Es knackt, es blitzt und danach riecht es nach gegrilltem Rhabarber: Wenn Thomas Wüst den Japanischen Staudenknöterich am Salzachufer in Laufen (Landkreis Berchtesgadener Land) mit seiner Starkstromlanze berührt, halten die Pflanzen nicht lange stand. Eweeding heißt diese Form der Unkrautvernichtung: Verbrennen statt mühsam ausgraben lautet hier die Devise.
Um sich vor dem Starkstrom zu schützen, hat Wüst extra eine Bezugselektrode ins Erdreich eingebracht. Von dort kann der Strom zurückfließen zu einem Generator, der den Strom erzeugt. Die Handlanze lässt sich mit einer Tastensperre regulieren. Wüst trägt Sicherheitsstiefel.
Er setzt jetzt fort, was er im vergangenen Jahr zum ersten Mal erprobt hatte: Im Auftrag des Traunsteiner Wasserwirtschaftsamtes setzte er das Eweeding ein, auf einer rund 200 Quadratmeter großen Fläche in Laufen. Wo der Stadtbach in die Salzach fließt, machte er sich an die Arbeit. Diesmal kommen weitere Bereiche entlang der Salzach-Schleife hinzu, teilt das Wasserwirtschaftsamt in einer Presseaussendung mit. Deshalb unterstützt ihn sein Bruder Markus Wüst bei der Arbeit.
Knöterich wurzelt bis zu sechs Meter tief
Quadratmeter für Quadratmeter laufen die beiden Männer die Flächen ab. Eweeding erfordert Geduld und einen scharfen Blick. Hinter ihnen bleiben nach und nach immer mehr Pflanzen verbrannt und staubig zurück. Weil es in den vergangenen Wochen viel geregnet hat, lässt sich der Strom weitaus tiefer in den Boden leiten als im Jahr zuvor. Ein großer Vorteil, denn die Pflanze kann bis zu sechs Meter tief wurzeln. Die Reste des Japanischen Staudenknöterichs lassen sich leicht herausziehen. Sie auszugraben, ist dagegen extrem aufwendig.
Acht bis zehn Mal im Jahr müsste gemäht werden, um dem Staudenknöterich effektiv zu schaden. Das kostet Zeit sowie Personal und ist nicht naturverträglich. Zumal die verbrannten Pflanzen nicht einfach auf dem Kompost entsorgt werden können: Sie werden in einem Container getrocknet. Dieser steht auf dem Gelände der Flussmeisterstelle Salzach. Von dort wird der Abfall dann zur Verbrennung gebracht. Dass diese Methode funktioniert, hat sich bewahrheitet: Im Vergleich zum vergangenen Jahr ist der Bewuchs auf der ersten Testfläche deutlich zurückgegangen. „Neu aufkommende Sprossen sind dünner und wachsen nicht mehr so hoch“, hat Landespflegerin Andrea Rimböck vom Wasserwirtschaftsamt Traunstein festgestellt. Sie und ihre Kollegin Katharina Beck sind zufrieden.
Ungezügeltes Wachstum gefährdet Hochwasserschutz
Lässt man den Japanischen Staudenknöterich wachsen, kann das zu Problemen führen. Etwa an den Hochwasserschutz-Deichen: Dort gefährden die tiefen Wurzeln sowie der erosionsanfällige Boden im Winter auf die Dauer die Stabilität des Bauwerks, so das Wasserwirtschaftsamt. Auch für die Ökologie ist die Pflanze nicht von Vorteil: Sie zählt zur Gruppe der Neophyten. Also zu jenen unerwünschten, invasiven Arten, die heimische Pflanzen verdrängen – etwa das Zittergras oder das Knabenkraut. Knöteriche wachsen schnell. Sie werden so groß, dass sie anderen Pflanzen das Licht nehmen. Sie zu bekämpfen, sei daher im Sinne der Biodiversität, schreibt das Wasserwirtschaftsamt. Auch deshalb soll das Eweeding im Herbst sowie kommendes Jahr fortgesetzt werden.
− red
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