Ärger über Abwerbungen
Spieler würden „ohne Respekt“ abgeworben: FC Hammerau teilt gegen Vereine aus

28.08.2024 |
Andreas Pils

Bei der Versammlung (v.l.): 1. Bürgermeister Martin Öttl mit Hans Reiter (Jugendleiter), Gernot Althammer (1. Vorstand), Norbert Heudecker (Kassenwart) und Ehrenvorstand Sepp Vogl. − Foto: Andreas Pils

Bei seiner Jahreshauptversammlung hat Kreisligist FC Hammerau seinem Ärger über Abwerbungen seiner Fußballer durch andere Klubs Luft gemacht und Kritik geübt an der Gemeinderatsentscheidung, auf eigentlich für Sport und Freizeit gedachten Grund und Boden in Ainring (Landkreis Berchtesgadener Land) drei Einkaufsmärkte zu errichten.

Bei den Neuwahlen wurde die Führungscrew um Vereinsvorsitzenden Gernot Althammer, die seit zwölf Jahren zusammenarbeitet, für zwei Jahre wiedergewählt. Althammer ging in seinem Bericht auf zwei Themen besonders ein: das Abwerben von FCH-Fußballern durch andere Vereine und auf die Pläne der Gemeinde, ein Einkaufszentrum zu schaffen: Edeka, Aldi und dm sollen am Schmiedinger Weiher in Mitterfelden in ein Gebäude mit 3600 Quadratmetern Einkaufsfläche ziehen.

„Clubs treten ohne jeden Respekt uns gegenüber auf“



„Viel Ärger bereitet uns nun schon seit ein paar Jahren der Umgang mit anderen Clubs, wie zum Beispiel dem SBC Traunstein oder einem großen Verein in der Nachbarschaft, die immer wieder ohne jeglichen Respekt gegenüber uns oder auch anderen Vereinen, Spieler und auch Trainer zu ihnen lotsen wollen, obwohl sie selbst genug Spieler haben“, sagte Althammer und klagte: „Es werden sogar Jugendtrainer zu einem Wechsel angesprochen und ihnen nahegelegt, gleich die Mannschaft mitzunehmen.“

Zwar brachte er auch etwas Verständnis auf, denn sollte ein Spieler oder eine Spielerin mal unterfordert sein oder sich für eine höhere Liga empfehlen wollen, so werde man dies nicht verhindern oder blockieren. Doch mit der Firma MFS (Münchner Fußballschule) habe man eine professionelle Fußballschule ins Trainingsangebot geholt, um jeden Einzelnen besser zu machen und zu fördern.

Althammer: Kosten für Verein, aber keine Ausbildungsentschädigung



Nicht nur in Althammer löse es Unmut aus, wenn die Spielerwechsel ohne jeden persönlichen Kontakt, sondern per E-Mail-Mitteilung geschehe. Ein Wechselantrag könne innerhalb von 14 Tagen negativ beschieden werden. „Wenn nicht, gilt der Wechsel als erledigt, wenn sich der Spieler bis zum jeweiligen Stichtag bei unserm Verein schriftlich abgemeldet hat“, so Althammer. Stellt der abgebende Verein sich quer und gibt den Spieler nicht frei, so wird dieser für drei bis sechs Monate gesperrt. Eine Ausbildungsentschädigung wollten die aufnehmenden Vereine meist aber nicht zahlen, und eine Ablöse stoße auch bei den gehenden Spielern oftmals auf Unverständnis, sagte Althammer. Dabei hatte der Verein die jahrelangen Ausgaben, schloss Althammer seine Kritik ab.

Weiter ging’s mit dem Einkaufszentrum. Auf dem Areal am Schmiedinger Weiher sollten eigentlich Freizeitanlagen entstehen. Gerade Mitterfelden brauche aber ein geeignetes Areal, um nicht nur Fußball zu spielen; ein Grundstück, um die sportbegeisterten Jugendlichen nicht nach Freilassing abschieben zu müssen, damit sie ihre Begeisterung daheim ausüben können, sagte Gernot Althammer.

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Der Gemeinde und dem Gemeinderat dankte Althammer für die jährliche finanzielle Unterstützung, ebenso der Verwaltung und vor allem dem Bauhof für die gute Zusammenarbeit und tatkräftige Hilfe. Dem Platzwart Hubert Reiser und seinem Helfer Jürgen Kiontke sprach er ein „Riesenlob“ aus, mit Herzblut und großem Einsatz habe man einen „Top-Platz“ realisiert.

Öttl: Sport- und Freizeit- gelände nicht gestorben



Später ging 1. Bürgermeister Martin Öttl auf die Kritik ein. Der Rathauschef zeigte sich sehr angetan vom Verein; die Zahl langjähriger Mitglieder sei ein Aushängeschild für den FC Hammerau. Zur Kritik nahm er wie folgt Stellung: „Das Freizeit- und Sportgelände in Mitterfelden haben wir im Gemeinderat beraten, damit der Nahversorger irgendwo einen vernünftigen Standort erhält, der zentral gelegen ist. Von vornherein haben wir gesagt, dass das Sport- und Freizeitgelände darunter nicht gestorben ist. Eine Planung läuft aktuell – und mit Mitterfelden wird was entstehen, unter anderem an der Schule.“ Gemeint ist die Grund- und Mittelschule. Im Gemeinderat werde das Thema forciert; sein Wunsch wäre, die Anlage als Allwetterplatz schon 2025 realisieren zu können. Das Gemeindeoberhaupt dankte allen, besonders der Vorstandschaft für die ehrenamtlichen Leistungen, die im Verein erbracht werden.

36 neue Mitglieder gewonnen



Seit 31. Dezember 2023 hat der FCH 36 neue Mitglieder gewonnen, stieg die Zahl doch von 504 auf nun 540 (336 Erwachsene, 204 Jugendliche bis 17 Jahre). Der 1. Vorsitzende Gernot Althammer ging in seinem Bericht auch auf finanzielle Herausforderungen wie die Anschaffung eines neuen, zweiten Vereinsbusses ein, mit dem Kinder und Jugendliche zu Training und Spielen transportiert werden. Althammer hob in diesem Zuge jene Betreuer, Eltern und Großeltern hervor, die „mit guten Diensten von der Pkw-Fahrt bis hin zum Trikot-Waschen den Vereinshaushalt ganz wesentlich entlasten“ würden.

Es werde „sehr wohl überlegt, wofür Gelder ausgegeben werden“



Für die beiden Busse liege der finanzielle Aufwand für Versicherungen, Steuern und Treibstoff jährlich bei 5000 Euro. Weiters sind Reparaturen, Vignetten und Reifen zu zahlen. Zudem überweist der „Club“ jährlich etwa 12000 Euro an den Verband. Entschädigungen für Trainer, Physios, Platzwarte, Kiosk, Reinigung, Steuerberater, Materialkosten und einiges mehr sind aufzubringen. Da werde „sehr wohl überlegt, wofür Gelder ausgegeben werden“, sagte Althammer und dankte seinem „sehr guten Finanzminister“ Norbert Heudecker und der restlichen Vorstandschaft, die ehrenamtlich ihr Herzblut für den Verein einbringen. Seit kurzem verfügt der FC auch über einen zweiten aktiven Vereinsschiedsrichter, Unparteiische werden aber weiterhin dringend gesucht.

Vorstandschaft komplett im Amt bestätigt



60 Mitglieder waren der Einladung zum Vereinsheim gefolgt, neben Ehrengästen wie dem ehemaligen BFV-Jugendspielleiter Stefan Fritzenwenger. Bei den Neuwahlen wurde die Vorstandschaft in ihren Ämtern einstimmig bestätigt: Gernot Althammer als 1. Vorstand, Hakan Elmaci (2. Vorstand; in Abwesenheit), Norbert Heudecker (Kassenwart), Helmut Moka und Carina Bogner (beide Kassenprüfer) sowie Hans Reiter (Jugendleiter). Bei einer Schweigeminute im Stehen wurde besonders Julius Nardai und Richard Schneider gedacht. Danach übernahm Ehrenamtsbeauftragter Sepp Vogl die Auszeichnungen für langjährige Mitglieder.

Ex-KSC-Profo Herrmann an Bord



Die Vorstandschaft arbeite seit 12 Jahren zusammen und habe vieles verändert und verbessert. Die aktuelle Vorstandschaft stelle sich für die nächsten zwei Jahre zur Verfügung und möchten die Zeit nutzen, damit jüngere Nachfolger aufgebaut werden können. Die Altgedienten würden dann beratend unterstützen. Weiters informierte Gernot Althammer, dass man mit Helmut Herrmann einen ehemaligen KSC-Profi, der einst im Achtelfinale des DFB-Pokals gegen Bayern München (4:3) zwei Tore erzielte, einen „tollen Trainer und Menschen als Coach für das ,Futureteam‘ gewinnen“ konnte. Ab September kommt wieder ein „Bufdi“ für den Jugendbereich.

Einige Tausend Euro Überschuss



Äußerst kurz fasste sich Kassenwart Norbert Heudecker, der über einen Überschuss von ein paar Tausend Euro berichtete. Mehr zu sagen hatte Kassenprüfer Helmut Moka, der zusammen mit Carina Bogner die Unterlagen prüfte. Er schilderte den Vorgang und bestätigte eine saubere und korrekte Buchführung. Für die umfangreiche Arbeit dankte er Heudecker und dessen Gattin Regina. Moka empfahl, der Versammlung die Entlastung, die mit einer Enthaltung einstimmig erfolgte.

Ehrenvorstand Sepp Vogl stellte fest, „dass wieder ein arbeitsreiches Vereinsjahr glänzend gemeistert wurde. Mit enormen Einsatz wurden neben der Bewältigung des gewaltigen Spieltriebes wieder wichtige Maßnahmen vorangetrieben.“ Er sprach von der Weiterentwicklung des Jugendkonzeptes. Akquise und Ausbildung von Jugendtrainer, die Instandsetzung und Modernisierung der Anlage, wie etwa die Erneuerung der Sitzflächen der Zuschauerbänke auf der Südseite und der Tribüne. Auch die gesellschaftliche und soziale Verantwortung komme nicht zu kurz. „Der gesamte Vorstand inklusive der Jugendleitung mit seinem Team hat im abgelaufenen Jahr wieder hervorragende Arbeit geleistet, verbunden mit einem unheimlichen zeitlichen Aufwand, mit Verzicht auf viel Freizeit.“ Schließlich beantragte Vogl die Entlastung des Vorstandes für die abgelaufen Saison, welche die Mitglieder, mit einer Enthaltung, eeinstimmig erteilten.

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