Schwierig, aber nicht so schlimm wie befürchtet stellt sich die finanzielle Lage des Donau-Isar-Klinikums dar. Das geht aus den Zahlen des Jahresabschlusses für 2023 sowie einer aktuellen Hochrechnung für 2024 hervor, die Landrat Bernd Sibler und Kämmerer Werner Neupert dem Kreisausschuss des Landkreises Deggendorf am Freitag im Rahmen des Beteiligungsberichts präsentierten. Das bringt auch eine positive Folge für den Haushalt des Landkreises und damit seine Kommunen mit sich.
„Die Zahlen hören sich furchtbar an“
Rein wirtschaftlich betrachtet, „hören sich die Zahlen furchtbar an“, warnte Sibler einleitend vor. Im Wesentlichen seien es die „äußeren Rahmenbedingungen“, die das Klinikum belasten. Man befinde sich in einer Phase der Unsicherheit und des Risikos, die alle Standorte in Deutschland trifft. Doch für das DIK könne man „zwischen den Zeilen und teilweise auch sehr deutlich“ erkennen, dass die 2023 eingeleiteten Maßnahmen wie Schließung von Notaufnahme und Chirurgie in Landau und die weitreichenden Sparbemühungen in Deggendorf im gesamten Kommunalunternehmen griffen.
Die erwarteten Defizite wurden in der Höhe nicht erreicht. Der Fehlbetrag liegt letztendlich bei 16,9 Mio. Euro, im Wirtschaftsplan ging die Klinikführung noch von 20 Mio. Euro aus, das Worst-Case-Szenario sogar von 29 Mio. Euro.
Klinikum steigert Leistungen
Sämtliche Kennzahlen, die die Leistungsfähigkeit eines Klinikums abbilden, haben sich gegenüber dem Vorjahr in allen drei Häusern erhöht wie Case Mix, Nutzungsgrad und Patientenzahl, gestiegen sind auch die Erlöse aus Wahl- und ambulanten Leistungen. Dennoch war es damit nicht möglich, die tariflichen Steigerungen bei den Personalkosten, die gestiegenen Kosten für Material und den Schuldendienst auszugleichen. „Ich kann da oben leisten, was ich will, ich bekomme es nicht bezahlt“, brachte Neupert die Diskrepanz zwischen erbrachter Leistung des Klinikums und dem dafür bezahlten Geld der Krankenkassen auf den Punkt. Doch speziell für das DIK dürfte sich der positive Trend auch im Wirtschaftsjahr 2024 fortsetzen, wie Neupert aus einer auf den Zahlen bis Juli basierten Hochrechnung ableitete. „Ich glaube nicht, dass es mehr als fünf Prozent der Kliniken im gesamten Bundesgebiet geschafft haben, die Zahlen in dieser Weise positiv zu beeinflussen wie hier“, betonte Neupert.
Landkreis muss weniger Nachschuss zahlen
Der Abschluss von 2023 bedeutet für den Landkreis Deggendorf, dass der im Haushalt eingeplante Betriebskostennachschuss von 8,4 Mio. Euro nicht komplett fällig wird, sondern nur 6 Mio. Euro notwendig sind. Die übrigen 2,4 Mio. Euro könnte der Landkreis an die Kommunen zurückgeben oder für die Folgejahre „parken“. Laut Sibler plädierte die in dieser Woche tagende Bürgermeisterrunde eindeutig dafür, dass der Landkreis das Geld für künftige Nachschüsse behält. Für 2024 wäre laut Wirtschaftsplan ein Nachschuss von Seiten des Landkreises Deggendorf ans DIK in Höhe von 9,7 Mio. Euro notwendig, eine Schätzung vom November ging von 6,5 Mio. Euro aus, und nach der aktuellen Hochrechnung vom Juli wären es nur 3,5 Mio. Euro – von denen der Landkreis dann bereits 2,4 Mio. Euro von den Kommunen erhalten hat.
Sowohl Sibler als auch Neupert betonten, dass sich die Zahlen auch wieder in die andere Richtung entwickeln können. Man befinde sich hier in einem „hochvolatilen Umfeld“, sagte Sibler. „Wir brauchen auf Landes- wie auf Bundesebene Entscheidungen, um ein verlässliches Konzept auszuarbeiten“, forderte Sibler und ergänzte, „was wir tun können, haben wir geleistet“.
Eigenkapitalquote „bedenklich“
Klar ist den Verantwortlichen aber auch: Am DIK besteht für die Landkreise auf lange Zeit Handlungsbedarf. Werner Neupert lenkte den Blick zum Beispiel auf die Eigenkapitalquote, die bei einer Bilanzsumme von 280 Mio. Euro auf 8,9 Prozent (Vorjahr 13,9) wegen weiterer Darlehensaufnahmen gesunken ist. „Das ist bedenklich“, urteilte Neupert, die Grenze liege bei zehn, normal wären 20 Prozent. Um das Klinikum nicht noch weiter abdriften zu lassen und die Liquidität zu halten, werden die Landkreise künftig nicht nur Betriebskostennachschüsse leisten, sondern auch über Investitionskostenzuschüsse nachdenken müssen.
Verbindlichkeiten auf 103 Millionen Euro gestiegen
Die Verbindlichkeiten sind von knapp 80 auf 103 Mio. Euro angestiegen. Ferner zeichnet sich ab, dass die Patientenströme aus der Vor-Corona-Zeit nicht mehr erreicht werden. Sibler erklärte dies auf Nachfrage von Kreisrat Josef Einhellig (FW) mit dem bundesweiten Trend von stationärer zu ambulanter Behandlung.
Einen weiteren Lichtblick dagegen sieht Neupert in der Unterschrift, mit der das DIK am Standort Deggendorf Teil des Medizincampus Niederbayern sein wird und spätestens ab dem Wintersemester 2027 mit Beginn der Lehre am Ort den Titel MCM Kliniken tragen dürfte.
„Stehen heute besser da als vor einem halben oder dreiviertel Jahr“
In ihren Beiträgen betonten die Kreisräte Barthl Kalb (CSU) und Christian Heilmann-Tröster (Grüne) die gute Arbeit aller Mitarbeiter und des Vorstands, aber auch des Verwaltungsrats sowie der beiden Vorsitzenden. „Die Ergebnisse zeigen, dass die Anstrengungen Früchte tragen. Wir stehen heute besser da als vor einem halben oder dreiviertel Jahr“, so Heilmann.
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