Seinen 125. Geburtstag feiert das Reichenhaller Unternehmerforum ab Mittwoch beim Weinfest auf dem Rathausplatz. In einer Presseaussendung weist das Rufo auf das Jubiläum hin und blickt auf die Vergangenheit und die Gegenwart.
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GRÜNDUNG
Am 22. Februar 1899 gründete sich der Handels- und Gewerbeverein – so der damalige Name. Im gleichen Jahr, in dem Reichenhall zum Staatsbad wurde, schlossen sich 54 Unternehmer „zur Förderung, Belebung und Vervollkommnung des Handels und Gewerbes“ zusammen.
Kurwesen und Tourismus auf der einen Seite sowie Handel und Gewerbe auf der anderen Seite haben sich seit jeher in der Alpenstadt „gegenseitig befruchtet und das Wachstum stetig vorangetrieben“, schreibt das Rufo dazu. Auch gesellschaftliche Themen und das Selbstverständnis einer gesellschaftlichen Verpflichtung wie Beförderung des Schulwesens und Teilnahmen an Stadtratswahlen seien „seit jeher Gegenstand der Diskussion und Aktivität im Gewerbeverein“. Auch die Themen Ladenschlusszeiten an Sonn- und Feiertagen sowie Weiterbildung begleiteten den Verein seit 125 Jahren.
GLANZZEIT
Immer wieder habe der Verein Ideen eingebracht und dazu beigetragen, dass sich die Stadt auch nach Krisen neu aufstellen konnte, auch mit dem Mut neue Wege zu schreiten. Ein Beispiel dafür sei die Einrichtung der zweiten Fußgängerzone in Bayern nach München, deren 50-jähriges Bestehen Bad Reichenhall im nächsten Jahr feiern kann. Die Erweiterung der Fußgängerzone um die Poststraße erfolgte wenig später.
Das notwendige buchstäbliche „Umparken im Kopf“, die Neuordnung der Verkehrsflüsse und Parkplatzsituation wurde damals gelöst, schreibt das Rufo. „Die Fußgängerzone löste eine Aufbruchstimmung in der Stadt aus, der weitere wichtige Investitionen der Geschäfte im direkten Umfeld folgten.“ Große Teile des heutigen Stadtbildes fielen in den Zeitraum der folgenden zehn bis 15 Jahre: Kurgastzentrum, Stadtbach, Stadion, Tennisplätze, Nord-Südachse sowie große Kaufhäuser und Kaffeehäuser, Hotels und Kliniken entstanden oder wurden erneuert. Die Übernachtungszahlen erreichten ihren Rekordwert mit über 1,8 Millionen pro Jahr bei einem etwa doppelt so hohen Bettenangebot wie heute.
GEGENWART
In diesem Jahre hoffe die Stadt 970000 Übernachtungen zählen zu können, „gerade einmal die Hälfte der Blütezeit von Bad Reichenhall“, schreibt das Rufo. Die Bettenzahl habe sich in gleichem Maße in etwa halbiert. Das habe sicherlich viel mit dem Rückgang der von den Krankenkassen finanzierten Kuraufenthalte zu tun, sollte aber aus Sicht des Rufo „vor allem die Diskussion um mögliche Belastungen der Infrastruktur aus dem Tourismus – Verkehr, Umwelt, Parkplätze, Wohnraum – in unserer Stadt relativieren“.
Die Themen, die das Rufo und die Stadt damals wie heute umtreiben seien vielfach unverändert: „ein gesundes Wachstum von Handel und Gewerbe, auch des Tourismus in Einklang und zum Wohle der Einwohner von Bad Reichenhall“.
Vieles in der Stadt, vom Kurgarten über das kulturelle Angebot bis zu den vielfältigen Geschäften verdanke Reichenhall „nicht zuletzt den Gästen, die mit ihrer Kurtaxe und Kaufkraft all das erst ermöglichen“, meint das Rufo. Das Miteinander sei „nicht immer einfach und erfordert einen offenen Dialog, das Ernstnehmen von Ängsten und Bedenken aber auch ein entschlossenes Handeln und Umsetzen der gefundenen Kompromisse“.
AUSBLICK
Das Integrierte Stadtentwicklungskonzept, an dem die Stadt aktuell arbeitet, ist auch ein zentraler Punkt für das Rufo, da viele Themen wie Verkehrslenkung, Parkraumgestaltung, Freizeitangebote für Bürger und Besucher, Belebung und Verschönerung der Innenstadt, Balance zwischen Kultur-, Freizeit- und Einkaufserlebnis sowie die richtige Außendarstellung der Stadt sich in diesem Projekt wiederfinden und es „die Richtung zumindest für das kommende Jahrzehnt nachhaltig beeinflussen wird“, meint das Rufo. Es selbst stelle sich den sich ändernden Gegebenheiten, indem es seine Strukturen anpasse. Die Bedürfnisse und Herausforderungen der unterschiedlichen Gewerbebereiche: Tourismus, Gastronomie, Handel, Handwerk und Dienstleistungen erforderten „spezifisches Handeln und entsprechende Maßnahmen“. Vor vielen Jahren habe es daher bereits den „Innovationsclub“ gegeben, der innerhalb des Gewerbevereins frequenzbringende Veranstaltungen wie Verkaufsoffene Marktsonntage, Weinfest, Musik und Kulturveranstaltungen organisierte. Inzwischen haben sich Fachgruppen für die einzelnen Bereiche gegründet. Im Hauptausschuss führen die Vertreter der Fachgruppen gemeinsam mit dem Vorstand sowie weiteren ausgewählten Vertretern die Themen zusammen und vertreten sie „wo notwendig gegenüber der Stadt und ihren Gremien“.
Regelmäßige Treffen mit dem Oberbürgermeister am „Runden Tisch“ sowie eine gestaltende Rolle im „Fachbeirat Tourismus“ seien Beispiele dafür, wie heute die Kommunikation organisiert ist. Die Grundprinzipien seien die gleichen wie die vor 125 Jahren, die zur Gründung des Gewerbevereins geführt haben. „Tradition – Innovation – Wachstum“ sei daher der Wahlspruch zum 125-jährigen Bestehen.
JUBILÄUM
Zu den Traditionen des Rufo zählt auch das Weinfest, das heuer vom 14. bis 17. August auf dem Rathausplatz stattfindet. Das Rufo organisiert es seit mehr als 20 Jahren und widmet es in diesem Jahr seinem 125-jährigen Bestehen. Die gemeinsame Eröffnung am 14. August um 18 Uhr durch den Oberbürgermeister, die Geschäftsführerin der Tourismus GmbH sowie den Vorstand des Rufo verdeutliche dabei „einmal mehr den engen Zusammenhalt und die hervorragende Zusammenarbeit – eine gute Basis für die nächsten 125 Jahre erfolgreicher Zusammenarbeit“.
− red
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