Starker Regen soll am Wochenende im Berchtesgadener Land fallen. Wie intakte Bergwälder Schutz vor Hochwasser bieten, darüber berichtet der Forstbetrieb Berchtesgaden.
Von extremen Regenfällen mit Hochwassergefahr und sogar größeren Schneemengen im Berchtesgadener Land spricht das Landratsamt in seiner Unwetterwarnung fürs Wochenende. Passend dazu senden die Staatsforsten fast zeitgleich ihren Bericht über die Bedeutung der Bergwälder als Schutz bei Starkwetterereignissen. Voraussetzung: Die Bergwälder sind intakt, betont Forstbetriebsleiter Dr. Daniel Müller und verweist auf die Maßnahmen, die dafür nötig sind.
Etwas mehr als die Hälfte der Wälder im bayerischen Alpenraum sind Schutzwälder nach Artikel 10 des Bayerischen Waldgesetzes, so Müller. Das bedeutet, dass diesen Wäldern aufgrund ihres Standorts eine besondere Funktion zukommt. Sie schützen menschliche Infrastruktur in den Tälern beispielsweise vor Lawinen, Steinschlag oder auch Erdrutschen.
In fünf Jahren mehr als 740000 Bäume gepflanzt
Allein im Forstbetrieb Berchtesgaden gibt es 14 272 Hektar Schutzwald, der von den Förstern gepflegt wird. „In den vergangenen fünf Jahren wurden am Forstbetrieb Berchtesgaden mehr als 740 000 junge Bäume gepflanzt. Dabei wurde mit 30 verschiedenen Arten der Mischwald angereichert.“ Vor allem Tannen, Fichten, Buchen, Lärchen, Eichen, Eiben und Erlen waren dabei. Mehr als 2,6 Millionen Euro wurden in Pflanzung und Kultursicherung investiert. Das AELF Traunstein unterstützt die Arbeiten im Rahmen der besonderen Gemeinwohlleistungen.
Sonderfall Starkregen: Auch beim Wasserrückhalt spielt der Schutzwald eine wichtige Rolle: Bei Extremwetterereignissen mit Starkniederschlägen, wie sie im Klimawandel immer häufiger auftreten werden, kommen innerhalb kürzester Zeit enorme Wassermengen zu Boden. Diese lassen im Gebirge Wildbäche anschwellen, die dann wiederum mit ihren gewaltigen Wassermassen Siedlungen in den Tälern bedrohen können. Hier kommt dem Bergwald eine entscheidende Bedeutung zu, um die Schäden von Starkregenereignissen zu minimieren, heißt es weiter: Er kann auf verschiedene Weise die abfließende Wassermenge dämpfen.
Gesunder Boden nimmt große Mengen Wasser auf
Zum einen ermöglichen die Wurzeln der Bäume eine höhere Wasseraufnahmefähigkeit im Boden. So ist das Wasser zwar nicht verschwunden, aber es wird im Waldboden gepuffert. Gleichzeitig stabilisieren die Wurzeln auch den Boden und schützen ihn damit vor Erosion durch das Wasser. Außerdem ist ein typischer Waldboden an der Oberfläche deutlich rauer als zum Beispiel der blanke Fels oder vergraste Flächen. Die Geschwindigkeit des Wasserabflusses wird reduziert. Wäre also der Wald und vor allem der Waldboden nicht da, würde Wasser bei Starkniederschlägen ungebremst ins Tal rauschen und dort unter Umständen große Schäden anrichten. Der Bergwald ist somit eine Art Lebensversicherung für Mensch und Tier in den Alpen und ein Schutzgarant für Siedlungen und Infrastruktur.
Deshalb ist es für die Bayerischen Staatsforsten eine vordringliche Aufgabe, den Bergwald und damit auch den Schutzwald durch eine nachhaltige Bewirtschaftung gesund zu erhalten und zu pflegen. Bei der Pflege des Berg- und Schutzwaldes geht es vor allem darum, dauerhaft einen stabilen Waldbestand zu erhalten. Dieser besteht im Idealfall aus jungen und alten, also auch dünnen und dicken Nadel- sowie Laubbäumen. Nur durch diese vielfältige Struktur ist der Wald bestens gerüstet, um Naturgefahren für die Talbewohner und Gäste abzuwehren.
Ältere Bergwälder schwächeln
Doch der Schutzwald braucht auch Schutz durch den Menschen. Mancherorts schwächeln die Schutzwälder etwas, da sie bereits sehr alt sind. Häufig befinden sie sich in schlecht erschlossen Lagen, die auch für die heimischen Wildarten wie Rehe, Hirsche oder die Gams attraktiv sind. Die Folge ist Wildverbiss, gerade die Knospen junger Bäume werden gerne gefressen und dadurch geschädigt. Zudem ist der Boden in solch alten Wäldern meist mit Gras bedeckt und der dicke Grasfilz verhindert ein erfolgreiches Keimen der Baumsamen. Daher schaffen es diese altersschwachen Wälder oftmals nicht aus eigener Kraft, eine neue Waldgeneration zu erzeugen.
Die Forstleute versuchen, zum Beispiel durch eine erfolgreiche Borkenkäferbekämpfung und die Förderung der Naturverjüngung mit Holzernte in zu dunklen Waldteilen, zusätzliche Pflanzflächen zu vermeiden, informiert Müller. Nur dort, wo es notwendig ist, pflanzen sie junge Tannen und Lärchen. Außerdem werden diese Flächen intensiver bejagt, solange sich die jungen Bäume im Aufwuchs befinden, um sie vor Verbiss zu schützen.
− red
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