Deggendorf
Die Natur als Ideengeber für die Technik

Zwölf Jugendliche aus Bayern nehmen an Bionik-Camp teil – Abschlusspräsentation

09.08.2020 | Stand 19.09.2023, 6:58 Uhr
Josefine Eichwald


Deggendorf. Er sei, sagt Moritz Frank (16) aus Spiegelau "relativ interessiert, was Physik und Biologe angeht und gerne in der Natur unterwegs". Diese Kombination ist bei den Bionik-Camps gefragt, wie sie die bayerischen Metall- und Elektroarbeitgeber (bayme vbm), das Bildungswerk der bayerischen Wirtschaft (bbw) zusammen mit Dobler Metallbau in Großwalding und der TH Deggendorf diesmal ausrichteten.

Der Zwieseler Gymnasiast war einer von zwölf Jugendlichen zwischen 15 und 18 Jahren aus Bayern – von Realschulen, Gymnasien und Fachoberschulen –, die für die sechs Bionik-Projekttage in der ersten Ferienwoche ausgewählt worden waren. Das Thema: "Fassade – next generation. Mit welchen Lösungen aus der Natur kann man die Fassade der Zukunft gestalten?" Als Projektleiterin fungierte Andrea Weber vom bbw. Involviert waren auch Tanja Zellner (THD) und Maschinenbau-Studentin Robin Lauerer. "Wir hoffen natürlich, dass uns Dobler-Metallbau unseren Forschungsauftrag abnimmt." Mit Augenzwinkern endete die Abschluss-Präsentation am Freitag, die Valentin Kufner aus Gotteszell, Schüler des St.-Michaels-Gymnasiums in Metten, moderierte.

Fassaden und Fenster aus Alu und Glas ist die Domäne von Dobler Metallbau, aktuelles Projekt in Deggendorf: Das Karl-Hochhaus mit seiner großen Fassade – einer Doppelfassade mit einer inneren und einer äußeren Ebene. Die Glasebene, stellten die Jugendlichen vor, ist gegen Regen und Wind stabil, der innere Teil dient zur Wärmedämmung und als Raumabschluss.

"Wenn die Technik eine Frage hätte, ging sie zur Biologie." So näherten sich Simone Hofmann (17) vom Robert-Koch-Gymnasium und Tiara Gehrich (17) aus Neuburg an der Donau der Frage "was ist Bionik?". Der Mohn und die Verteilung seines Samens wurde zum Vorbild für den Salzstreuer, die Pusteblume das Vorbild für den Gleitschirm. Was die Fassade der Zukunft angeht, untersuchten die Camp-Teilnehmer Umweltaspekte, aber auch die Bruchsicherheit von Glas, wenn z. B. Vögel dagegen fliegen, oder befassten sich mit der Selbstreparatur und der Selbstreinigung.

Wie wird eine (Glas-)Fassade schusssicher? Hier gab es Überlegungen, beispielsweise einen Magnet zwischen die Schieben einzubauen, um die Kugeln abzulenken. Dabei, so hieß es, habe man sich aber zuerst das technische Produkt ausgedacht und dann die Lösung in der Natur gesucht. So war zu erfahren, dass das Gürteltier einen schussfesten Panzer hat. In der Tier- und Pflanzenwelt waren auch Beispiele für Elastizität und Wärme- bzw. Kälteschutz zu finden, etwa bei der Silberameise, dem Holzfrosch, dem Rentier oder dem Eisbären.

Bisher sei, sagte Dobler-Geschäftsführer Daniel Rauh, "Bionik bei uns eher der Randbereich". Der technische Leiter der Metallbau-Firma, Jürgen Schäfer, freute sich, "wie unvoreingenommen die Jugendlichen an die Fragestellungen herangegangen sind". Kirsten Wommer, wissenschaftliche Referentin an der THD, freute sich, dass die Jugendlichen bei Null angefangen, und sich nicht gescheut hätten, noch so Abstruses aufs Papier zu bringen.

"Wir können Ideengeber brauchen", sagte Prof. Dr. Robert Geigenfeind von der TH mit Blick auf Leute, "die im Labor arbeiten, Bachelor- und Masterarbeiten erstellen. Interessierte Schüler können Vorlesungen besuchen". Die THD hat jüngst eine Professur für Bionik ausgeschrieben.

"Neue Leute kennen lernen" stand beim Feedback der Camp-Teilnehmer ganz oben, Gut fanden sie es auch, dass man "selber Konzepte entwickeln kann und andere Freiheiten als in der Schule hat". Eingang in die positive Bilanz im Freizeitbereich fand der Klettergarten in St. Englmar. Insgesamt hieß es "viel Input". Noch mal teilnehmen würden 81 Prozent, 19 Prozent waren unentschlossen.

Die Bionik-Camps, Teil der Bildungsinitiative Technik – Zukunft in Bayern 4.0, die auch vom Bayerischen Wirtschaftsministerium gefördert wird, gibt es seit 2009. "Die Wettbewerbsfähigkeit steigern", nennt Dr. Jutta Krogull Geschäftsführerin in Niederbayern von bayme vbm , als ein Ziel. Eingefunden hatten sich unter anderem auch der stellvertretende Landrat Josef Färber und Deggendorfs dritte Bürgermeisterin Renate Wasmeier.

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