Wer über das Eishockey in Deggendorf spricht und über den DSC, meint Curtis Leinweber (36) immer irgendwie mit. Seit 2016 spielt der quirlige Stürmer, mit zweijähriger Unterbrechung, an der Trat. Sein Kampfgeist, seine Tore – 113 bislang – haben den in Calgary geborenen Profi längst zum Publikumsliebling gemacht. Jetzt, pünktlich zum Start der neuen Oberliga-Spielzeit, hat er den deutschen Pass bekommen. Die Heimatzeitung sprach mit Curtis Leinweber über seinen Weg nach Europa, Ausflüge in die Verteidigung und Farbenblindheit.
Herr Leinweber, nach rund einem Jahr Wartezeit haben Sie endlich den deutschen Pass erhalten. Wie fühlt sich das für Sie an?
Curtis Leinweber: Ich habe mir den deutschen Pass so lange gewünscht. Ich meine, mein Name ist Deutsch, mein Cousin hat in Bremerhaven gespielt. Wir kennen Rick Hindmarch und er hat uns immer gesagt, Deutschland ist super. Als ich nach Deggendorf gekommen bin, hatte ich sofort ein großartiges Gefühl und wusste, ich werde das machen, sobald es geht.
Erzählen Sie doch, wie kam der Wechsel damals nach Europa, und später nach Deggendorf zustande?
Leinweber: Nach dem College war es nicht so einfach, weil es die Lockout-Saison in der NHL war. Jeder wollte als Profi spielen und musste Kontakte haben. Das war für mich schon ein bisschen stressig, weil ich bis November keine Mannschaft hatte. Ich hatte zwei Spiele bei den Utah Grizzlies, und da hieß es dann um drei Uhr morgens ,Tschüss, danke, viel Glück’, und ich saß wieder daheim. Ein älterer Spieler, mit dem ich im College in Alaska gespielt hatte, war in Edinburgh, und mein alter Trainer in Alaska war auch mal Spieler dort. Meine Agentin kannte den Manager in Schottland. Dann ging es ganz schnell, ich bin rübergeflogen und ging direkt auf das Eis.
Curtis Leinweber war im Podcast des DSC zu Gast
Und dann?
Leinweber: Nach Dundee, wo ich eine richtig gute Saison hatte, hatte John Sicinski bei unserem Keeper Trevor Koenig, mit dem John früher zusammengespielt hatte, gefragt, wie ich denn so bin als Spieler. Trevor hat mich da richtig gut verkauft, er hat einen „Tire Pump“ (Luftpumpe) gemacht. John, meine Agentin und Trevor haben also dafür gesorgt, dass ich in Deggendorf einen Vertrag bekommen habe. Und der Rest ist Geschichte, eine Erfolgsgeschichte die es Gott sei Dank ja immer noch ist.
Hätten Sie damals, als Sie nach Deggendorf gekommen sind, damit gerechnet, dass Sie heute immer noch hier sind?
Leinweber: Gehofft vielleicht, ja. Aber das ist im Nachhinein schwierig zu sagen. Kyle Gibbons und ich hatten damals früh die Verträge verlängert, weil wir gut zusammengespielt haben. Bevor ich nach Deggendorf gekommen bin, hatte ich mit Rick (Hindmarch, d. Red.) telefoniert, und er hat nur gesagt: ,Großartige Stadt, super Fans, tolle Leute.‘ Ich kenne Rick seit 30 Jahren, auch mein Vater kennt ihn schon ewig, daher glauben wir ihm auch, was er sagt. Und ja, er hatte recht, es ist eine großartige Stadt hier. Und ehrlich gesagt hätte ich nicht gedacht, dass ich so lange in Deggendorf bleibe, aber nach den ersten beiden Jahren wurde mir klar: Die Chance ist da. Oder zumindest die Chance, in Deutschland zu bleiben.
„Wenn ich meine Augen zu mache, sehe ich den Querpass von mir auf Gibby“
Welche Spiele sind Ihnen in Erinnerung geblieben, positiv als auch negativ?
Leinweber: Ich habe zwei im Kopf. Das eine ist natürlich Selb, als wir in der Verlängerung gewonnen hatten. Gibby (Kyle Gibbons, d. Red.) hat dieses Tor geschossen und wir sind ins Finale gekommen. Das war unglaublich, das vergesse ich niemals. Wenn ich heute meine Augen zumachen sehe ich immer noch den Querpass von mir auf Gibby. Das war auch das erste Mal, dass ich so richtige Playoffs gespielt habe. In Schottland gab es immer nur Hin- und Rückspiel. Als negatives Erlebnis habe ich definitiv Spiel sieben in Freiburg im Kopf, den Abstieg aus der DEL2. Das war ein enges Spiel, wir haben richtig gut gespielt. Aber das passiert.
Sie haben im College sogar mal Verteidiger gespielt, stimmt das?
Leinweber: Ich habe drei Jahre im College Verteidiger gespielt. Das war spaßig. Ich weiß, was Luigi (Alex Grossrubatscher, d. Red.) meint, wenn er in die Ecke mit den großen Stürmern geht. Ich war vielleicht nicht der beste Verteidiger, aber ich konnte einen guten Pass spielen.
Sie sind farbenblind, stimmt das?
Leinweber: Ja, Rot-Grün und das dunkle Blau, Rot, Braun, Schwarz bereitet mir Probleme. Alles schaut ungefähr gleich aus. Wenn wir im Training mit roten und schwarzen Trikots trainieren, kann man das vergessen. Alle zehn Spieler sehen gleich aus.
Abfahrt zum Training nach Straubing um halb sechs
Schauen wir auf die aktuelle Saison. Die Strapazen, täglich nach Straubing zu fahren, kommen jetzt endlich zu einem Ende. Wie war das für Sie?
Leinweber: Zum einen können wir froh sein, dass wir überhaupt aufs Eis gehen können. Wir haben hier unsere Eishalle und unsere Kabine, aber das ist etwas ganz anderes, man kann das nicht vergleichen, die Gefühle und so. Wir müssen für unsere Verhältnisse sehr früh aufstehen, auch wenn da die Leute darüber nur lächeln, die früh in die Arbeit rausmüssen. Ich bin gegen halb sechs Uhr im Stadion, dann fahren wir mit den Autos nach Straubing, kommen zurück und machen dann Trockentraining im Kraftraum. Das geht schon. Es ist nicht einfach, aber es passt schon.
Wie sehen Sie das Team für die neue Saison aufgestellt? Was sind Ihre Ziele?
Leinweber: Ich glaube, dass die Liga immer besser geworden ist. Das wichtigste für uns ist, dass wir die Tschechen zusammengestellt haben (lacht). Die haben ein riesiges Spielverständnis und spielen gut zusammen. Wenn ich ehrlich bin, spiele ich im Training ganz ungern gegen sie, ich hoffe, dass wir dann das Bully gewinnen, damit wir zumindest kurzzeitig die Scheibe haben (lacht). Wir haben eine gute Tiefe im Kader und jeder kann richtig gut spielen. Am Ende ist das Ziel immer der Pokal. Ich denke, wir können in den Playoffs richtig weit kommen. Natürlich gehört auch Glück dazu. Aber jetzt freuen wir uns, dass es endlich losgeht.
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