Freilassing
Hoffnungsschimmer für Mitarbeiter: Käufer für Frimo gefunden

Vertrag mit „Frimo Innovative Technologies GmbH“ – Bis September müssen Bedingungen erfüllt werden

07.06.2023 | Stand 14.09.2023, 23:44 Uhr

Gelingt es, die Vollzugsbedingungen zu erfüllen, wird die Auffanggesellschaft den Standort Freilassing übernehmen. Wie viele Beschäftigte Anfang Juli noch einen Job haben, ist aktuell offen. −Foto: Archiv Franz Eder

Es war eine Hiobsbotschaft für die Freilassinger Wirtschaft und natürlich die mehr als 100 Beschäftigten am Standort, als im Februar bekannt wurde, dass die Firma Frimo Insolvenz angemeldet hat. Der Autozulieferer wollte sich im Eigenverfahren sanieren und suchte fortan einen Investor. Ende März hieß es von Insolvenzverwalter Stefan Meyer dann, man befinde sich in „intensiven Gesprächen“ mit potenziellen Käufern. Und tatsächlich scheint sich nun eine Lösung abzuzeichnen, aus der auch die Mitarbeiter am Standort Freilassing Hoffnung schöpfen könnten.

Wie aus einer aktuellen Pressemitteilung hervorgeht, habe Insolvenzverwalter Meyer mit den Frimo-Mitarbeitern und seinem eigenen Team „einen entscheidenden Schritt zu einer Investorenlösung“ für die Frimo-Group umsetzen können. Mit der Käuferin „Frimo Innovative Technologies GmbH“ sei am vergangenen Freitag in Düsseldorf ein umfassender Unternehmenskaufvertrag beurkundet worden. Diese sehe allerdings eine Reihe von Vollzugsbedingungen vor, „an deren Eintritt die Parteien in den nächsten Wochen gemeinsam sehr intensiv arbeiten werden.“

Zentral und alles entscheidend für eine Sanierung sei dabei, dass es in den Verhandlungen mit Kunden der „Frimo Group“ gelingen müsse, die Aufträge auf die „Frimo Innovative Technologies GmbH“ zu übertragen. Sobald dies erfolgreich gelungen sei, werde die Auffanggesellschaft unter anderem die „Frimo GmbH“, zu der der Standort Freilassing gehört, übernehmen. Dabei sehe der jetzt beurkundete Unternehmenskaufvertrag auch die Übernahme der Immobilie in der Grenzstadt vor.

Über die wirtschaftlichen Rahmendaten der Transaktion, insbesondere über den Kaufpreis, hätten die Vertragsparteien Stillschweigen vereinbart. Der wirtschaftliche Stichtag der Übernahme ist der 1. Juli 2023. Die Erfüllung aller für die Transaktion erforderlichen Bedingungen sei für Ende August/Anfang September 2023 vorgesehen, so dass eine endgültige Umsetzung der Transaktion bis spätestens Ende September 2023 erwartet werde.

Die „Frimo GmbH“ unterhält Niederlassungen und Produktionsstätten in Freilassing, Hamburg und Sontra. Laut Pressemitteilung sollen sämtliche Standorte vom Erwerber fortgeführt werden. Derzeit noch offen und maßgeblich vom Erfolg der Verhandlungen mit den Kunden und Auftraggebern abhängig sei, wie viele der gut 450 Arbeitnehmer an den inländischen Standorten auch nach Anfang Juli noch beschäftigt werden. „Je mehr Auftragsvolumen aus dem aktuellen Bestand mit Zustimmung der Kunden auf die ‚Frimo Innovative Technologies GmbH‘ übertragen werden kann, umso mehr Arbeitsplätze wird die Auffanggesellschaft in Deutschland auch in der Zukunft dauerhaft sichern können“, ist der Pressemitteilung zumindest ein Hoffnungsschimmer zu entnehmen.

Während des Verfahrens hätten Insolvenzverwalter Stefan Meyer und sein Team den Geschäftsbetrieb an allen Standorten stabilisieren und bis heute erfolgreich fortführen können, heißt es. Demnach sei in sehr enger Abstimmung mit den Kunden die Produktion während des Sanierungsprozesses in vollem Umfang fortgesetzt worden, spricht der Insolvenzverwalter insbesondere den Mitarbeitern Anerkennung aus: „Das gesamte Frimo-Team hat in den vergangenen Monaten hochmotiviert und hervorragend mit uns zusammengearbeitet und damit überhaupt erst die Basis für eine Investorenlösung gelegt.“ Frimo habe die Aufträge der Kunden im Rahmen der insolvenzrechtlichen Möglichkeiten „verlässlich und mit der für Frimo bekannt hohen Qualität“ ausgeführt. Mit dem nun abgeschlossenen Unternehmenskaufvertrag habe man „nach langen und intensiven Verhandlungen“ die im Rahmen des Prozesses vorbereitete, „bestmögliche Lösung“ für die Frimo-Gruppe erzielen können, ist Meyer überzeugt. Wenngleich er einräumt, dass es womöglich „zu einem aber hoffentlich nur moderaten Arbeitsplatzabbau in Deutschland“ kommen werde.

Investor Hans-Günter Bayer sieht in Frimo jedenfalls „ein Unternehmen der Spitzenklasse in seinem Segment“, das überdies in einigen Bereichen auch heute noch weltweit eine technologieführende Position inne habe. „Zudem sehen wir für Frimo viele Chancen, auch außerhalb des traditionellen Automobilgeschäfts Aufträge zu gewinnen. Wir beabsichtigen, die Gruppe wieder wettbewerbsfähig aufzustellen und auch in Zukunft innovative und verlässliche Lösungen für unsere Kunden anzubieten. Gleichzeitig werden wir darauf achten, das Unternehmen nachhaltig profitabel aufzustellen, um Frimo langfristig am Markt zu erhalten“, verspricht er.

− red/fre