Klassenerhalt ist das große Ziel
„Total motiviert und positiv gestimmt“: Kreisligist Reichenhall setzt auf interne Lösung – Majer übernimmt als Coach

30.12.2024 |
Hans-Joachim Bittner

Mario Majer kennt die Fußball-Abteilung des TSV Bad Reichenhall in- und auswendig: Jetzt ist der 41-Jährige zum zweiten Mal Chefcoach des aktuellen Kreisligisten. − Foto: Bittner

Er trägt das Reichenhaller Fußballer-Gen in sich. Gleichwohl weiß Mario Majer, welch schwere Aufgabe ihn erwartet. An Weihnachten bestätigte die Abteilungsleitung des TSV Bad Reichenhall um Christian Scheifinger und Florian Huber, dass der 41-Jährige die „Erste“ in der Kreisliga übernimmt. Mit Coach Michael Wegscheider war es kurz vor der Winterpause nach bis dahin nur vier Siegen, jedoch zehn Niederlagen nicht mehr weitergegangen. Im letzten Spiel des Jahres gegen den VfL Waldkraiburg (0:1) hatte Co-Trainer Alexander Vater das Team betreut.

Die neue Lösung war naheliegend: Majer reiste bereits im Sommer mit ins Trainingslager und kam dem Team in letzter Zeit wieder näher. „Der Mario passt als Mensch, Typ und mit seinem Fachwissen super rein, wir sind mit dieser Lösung sehr glücklich“, sagt Florian Huber. „Und dass auch Alex Vater und Alex Schlage weitermachen, ist Gold wert.“ Um die Torhüter kümmert sich nach wie vor Ex-Keeper Robert Töpel.

Die Frage nach dem rein sportlichen Saisonziel beantwortet der Relegationsplatz, auf dem die Kurstadt-Crew aktuell überwintert: Klassenerhalt. „Weil drei Jahre Kreisliga zu wenig sind und es wirklich schade wäre, würde man sich die gute Zeit mit einem Abstieg kaputt machen“, sagt Majer. Er möchte neben dem Erfolg, der am Ende zählt, frischen Wind in die Sache bringen. „Die Spieler sollen die Freude zurückgewinnen. Wenn sie durchs Nonner Stadion-Tor gehen, zählt für ein paar Stunden nur noch der Fußball, sonst nichts. Es sind ja nur noch vier Monate, in denen sich wirklich jeder am Riemen reißen kann. Sollte das klappen, können wir am Ende sicher gut aus der Saison gehen“. Der neue Mann an der Seitenlinie baut vor allem auf die noch acht Heimspiele (bei fünf Auswärtspartien): „Ich bin total motiviert und positiv gestimmt.“

Fokus muss auf dem Fußball liegen

Priorität habe bei Majer, den Verein wieder ins richtige Licht zu rücken: „Hohe Ansprüche sind möglich, weil das Team die fußballerische Klasse hat – das haben wir in der letzten Saison gesehen. Jetzt müssen aber wieder alle an einem Strang ziehen, damit wir Stabilität, Klarheit und Leben reinbekommen. Jeder muss für den anderen da sein und der Fokus auf den Fußball gerichtet werden.“ Freilich liegt die Hoffnung auf die Rückkehr der langzeitverletzten Offensivkräfte Korbinian Sprinzing, Ismet Bytyqi und Benedict Donaubauer – wenngleich als Backup vor allem ein Louis Senft von den A-Junioren bereits absolut überzeugen konnte. „An welchen Rädchen ich drehen muss, weiß ich. Aber das mache ich natürlich nicht öffentlich“, sagt Majer, der freilich auf eine weitaus höhere und qualitätsvollere Trainingsbeteiligung setzt. Für ihn selbst gibt’s nur ein ganz oder gar nicht: Als der in der Altenpflege tätige 2014 zum ersten Mal die Erste coachte, pendelte er täglich zwischen Bad Reichenhall und München.

Majer selbst war selbst über drei Jahrzehnte am TSV-Ball: Als Stürmer mit eingebautem, oft eiskaltem Torinstinkt, wusste er, wo das Tor steht und wo er selbst zu stehen hatte, um erfolgreich abzuschließen. Zahlreiche Verletzungen – Schultereckgelenksprengung, Nasenbein- Schlüsselbein- und Mittelfußbruch, Bandscheibenvorfall – warfen ihn jedoch oft zurück, so dass er nie über einen wirklich geschlossen-langen Zeitraum in der Ersten spielten konnte. Seine Zeit in beiden Herren-Teams wurde schließlich auch jäh beendet, als nach einem brutalen Foul eines Vachendorfers im September 2020 in seinem starken rechten Fuß im Grunde alles kaputt ging, was kaputt gehen konnte – unter anderem wegen einer Luxationsfraktur. Ab 2011/12 coachte Majer bereits die TSV-„Zweite“ und führte sie in die A-Klasse. Eineinhalb Jahre drauf übernahm er für Markus Huber die „Erste“: Prompt lag für den Herbstmeister bis zum letzten Spieltag der Bezirksliga-Aufstieg im Bereich des Möglichen, doch eine 1:3-Heimniederlage bei 38 Grad im Schatten gegen Kreisliga-Meister TuS Traunreut „zerstörte“ die gelb-schwarzen Träume am 7. Juni 2015. Reichenhall wurde mit zwei Punkten Rückstand auf Platz 2 Dritter hinter dem FC Hammerau.

Kontakt zum TSV ging nie verloren

Am 25. September 2021 wurde Majer, nachdem er nach seiner schweren Verletzung von Vachendorf nie mehr gespielt hatte, offiziell verabschiedet: Zu Buche stehen 203 Einsätze, 98 in der „Ersten“, 105 in der „Zweiten“. Der Kontakt zum TSV ging nie verloren, sein Herz schlug immer für Gelb-Schwarz, seit seinem Fußball-Start 1988. Im vergangenen Jahr leitete Majer wieder ein AH-Training am Fuße des Staufens in die Wege. Das Datum des Trainingsstarts steht noch nicht fest, diese Woche wird der Vorbereitungsplan besprochen. Der Reichenhaller Pflichtspielstart ist für den 8. März beim TSV Waging vorgesehen – ob so früh im Jahr gespielt werden kann, bleibt freilich offen.

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