Deggendorf
Deggendorfs Innenstadt "ganz in Weiß"

02.08.2020 | Stand 21.09.2023, 4:27 Uhr

Die Innenstadt mit dem Alten Rathaus. Der Blick vom Riesenrad bot viele weiße Flecken. −Fotos: Eichwald

Das weiße Riesenrad ist in diesem Sommer das Wahrzeichen von Deggendorf, andere Momentaufnahmen waren am Samstag eher Zufall: Kurz nach 19 Uhr fuhr ein weißer Rolls-Royce am Luitpoldplatz vorbei, in der Rosengasse stand um 21.15 Uhr eine weiße Vespa und gegenüber der Grabkirche war noch gegen 22 Uhr ein weißes Fahrrad abgestellt, auf dem Pflaster daneben lag ein schwarzer Mundschutz: Wahrscheinlich war er gegen ein weißes Modell ausgetauscht worden, denn am Samstag hatte Deggendorf die Devise "ganz in Weiß" ausgegeben: Elf Gastronomen haben sich beteiligt. Nach zögerlichem Anfang – es war einfach noch zu heiß – steigerte sich der Besucherstrom und riss bis 22 Uhr – dem offiziellen Ende von "White City" – nicht ab.

Hunderte Deggendorfer und auswärtige Besucher folgten dem Dresscode "weiß", schlenderten durch die Innenstadt, bestaunten am späteren Abend den illuminierten Alten Rathaus-Turm und genossen das Flair einer italienischen Nacht.

Elena Geiger und Carina Gsödl ziehen gegen 17.45 Uhr erneut mit einer Traube weißer Luftballons vom Alten Rathaus-Saal los. Rund 650 haben die beiden mit Kollegen vom Kultur- und Bauamt in der Stadt bzw. den Lokalen verteilt, vor dem Amélie stehen ohnehin die weißen Liegestühle, zudem sind weiß gedeckte Stehtische aufgestellt, weiße Lampions hängen in den Bäumen bei Dillys Suppenhüttn. Zur Deko-Idee der Riesen-Espresso-Tasse auf dem mit weißem Fell bestückten Dach des weißen kleinen Fiat hat "Mama Mia"- Wirt Massimiliano "Max" Conz für den Abend eine spezielle Karte aufgelegt. Natürlich, sagt er, gibt es auch Pizza. Er war sofort von der "White City"-Idee begeistert und wundert sich, "dass so wenige Gastro-Kollegen daran teilnehmen". Seine ca. 50 Plätze waren "schnell ausreserviert", die Gäste wurden musikalisch von Damiano am Saxophon unterhalten.

Bürgermeister Dr. Christian Moser – im weißen Poloshirt im Rathausgarten – hatte per Videobotschaft um 18 Uhr die Besucher begrüßt. Den Beitrag hatte Niederbayern-TV vorab aufgezeichnet, ebenso die 20-minütigen Programmteile, die jeweils zur vollen Stunde nach und nach eingespielt wurden und von der Deggendorfer Stadtkapelle, der Ballettschule Muckenthaler, Thomas Weidenbeck am Weißen Flügel, "Groove Project", Impressionen von "Mia hoid’n zam" bis zum siebenminütigen Feuerwerk am Schluss reichten. Nur die Sonnenflammen-Stelzengeher waren "in echt" da. Sie halten ohnehin den Mindestabstand.
Unter anderem mit "Sgroppino", einem weißen Cocktail (Zitronensorbet, Wodka, Prosecco) nahm Mirco Nart vom Café Sapralott auf das Motto Bezug, das Personal trug natürlich weiß. Beim Fischmarkt von Christian Grantner gab’s keinen Weißen Hai, aber Austern auf Salatbukett und als Hauptspeise gegrilltes Zanderfilet. Grantner sah die Veranstaltung schon als "gewisse Herausforderung", obwohl er nur Außenplätze hat und die 52 waren schnell vergeben. "Die ganz normale Karte" hat das Amélie geboten, sagt Chef Christian Eichner. Platz im Freien war für zirka 100 Gäste, noch zu späterer Stunde waren Stehtische und Tische gut besetzt, ab und an auch mit Garderobe-Farbtupfern.
"Eine schöne Alternative aufgrund der Umstände", hat Kunstvereins-Chef Thomas Darcy "die Szenerie genossen". Siegrid Hacker aus Bernried findet die Location in der Innenstadt "fast besser", weil man sich ohne Picknick-Ausstattung zwanglos von Ort zu Ort bewegen kann. "Sehr gutes Essen, nette Bedienungen": Sabine Mader aus Deggendorf hat ihren 43. Geburtstag im Café Extra gefeiert; die achtköpfige Gruppe, alle in Weiß, lässt um halb zehn die Atmosphäre am Riesenrad auf sich einwirken. Für Thomas Kaiser aus Regen, der nach dem fantastischen Essen im "La Padella" am Vierertisch den Abend ausklingen lässt, war es "eine Freude", draußen zusammenzusitzen. "Anders als im Stadthallenpark, aber auch wunderschön, vor allem auch dank des Wetters". Man könne sagen, "dass das einheitliche Weiß der Kleidung auch den Zusammenhalt in der Pandemie versinnbildliche".