Bad Reichenhaller Philharmoniker
Mozart und Blues: Hornist Pascal Deuber in Bad Reichenhall

27.10.2024 | Stand 30.10.2024, 14:27 Uhr |
Helmut Rieger

Pascal Deuber ist ein preisgekrönter Solist am Horn – und künftiger „Artist in Residence“ in Bad Reichenhall. − Fotos: Rieger

Die Besucher des letzten Abo-Konzerts dieses Jahres im Kurgastzentrum Bad Reichenhall trauten ihren Ohren nicht: Spielt doch der Solist, der eben noch mit Mozarts viertem Horn-Konzert die Gemüter gestreichelt hat, als Zugabe einen Blues mit allen Klang-Effekten, die dazu gehören. Begeistertes Erstaunen.

Doch der Reihe nach. Chefdirigent Daniel Spaw begrüßte das Publikum und überließ dann das Pult dem 39-jährigen Gastdirigenten Johannes Witt. Einmal mehr zeigten sich die Reichenhaller Philharmoniker als wandelbarer Klangkörper.

Mozarts Horn-Konzert Nr. 4 in Es-Dur (KV 495) wurde gerahmt von sinfonischen Werken, die kontrastreicher kaum sein können: Das „Concert Românesc“ von Györgi Ligeti (1923-2006) vereint Elegisches mit Tänzerischem, Folkloristisches mit moderner Tonsprache. Jagd-Signale der Hörner gehen in ein Hirtenlied über, anmutig intoniert vom Englischhorn, harte Dissonanzen wechseln mit weichen Kantilenen. Violine und Klarinette schweben über dem Orchester. Ein bezauberndes Werk, mitreißend interpretiert.

In Mozarts viertem Hornkonzert (1786) changieren schnelle Sätze mit weiten melodischen Bögen. Pascal Deuber, Solo-Hornist an der Bayerischen Staatsoper, ARD-Preisträger und künftiger „Artist in Residence“ bei den Reichenhallern, überzeugte die Zuhörer von den ersten Tönen an: weich und „klassisch“ im besten Sinn. Im ersten und dritten Satz brillierte Deuber mit frei wirkenden Kadenzen, den Mittelsatz (Romanze) spielte er mit schönem Cantabile.

Tosender Beifall und Bravo-Rufe verlangten nach mehr. Verschmitzt bemerkte Deuber, dass die Zugabe wenig mit Mozart zu tun habe, aber zeige, welche Möglichkeiten im Horn stecken. Mit „Happy Blues“ demonstrierte er mehrstimmiges Spiel: „Multiphonics“ entstehen durch simultanes Singen und Spielen verschiedener Töne. Pascal Deuber erntete für seine „swingende“ Zugabe jubelnden Applaus.

Die 5. Sinfonie von Ralph Vaughan Williams (1872-1958) beginnt mit einem Ruf der Waldhörner und gleitet dann kontemplativ dahin. Schwer vorstellbar, dass dieses ruhige Werk 1943, mitten im Krieg, entstand. Die breiten Kantilenen sind von romantisch er Schönheit. Der 3. Satz erinnert an das elegische Largo in Dvořáks neunter Sinfonie.

Es war ein umjubelter Abschluss der diesjährigen Abo-Konzerte, mit einem exzellenten Johannes Witt als Gast-Dirigent und Pascal Deuber, der 2025 in Reichenhall vier Konzerte spielen wird.

Helmut Rieger


Artikel kommentieren