„I gfrei mi scho total“, sagt Stephanie Ries-Thomas. Die 43-Jährige aus Landau ist die Erste, die sich ab 30. September für einen Monat in Deggendorfs neuem Pop-up-Laden einmietet.
Nach den ersten zwei Geschäften in der Bahnhofstraße hat die Stadt in der Pfleggasse 28 etwas Neues aufgetan. Obwohl es kein Geld mehr vom Staat gibt, bleibt die Monatsmiete mit 280 Euro sehr günstig.
Leerstände bespielen und einen Mieter finden
Erst Bahnhofstraße 6, dann Bahnhofstraße 22 – an diesen Adressen gab es von 2021 bis 2023 Klamotten, Deko, Kindersachen oder Handgemachtes aller Art. Die Mieter konnten einen Monat lang ausprobieren, ob ihre Geschäftsidee funktionierte, ob Deggendorf für sie ein guter Standort war und wie es mit der Kundenfrequenz aussah. Die Ziele der Stadt: Leerstände bespielen und im Idealfall einen dauerhaften Mieter finden.
Beide Läden sind mittlerweile vermietet, was aber eher wenig mit der Pop-up-Vornutzung zu tun hat. In die Nummer 22 ist die Bahnhof-Apotheke eingezogen, in der Bahnhofstraße 6 findet man nach einem kürzeren Gastspiel eines Geschäfts mit Artikeln fürs Kinderzimmer ein Büro, das nach Security-Mitarbeitern sucht.
Es bleibt bei 280 Euro Monatsmiete
„Innenstädte beleben“ heißt das Programm, aus dem die Stadt ihr Pop-up-Konzept zwei Förderperioden lang finanzieren konnte. Und das ging so: Die Stadt mietete mit diesem Geld einen Leerstand zu 70 Prozent der zuletzt verlangten Kaltmiete an. Die Popup-Mieter bezahlten pro Monat nur 280 Euro und mussten sich um das Drumherum wie Internet, Strom, Ladenausstattung, Ladentheke und Schaufenster-Beklebung nicht kümmern, konnten das aber nach persönlichem Geschmack oder Bedarf ergänzen.
Kaum unternehmerisches Risiko
Die gute Nachricht: Obwohl sich die Rahmenbedingungen durch den Wegfall der Förderung geändert haben, ist das Nutzungsentgelt für die Mieter gleich geblieben. Weil der Stadt das Projekt laut Nicola Baranyai-Döring von der Wirtschaftsförderung am Herzen liegt, übernimmt nämlich die Kommune den bisherigen Anteil des Freistaats. „Leerstände sind schließlich jeder Stadt ein Dorn im Auge. Und die Mieter können ausprobieren, ob sie so etwas stemmen können, ob eine Geschäftsidee hinhaut. Die Konditionen sind sehr verlockend, weil man kaum ein unternehmerisches Risiko tragen muss.“
80 Quadratmeter in guter Lage
Der neue Pop-up-Store findet sich in der Pfleggasse 28, wo bis vor einigen Monaten die „Tragbar“ Mode im Angebot hatte; ein schöner Laden mit Gewölbe und einem tollen Steinboden. Und mit nicht ganz 80 Quadratmetern größenmäßig gerade richtig. Auch die Lage hinten in der Pfleggasse hält Nicola Baranyai-Döring für gut. „Es ist ja auch Gastronomie in der Nähe.“
„An Wolle ist in Deggendorf nicht mehr viel los“
Die Lage ist für die erste Mieterin Stephanie Ries-Thomas ohnehin nicht der alles entscheidende Faktor. Schon seit 2020 bietet sie „Schönes & Wolle“ an – erst in Eichendorf und seit 2022 in Landau – und ist nicht auf Laufkundschaft angewiesen. Von Anfang an hatte sie viele Kunden aus Deggendorf und dem Bayerischen Wald. Seit Marlene Hötzl 2019 ihre Wollstube ein Stück weiter vorne in der Pfleggasse geschlossen hat, wussten deren Kunden nicht mehr recht, wo sie Wolle und Handarbeitszubehör kaufen sollten. Mit den Worten von Stephanie Ries-Thomas könnte man sagen: „An Wolle ist in Deggendorf seitdem nicht mehr viel los.“
„Für mich sehe ich das als eine Art Sprungbrett“
Also bringt die Landauerin für einen Monat hochwertige Wolle, Holzspielzeug und Geschenkartikel in die Stadt. „Ich kannte den Laden, bevor ich mich bei der Stadt erkundigt habe, ob es einen Pop-up-Store gibt. Das war tatsächlich ein Glücksfall. Für mich ist Deggendorf ein attraktiver Standort mit einem großen Einzugsgebiet. Ich möchte mal ausprobieren, wie es läuft und finde es toll, dass die Stadt so etwas fördert. Für mich sehe ich das als eine Art Sprungbrett.“
Ab Mitte September kann man bei einem Stadtbummel schon einmal über das große Schaufenster in der Pfleggasse 28 einen Einblick erhaschen, was es bei „Schönes & Wolle“ geben wird. Am 30. September startet der Verkauf. Wenn Stephanie Ries-Thomas Ende Oktober den Schlüssel wieder abgeben wird, macht sie Platz für den nächsten Händler beim Einzelhandels-Staffellauf. Die Qualifikation im Rathaus läuft.
Wo kann man sich erkundigen?
Wer sich für den Pop-up-Store in der Pfleggasse 28 interessiert, kann sich an das Team der städtischen Wirtschaftsförderung wenden, ✆ 0991/2960-505 oder E-Mail an wirtschaftsfoerderung@deggendorf.de. Die Anmietung soll mindestens für einen, maximal für drei Monate erfolgen.
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