Weniger Blut für Kranke und Verletzte
Starker Rückgang beim Blutspenden in den vergangenen beiden Jahren im Berchtesgadener Land

Bei 29 Terminen im Landkreis nur 3321 Spender

24.01.2023 | Stand 17.09.2023, 4:44 Uhr

Die Blutgruppen A und O sind als Blutspenden besonders wichtig. −Foto: Leitner

2022 haben während und nach der Corona-Pandemie nur noch 3,1 Prozent der spendefähigen Bevölkerung (SFB) im Berchtesgadener Land ihr Blut für schwer Kranke und Verletzte gespendet. Edi Schmid, Koordinator der Ehrenamtlichen, die bei den Terminen vor Ort mithelfen, hat bereits von 2020 auf 2021 in seiner Statistik einen Rückgang von 6,2 auf 3,8 Prozent verzeichnet. Er vermutet, dass sich neben den Corona-Einschränkungen einige Spender auch durch den regionalen Wechsel vom Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes (BSD) zum Salzburger Roten Kreuz verunsichern und abschrecken haben lassen. Diese würden deshalb nicht mehr spenden oder sind auf Nachbar-Orte im Landkreis Traunstein ausgewichen, wo nach wie vor der BSD kommt. Schmid betont: „Die vertraute und enge Zusammenarbeit mit den Salzburgern besteht im inneren Landkreis aber bereits seit fast 70 Jahren, wo zu den Terminen immer überdurchschnittlich viele Spender kommen. Wir hoffen, dass 2023 ohne Pandemie-Einschränkungen auch im restlichen Landkreis alles wieder besser wird.“

Über 700 Spender weniger als noch 2021

Bei den insgesamt 29 Abnahme-Terminen betreuten die Ehrenamtlichen der BRK-Bereitschaften nur noch 3321 Blutspender (2021: 4033). Erstspender sind 2022 rein formal alle Spender, da das Salzburger Rote Kreuz jeden Spender neu erfasst hat und aus Datenschutz-Gründen die Angaben vom BSD nicht einfach übernehmen konnte. Am fleißigsten waren wie auch schon seit vielen Jahren die Blutspender aus dem südlichen Landkreis und aus dem Gemeindegebiet Teisendorf.

Schmids detaillierte Auswertung zeigt folgende Ergebnisse:

Ainring: Drei Termine (2021: 1) 220 Blutspender (2,2 Prozent der SFB; 2021: 110 Spender), 197 Blutkonserven (2021: 103).

Anger: Zwei Termine (2021: 2) 128 erfasste Blutspender (2,8 Prozent der SFB; 2021: 235 Spender), 108 Blutkonserven (2021: 224).

Bad Reichenhall mit Bayerisch Gmain und Schneizlreuth: Acht Termine (2021: 6) 784 Blutspender (3,4 Prozent der SFB; 2021: 714 Spender), 682 Blutkonserven (2021: 663).

Berchtesgaden und der innere Landkreis: Sechs Termine (2021: 6) 1205 Blutspender (5 Prozent der SFB; 2021: 1.293 Spender), 1111 Blutkonserven (2021: 1.203).

Freilassing mit Saaldorf-Surheim: Vier Termine (2021: 5) 356 Blutspender (1,5 Prozent der SFB; 2021: 801 Spender), 318 Blutkonserven (2021: 729).

Laufen: Zwei Termine (2021: keiner) 218 Blutspender (2,9 Prozent der SFB; 2021: 0), 200 Blutkonserven (2021: 0).

Piding: Ein Termin (2021: 1) 56 Blutspender (1 Prozent der SFB; 2021: 103 Spender), 47 Blutkonserven (2021: 98).

Teisendorf: Drei Termine (2021: 4), 354 Blutspender (3,8 Prozent der SFB; 2021: 777 Spender), 312 Blutkonserven (2021: 716).

Trotz zahlreicher Versuche der Medizin und der Pharmaindustrie ist es bisher nicht gelungen, ein entsprechendes Spenderblut künstlich herzustellen.

Nur drei Prozent der Bevölkerung spenden

Mit jeder gespendeten Blutkonserve bekommen bis zu drei Patienten wieder die Chance auf ein Weiterleben. Laut Statistik sind 80 Prozent der Deutschen mindestens einmal im Leben auf eine Blutkonserve angewiesen. 94 Prozent der Deutschen halten Blutspenden für wichtig, aber leider nur drei Prozent der Bevölkerung spenden tatsächlich. Blut spenden kann jeder gesunde Erwachsene zwischen dem 18. und einen Tag vor seinem 70. Geburtstag. Die Blutgruppe O negativ gilt laut Blutspendedienst als so genanntes Notfallblut, da es jeder Patient verträgt. Die Blutgruppen A und O sind besonders wichtig, da sie am häufigsten in der Bevölkerung vertreten sind. 19 Prozent der Blutkonserven werden für die Behandlung von Krebspatienten eingesetzt, 16 Prozent bei Magen- und Darmerkrankungen und zwölf Prozent brauchen Unfallopfer. Spenderblut wird auch bei Operationen und Therapie-Behandlungen wie bei Leukämie-Patienten eingesetzt.

Eine Stunde kann Leben retten

„Es genügt schon eine Stunde für das Leben Anderer zu opfern. Wenn jeder etwas gibt, ist auch für jeden etwas da“, betont BRK-Chefarzt Dr. Franz Leipfinger. BRK-Kreisgeschäftsführer Tobias Kurz, Kreisbereitschaftsleiter Florian Halter und Edi Schmid danken besonders allen Gemeinden und Pfarrämtern und ihren Mitarbeitern für die „hervorragende Unterstützung und die meist kostenlose Überlassung ihrer Räume. Ein großes Vergelt‘s Gott im Namen der Patienten an die treuen Blutspender und ehrenamtlichen Rotkreuz-Helfer im Landkreis für ihre tatkräftige Unterstützung und Mitwirkung im Blutspendedienst, sowie an das engagierte Abnahmeteam des Salzburger Roten Kreuzes.“

Kostenloser Gesundheitscheck inklusive

Wer Blut spendet, profitiert auch für seine eigene Gesundheit: Denn am Tag der Blutspende werden zum einen Vitalwerte wie Blutdruck, Puls und Körpertemperatur unter die Lupe genommen, sowie der für die Blutspende notwendige Hb-Wert gemessen. Zum anderen wird nach jeder Spende das Spenderblut im Labor auch auf verschiedene Krankheitserreger und Auffälligkeiten getestet. Entspricht ein Blutwert nicht der Norm, wird der Spender darüber informiert und kann anschließend seinen Arzt aufsuchen.

Schmid appelliert an die Bürger des Landkreises: „Bitte helfen Sie und spenden Sie Ihr Blut bei den Blutspende-Terminen des örtlichen Roten Kreuzes und bringen Sie Familienmitglieder, Freunde und Bekannte mit, damit auch in der Zukunft die Versorgung unserer Bevölkerung mit dem notwendigen Blut gewährleistet ist. Blut spenden bedeutet Leben retten! Das ist wohl der beste Vorsatz für ein neues Jahr. Er ist auch leicht zu erfüllen.“

Der Blutspender hat alle Möglichkeiten: Er kann den guten Vorsatz einmal gleich am Jahresanfang umsetzen, sich aber auch mehrfach im Jahr als Lebensretter auszeichnen. Männer können sechsmal und Frauen viermal innerhalb von zwölf Monaten Blut spenden.


Die nächsten Möglichkeiten, Blut für seine Mitmenschen zu spenden, bestehen:

Donnerstag, 26. Januar, von 15 bis 20 Uhr in der Aula der Grund- und Mittelschule Teisendorf.

Freitag, 27. Januar, von 16 bis 20 Uhr in der Grundschule Aufham.

Donnerstag, 16. Februar, von 15 bis 20 Uhr im Freilassinger Badylon. Spender brauchen weder Impfung, Schnelltest noch Maske, um die Termine zu besuchen.