das Rahmenhygienekonzept zur Verfügung.