Keller und Baugrube ausgepumpt
Unwetter: Bad Reichenhall vorerst weitgehend verschont – Feuerwehr 17 Mal im Einsatz

15.09.2024 | Stand 15.09.2024, 19:00 Uhr |

Zwei Wasserfälle bildeten sich am Hang des Müllnerhorns und füllten die Baugrube der Hochwasserschutz-Maßnahme. − Fotos: Corinna Anton, Mareike Klappenbach

Aufatmen oder nur mal kurz durchatmen, das ist am Sonntag noch unklar. Der Regen hat nachgelassen in Bad Reichenhall. Er könnte aber wiederkommen – zumindest warnt der Deutsche Wetterdienst weiterhin vor ergiebigem Dauerregen im Berchtesgadener Land.

  

Bereits Sonntagmittag geht es wieder los, bis Dienstagnachmittag werden noch einmal Niederschlagsmengen zwischen 50 und 70 Liter pro Quadratmeter erwartet. Zudem wird es wärmer, die Schneefallgrenze steigt und das Tauwasser kann die Pegel zusätzlich steigen lassen.

Bis Sonntag ist die Kurstadt relativ glimpflich davongekommen. Zwar liefen etliche Keller voll, vor allem im Ortsteil Karlstein. Insgesamt hielten sich die Einsätze für die Freiwillige Feuerwehr Bad Reichenhall aber in Grenzen. 17 Mal mussten die Ehrenamtlichen von Samstag, 7 Uhr, bis Sonntagmittag ausrücken.

„Weit über 100 Liter“ am Listsee gemessen

Als „ungewöhnlich“ bezeichnete Andreas Gabriel die Wetterlage, der als Kreisbrandinspektor für den mittleren Landkreis zuständig ist. Besonders viel geregnet habe es von der Nacht auf Samstag bis zum Samstagnachmittag im Bereich Hochstaufen und Fuderheuberg. Am Listsee seien in wenigen Stunden „weit über 100 Liter“ Regen gemessen worden. Gewöhnlich komme das Wetter eher von Westen, diesmal sei es anders, meinte Gabriel.

Die Vorhersagen hatten das Schlimmste befürchten lassen, daher hatten sich die Feuerwehren im Landkreis bereits am Freitag vorbereitet und Sandsäcke befüllt. Erste Hilferufe gingen dann am Samstag ab 7 Uhr ein, berichtete der Reichenhaller Kommandant Ralf Wichter. Er und seine Kameraden pumpten vor allem Keller in Karlstein aus. Stand kurz vor 10 Uhr waren circa 70 Ehrenamtliche der Reichenhaller Hauptwache und des Löschzugs Karlstein im Einsatz.

Wasser soll in den Saalach-Kraftwerkskanal fließen

Bis zum frühen Nachmittag waren es etwa 15 Einsätze. Gefordert war die Wehr vor allem an der Thumseestraße – genau dort, wo die Stadt und das Wasserwirtschaftsamt derzeit eine große Maßnahme zum Schutz vor Hochwasser umsetzen. Fertig ist das Projekt noch nicht, deswegen stand die Baugrube schnell voll Wasser. Wäre sie übergelaufen, wären Tiefgaragen und Keller im Pflegerpointviertel vollgelaufen.

Künftig soll das Wasser vom Hang unterirdisch in den Saalachkanal abfließen, statt wie in der Vergangenheit die Straßen und Häuser zu fluten. Dafür entsteht ein Geschiebefang, ein großes Becken aus Beton, am Fuße des Müllnerhörndls. 110 Kubikmeter Fassungsvermögen hat das Becken, es soll Geröll, Schlamm und Treibholz aufhalten, wenn heftiger Regen es in den beiden Runsen des Reischlklammbachs herunterspült. Was übrig bleibt, wird über ein knapp ein Kilometer langes Rohrsystem abgeleitet in den Saalach-Kraftwerkskanal. Dazu werden neue Rohre verlegt. Mit einem Durchmesser von 1,20 Meter sind sie doppelt so groß wie die bisherigen, können also doppelt so viel Wasser und Unrat abtransportieren. Ende Dezember soll die Baustelle abgeschlossen sein.

Pumpe bringt 60 Liter pro Sekunde aus der Grube



Für den aktuellen Dauerregen kommt die Baumaßnahme allerdings zu spät. Daher pumpte die Wehr das Becken aus – etwa 60 Liter pro Sekunde schaffte die Pumpe – und leitete das Wasser über Schläuche in Richtung Kanal. Gefahr für die Anwohner bestand laut Kommandant Wichter nicht – zumal der Regen dann doch früher nachließ als befürchtet. Die Nacht blieb für die Feuerwehr ruhig, am Sonntagmorgen rückte sie noch einmal aus, weil ein Keller voll Grundwasser gelaufen war.

Weitgehend ruhig war es am Samstag in Bayerisch Gmain, Schneizlreuth und Weißbach, berichtet Kreisbrandinspektor Gabriel. Problematisch könne es allerdings werden, wenn der Schnee, der in den höheren Lagen gefallen ist, in den nächsten Tagen schmilzt und die Pegel wieder steigen lässt. Wo es dann kritisch wird, lasse sich schwer vorhersagen. Am Sonntag kam der Regen jedenfalls in Bad Reichenhall schon am frühen Nachmittag wieder zurück.

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