Deggendorf
Donum Vitae: 20 Jahre Beratung für Schwangere

08.08.2021 | Stand 08.08.2021, 18:00 Uhr

Jubiläumsfeier auf Schloss Offenberg: Donum-Vitae-Leiterin Petra Kreuzmayr-Seitzer (M.) und die Bevollmächtigte Margret Tuchen (3.v.r.) mit den Ehrengästen (v.l.) Oberbürgermeisterin a.D. Anna Eder, Staatsminister Bernd Sibler, 2. Bürgermeister Günther Pammer, Sylvia Seider von der Regierung von Niederbayern, MdB Thomas Erndl, Referentin Prof. Dr. Fabienne Becker-Stoll und MdL Dr. Petra Loibl. −Foto: Schernikau

Die staatlich anerkannte Beratungsstelle für Schwangerschaftsfragen Donum Vitae Deggendorf mit Außenstellen in Straubing und Landau hat am Freitag ihren 20. Geburtstag im Marstall auf Schloss Offenberg gefeiert. Rund hundert Gäste begrüßte die Bevollmächtigte Margret Tuchen dort, darunter Ehrengäste aus Politik, Förderverein und BRK-Dachverband, Vernetzungspartner, Förderer, ehren- und hauptamtliche Mitarbeiterinnen sowie Professorin Dr. Fabienne Becker-Stoll vom Institut für Frühpädagogik, die zu einem Fachvortrag über den Aufbau sicherer Eltern-Kind-Bindungen eingeladen war.

Tuchen erinnerte sich: "Vor zwanzig Jahren saßen wir im Wohnzimmer der damaligen Oberbürgermeisterin Anna Eder. Wir – das waren neben der Hausherrin auch die damalige Bundestagsabgeordnete Maria Eichhorn, die leider viel zu früh verstorbene Ilse Bauer, Petra Kreuzmayr-Seitzer, Hannelore Matsche und ich. Wir beschlossen damals mit sehr viel Zuversicht die Gründung unseres Vereins Donum Vitae." Steil und auch sehr holprig sei der Weg am Anfang gewesen; gesiegt habe jedoch letztendlich "unsere Zuversicht". Tuchen dankte allen, die dabei mitgeholfen haben, mit herzlichen und sehr zugewandten Worten. Staatsminister Bernd Sibler konstatierte: "Die Gründungsmitglieder der Beratungsstelle Doris Hilpert, Hannelore Matsche und die heutige Leiterin von Donum Vitae Petra Kreuzmayr-Seitzer haben sich vor zwanzig Jahren mit Mut und großer Leidenschaft in das Wagnis gestürzt, ihrem Gewissen zu folgen und das zu tun, was sie für richtig gehalten haben, nämlich das, was sie liebgewonnen hatten, mit Mut zu beschützen und ihre Beratung nach dem Ausstieg der Katholischen Kirche aus der Schwangerenkonfliktberatung im christlichen Sinne fortzusetzen." Bernd Sibler ist auch Vorsitzender des Fördervereins.

Im Zuge der Gründung von Donum Vitae haben überzeugte Katholikinnen ein ganz persönliches Risiko in Kauf genommen und sich dem ökonomischen Risiko eines freien Trägers ausgesetzt. Damals war noch nicht absehbar, dass der Freistaat Bayern Donum Vitae schließlich zu 90 Prozent fördern und absichern werde. "Ja, da gehörte schon Mut mit dazu, sich aus den sicheren Gefilden der Katholischen Kirche und dem dazugehörigen tollen Tarifvertrag zu verabschieden und nicht so genau zu wissen: Wie geht das jetzt eigentlich weiter? Es war alles andere als klar und eindeutig, dass es eine Erfolgsgeschichte werden würde", stellte Sibler fest. Das alles sei aus der Motivation heraus erfolgt, das Richtige zu tun und sich an den Menschen und am Lebensschutz zu orientieren.

Seit der Eröffnung der Beratungsstelle Deggendorf im Jahr 2001 sind über 5400 Erstberatungen in der allgemeinen Schwangerschaftsberatung erfolgt, fast 4000 Erstberatungen in der Schwangerschafts-Konfliktberatung und 6500 Erstberatungen nach der Geburt und in den Folgejahren. Beratungsstellenleiterin Petra Kreuzmayr-Seitzer blickte mit sehr persönlichen und teilweise auch sehr widersprüchlichen Gefühlen und Stimmungen auf die vergangenen 20 Jahre zurück. Sie dankte "ganz, ganz vielen Menschen, die uns unterstützt haben und die uns Mut und Zuversicht gegeben haben. Das trägt uns bis heute; denn es geht ja immer auf und ab; und das, was ich gelernt habe, ist: es ist alles im Fluss; es bleibt nie, wie es ist." Eine wichtige Erkenntnis dabei sei, Demut vor dem Leben zu lernen und zu verstehen, dass jeder Mensch sein eigenes Leben hat und dass man ihm das auch lassen müsse. "Und jetzt freue ich mich auch und bin stolz, dass wir alle das gemeinsam so gut geschafft haben, und ich bin froh, dass so viele zu unserem Jubiläum gekommen sind", resümierte die Beratungsstellenleiterin.

Mit vielen Bildern präsentierte sie dann die 20 Jahre umfassende Vereinschronik und informierte über aktuelle Beratungsschwerpunkte. Einen besonderen Höhepunkt der Jubiläumsveranstaltung bildeten die raumfüllenden, sehr intensiven mongolisch-meditativen Lieder der Sängerin Urna, die schon im Jahr 2003 im Kapuzinerstadl ein Benefiz-Konzert zugunsten von Donum Vitae gesungen hatte und die bis heute eine treue Förderin des Vereins ist. Begleitet wurden ihre ausdrucksstarken Gesangsinterpretationen von Pianist Stefan Trenner, der am Schluss der Veranstaltung auch mit eigenen Improvisationen brillierte.

Im Fachvortrag "Sichere Eltern-Kind-Bindung aufbauen" erläuterte Diplom-Psychologin Prof. Dr. Becker-Stoll ausführlich, wie diese besonderen Bindungen entstehen und wie sich erschwerte Bedingungen – beispielsweise Konflikte in der Partnerschaft oder ungünstiges Erleben von Geburt und Wochenbett – negativ auf darauf auswirken können. Auch in diesen schwierigen Fällen würden Beratungsangebote wie das von Donum Vitae sehr helfen, ist die Expertin für frühkindliche Entwicklung überzeugt.

− rüs