Kulturhauptstadt Europas
Umjubelte Premiere von „Der Sterngucker“ beim Lehár Festival in Bad Ischl

12.08.2024 | Stand 12.08.2024, 19:00 Uhr |
Daniella Rieger-Böhm

Der Sterngucker (Christoph Gerhardus) und seine Verlobte Lilly (Loes Cools). − Foto: fotohofer.at

Als Europäische Kulturhauptstadt gedenkt Bad Ischl dieses Jahr insbesondere der vielen Kurgäste jüdischer Herkunft – zu denen, vor 1938, auch Franz Lehárs Lieblingslibrettist, Fritz Löhner-Beda gehörte.

Er wurde 1942 in Auschwitz ermordet. Zu diesem Hintergrund gibt es eine Ausstellung im Kongress- und Theater-Haus. Es war eine gute Idee des Lehár-Fetivals in Ischl, die kaum gespielte Operette „Der Sterngucker“ von Franz Lehár halbszenisch aufzuführen. Denn heutzutage muten manche Themen von 1916 etwas altmodisch an.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs stellte sich der junge jüdische Satiriker Fritz Löhner mit seinem Libretto zu „Der reine Tore“ bei Franz Lehár vor. Der nahm das Wagnis auf sich, das Lustspiel mit viel Text zu vertonen, und scheiterte damit. Die Wiener Uraufführung im Theater in der Josefstadt hatte keinen Erfolg. Dem Impresario Carlo Lombardi ist es zu verdanken, dass diese Operette unter dem Titel „La Danza Libella“ 1922 in Italien erfolgreich aufgenommen wurde und dort bis heute auf den Spielplänen steht.

Für das Lehár-Festival schrieb die Dramaturgin Jenny Gregor eine eigene Fassung, die mit viel Witz und Tempo garniert ist. Erzähler Walter Sachers hält die Handlungsstränge mit sprachlicher Exzellenz und Augenzwinkern stets zusammen.

Die Handlung ist recht einfach: Der Astronom Franz Höfer (Christoph Gerhardus) ist mehr in Sterne als in Frauen verguckt. Drei davon, Lilly (Loes Cools), Isolde (Sophie Schneider) und Mizzi (Claire Winkelhöfer), wollen ihn jedoch erobern und sich gleich mit ihm verloben. Damals reichte bereits ein angedeuteter Kuss oder eine kompromittierende Geste, um in den Hafen der Ehe bugsiert zu werden. Dazu kommt Lillys Wunsch, ihren Verlobten gegen einen anderen auszutauschen. Lillys Verlobter, Paul von Rainer (Matthias Koziorowski), ist ohnehin in eine andere Frau verliebt, nämlich in Kitty (Corinna Koller), die Schwester des Sternenguckers. Diener Nepomuk (Sebastian A.M. Brummer) hilft diesem, zwei Damen loszuwerden und übernimmt zudem alle Nebenrollen im lebhaftem Wechsel mit eindrucksvollem pantomimischem Parodiespiel.

Der erst 24-jährige Regisseur Sebastian Kranner setzt dieses Verwirrspiel humorvoll in Szene, wobei die Tänze (Choreografie: Astrid Nowak) manchmal befremdlich anmuten. Wenn die Protagonisten mit Teddybären Cancan tanzen müssen, möchte man lieber die Augen schließen und nur der Musik lauschen.

Dirigent Marius Burkert versteht es, dem Lehár-Orchester auf der Bühne in bester Manier die Melodien des Operetten-Meisters zu entlocken. Corinna Koller besticht nicht nur mit liebreizender Bühnenpräsenz, sondern vor allem mit ihrem lyrischen Sopran voller Glanz. Matthias Koziorowski ist ein strahlender Tenor mit Schmelz in allen Lagen.

Man vermisste kaum das fehlende Bühnenbild, da der Gesang vortrefflich und das Schauspiel der Sänger so plastisch war, dass man sich die Szenerie mit eigener Fantasie vorstellen konnte. Die schönen Kostüme (Jenny Thost) halfen farblich bei der Einordnung der Paare. Das Publikum der ausverkauften Premierenvorstellung applaudierte beglückt und voller Operettenseligkeit.

Daniella Rieger-Böhm


Noch ein letztes Mal zu sehen am Donnerstag, 15. August, um 15.30 und 20 Uhr, Karten gibt es auf leharfestival.at

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