„Am Ende fügt sich alles“
2023 in Django Asüls Rückspiegel

Traditionelle Vorpremiere vor heimischem Publikum auf der Auerbacher Bühne

28.11.2023 | Stand 28.11.2023, 16:56 Uhr |
Bianca Nickl

Kabarettist Django Asül fasst im „Rückspiegel“ die Ereignisse des letzten Jahres auf seine Art zusammen. Auf der Kleinkunstbühne präsentiert er jedes Jahr zum ersten Mal sein aktuelles Programm. − Foto: Bianca Nickl

Ein Highlight im Programm der Kleinkunstbühne ist jedes Jahr die Vorpremiere des Rückspiegels von Kabarettgröße Django Asül. Mit dem Publikum in seiner Heimat erprobt er im Spätherbst sein aktuelles Programm, mit dem er anschließend bis Ende Januar durch alle großen Städte tourt und das auch am 28. Dezember um 20.15 Uhr im BR ausgestrahlt wird.

Quasi durch den Rückspiegel blickt der Hengersberger in seiner bekannt satirischen Art auf das vergangene Jahr zurück. Bereits zum 17. Mal fasste heuer der beliebte Kabarettist die Begebenheiten des Jahres zusammen und fand viele überraschende Zusammenhänge.

Mit gewohnt spitzer Zunge verstand er es wieder bestens, an die verschiedenen Versuche der Politiker zu erinnern, Wählerstimmen an sich zu ziehen. Statt Antworten auf drängende Fragen zu liefern, hat das Jahr 2023 spektakuläre Erkenntnisse gebracht: Im Kampf gegen die Vertrauenskrise soll nun Julian Nagelsmann die Führung übernehmen, oder doch Rudi Völler als Retter der Nation? Eine Unterstützung bräuchten unsere Politiker dringend, verschiedene Entscheidungen sind nicht nachzuvollziehen, oder liegt es daran, dass mehrere Verantwortliche an Gedächtnislücken leiden?

Aber nicht alles ist schlecht, denn es gibt mehr Einser-Abiturienten mit mehr physischen Problemen und sportlichen Defiziten denn je. Aber es fallen immer mehr junge Menschen bei der Führerscheinprüfung durch, was aber auch nicht von Bedeutung ist, denn die letzte Generation schert sich wenig ums Autofahren, sondern deckt lieber Sicherheitslücken auf.

Einen bleibenden Eindruck hat bei Asül, wie auch bei der Bevölkerung, Wirtschaftsminister Robert Habeck mit seinem Heizungsgesetz hinterlassen. Von den ganzen hoch gesteckten Klimazielen ist aktuell nicht viel übriggeblieben. Mischen sich doch immer wieder Gremien wie der Normenkontrollrat, der die Bürokratie und deren Folgekosten bemängelt hat, sowie der Bundesgerichtshof in die Politik ein, die der Regierung eine Watschn verpassten und forderten, auch die Politik müsse sich an Recht und Gesetz halten.

Zeitgleich mit dem Comeback von Manuel Neuer präsentiert Innenministerin Nancy Faeser härtere Abschieberegeln. Hier hat sie sich scheinbar mit dem FC Bayern zusammengetan: „Visit Rwanda“, heißt es nicht nur für die Fußballfreunde, sondern auch für Asylsuchende.

Für nachhaltigen Eindruck hat Ex-Verteidigungsministerin Christine Lambrecht gesorgt. Sie begeisterte nicht nur mit ihrer Offenheit gegenüber den Taliban, sondern auch mit Inkompetenz und Tollpatschigkeit und besonders mit ihrem Abschiedsvideo, fasste der scharfzüngige Kabarettist zusammen.

Geprägt war das Jahr vom Wahlkampf in Bayern und Hessen, das Ergebnis fühlte sich für die CSU wie eine Niederlage an, Aiwanger darf sich die „Stimmungskanone des Jahres“ und „Ministerpräsident der Herzen“ nennen. Wahrer Wahlgewinner in Deutschland ist aber Erdogan, er bekam in Deutschland prozentual mehr Stimmen als im Heimatland Türkei.

Im Rückblick auf das vergangene Jahr mag man sicher denken, was gab es da Lustiges? Doch Django Asül schaffte den Spagat zwischen Kriegsrealität, unverständlichen Entscheidungen und lustigen Begebenheiten, der Applaus seiner Zuhörer in Auerbach gab ihm Recht!

Artikel kommentieren