Eishockey-Oberliga
Das Duell der krisengebeutelten Topstarter: Deggendorfer SC empfängt am Sonntag Spitzenreiter Memmingen

10.10.2024 | Stand 10.10.2024, 15:05 Uhr |
Roland Rappel

Trifft auf seine ehemaligen Memminger Mannschaftskollegen: Jaroslav Hafenrichter (l.) trägt seit dieser Saison das Trikot des Deggendorfer SC. − Foto: Roland Rappel

Das erste Spitzenspiel steht für den Deggendorfer SC bevor. Am Sonntag (18.45 Uhr) sind die Memmingen Indians zu Gast, die zum jetzigen Stand zwei Punkte vor dem DSC auf Platz eins der Oberliga Süd stehen. Bislang ungeschlagen sind die Indianer, und sie haben eine fast weiße Weste: Lediglich bei den Bietigheim Steelers musste man in die Overtime. Die Steelers waren zudem der einzige Gegner, gegen den der Deggendorfer SC in dieser noch jungen Saison bislang verloren hatte.

Die Memminger Indianer vom „Hühnerberg“ waren auch in den letzten Jahren einer der Geheimfavoriten. Deggendorf tat sich oft schwer, musste auch immer wieder bittere Niederlagen einstecken. Beide Clubs gehören quasi zum Inventar der Oberliga. Seit 2017 sind die Indians im Unterhaus des deutschen Profieishockey angekommen und haben sich stetig verbessert. Der größte Erfolg war sicherlich das Finale um die deutsche Oberliga-Meisterschaft 2022, das man nur knapp gegen die Eisbären Regensburg verloren hatte. Trotz einer schwachen Folgesaison zeigt die Entwicklung der Indianer stetig nach oben. Den Kader der vergangenen Saison hat man nicht groß verändert, lediglich ein paar Stellschrauben gedreht. Prominentester Neuzugang ist der Kanadier Tyler Spurgeon. Der Stürmer war zuvor jahrelang Kapitän beim ESV Kaufbeuren in der DEL2 und lange Jahre beim HC Innsbruck in der österreichischen ersten Liga. Aus Deggendorfer Sicht freilich interessant, dass mit Louis Eisenhut ein waschechter Deggendorfer in Memmingen spielt. Der DNL3-Meister ist im Tor die Nummer zwei hinter Bastian Flott-Kucis, hat sich beim 7:2-Sieg in Füssen schadlos gehalten.

Ex-Memminger Jaroslav Hafenrichter im DSC-Trikot



Die Deggendorfer Entwicklung kommt sowieso nicht überraschend. Der bereits gute Kader aus dem Vorjahr wurde weiter gezielt verstärkt. Mit David Stach und Andreé Hult hat man sich auf den Kontingentpositionen verbessert, mit dem Ex-Memminger Jaroslav Hafenrichter auch im deutschen Sektor verstärkt. Zudem bleibt man (bislang) vom Verletzungspech verschont, lediglich Tomas Gulda fehlt Coach Jiri Ehrenberger noch ein paar Spiele. Die große Stärke ist die Ausgeglichenheit des DSC-Kaders. Mal ist es der Block um Hult, der die Spiele entscheidet, dann ist es wieder die „Tschechen-Reihe“ um Hafenrichter, Antonin Dusek und Petr Stloukal. Und dann hat man im dritten Block einen Thomas Greilinger und Curtis Leinweber, die immer noch für wichtige Tore sorgen können.

Noch nicht rundum zufrieden ist Jiri Ehrenberger mit der Defensivleistung seiner Mannschaft: „Oftmals treffen wir nicht unbedingt die besten Entscheidungen, dann gab es Eins-Gegen-Zwei- oder Zwei-Gegen-Vier-Situationen. Das muss langsam weniger werden.“ Auf die Spielweise sieht sich Ehrenberger gut vorbereitet: „Der Trainer ist geblieben und gegen Memmingen waren das in der Vergangenheit auch immer gute Spiele und gutes Eishockey.“ Der Coach hofft also auf ein sehr gutes Spiel und „dass wir nicht mit leeren Händen dastehen werden.“ Hafenrichter dürfte auf beiden Seiten im Fokus stehen. Der Routinier hat auch einige Tipps für seine Mitspieler, wie man die Memminger knacken könnte.

Untreue-Skandal erschüttert die Indians



Trotz der sportlichen Situation hatten beide Clubs im Sommer so ihre Probleme. Während bei den Deggendorfern die Festung an der Trat aufgrund einer defekten Ammoniakleitung fünf Wochen lang nicht zur Verfügung stand, wurde bei den Memmingern der Ex-Vorstand wegen Untreue festgenommen. Es steht im Raum, dass über Jahre hinweg Vereins-Gelder im großen Stil abgezweigt wurden, von einem mittleren sechsstelligen Betrag sprechen die aktuellen Vorstände und damit der schwersten Zeit in der Geschichte des Clubs, auch wenn die Saison gesichert sei.

Artikel kommentieren