Die 50. Minute jüngst in Schwaig war für Georg Wieser eine besondere: Bei einer Freistoßflanke von Simon Schlosser, die länger und länger wurde, hielt der Fußballer einfach mal – es sah zumindest „einfach“ aus – den Schlappen hin und traf zum 1:1-Ausgleich für seinen ESV Freilassing, gleichzeitig der Endstand.
Der Innenverteidiger erzielte in seiner zweiten Saison bei den Grenzstädtern das erste Pflichtspieltor, und das in der Landesliga: „In der Bezirksliga habe ich letztes Jahr nicht getroffen, nur in einem Testspiel“, freut sich der seit kurzem 26-Jährige über den Netzzappler im Landkreis Erding, den er sicher nie vergessen wird. In der Nachbetrachtung muss er sogar darüber lachen: „Ich als blindes Huhn im Sturm. Wir trainieren diese Standards intensiv“, erzählt Wieser im Gespräch mit der Heimatzeitung. „Unser Coach Albert Deiter lässt uns dabei mehrere Varianten einstudieren. Jetzt hat’s endlich auch mal bei mir geklappt mit einem Tor.“
Pidinger stammt aus einer echten Kicker-Familie
Der 1,96 Meter große Kicker wohnt nach wie vor in Piding und stammt aus einer echten Kicker-Familie: Schon sein bereits verstorbener Opa Georg kickte beim ASV, sein Vater „Gig“, der sein erster Trainer und Mentor war, sowieso. Dazu sein Bruder Hansi, der aktuell bei den Violetten am Ball ist. In Anbetracht dieser Vorzeichen war der Weg Georgs zu seinem Heimatverein im Vorschulalter logisch. Anfangs als Offensiver auf der rechten Seite wurde er irgendwann – „ich glaube, es war in der B-Jugend“ – nach hinten beordert. Dort fand er jene Rolle, die er bis heute einnimmt, allerdings nicht als einer der Teamleader, wie er betont: „Ich versuche mich unterzuordnen und zu 100 Prozent in den Dienst der Mannschaft zu stellen.“ Dabei möchte der ruhige, besonnene und unaufgeregte Charakterspieler künftig verstärkt ins Risiko gehen, sich mehr zutrauen und im Aufbau mehr Ruhe in seine Aktionen bringen. Zufrieden ist Wieser mit seinem Auge für die jeweiligen Situationen, also sein Stellungsspiel.
„Unglaublich gute Chemie“ innerhalb der Mannschaft
Dass er jemals einen Drei-Klassen-Sprung von der Kreisklasse in die Landesliga hinlegen würde, zudem derart problemlos, hätte er selbst nie gedacht. Als jedoch im Frühjahr 2023 der ESV Freilassing, damals noch Bezirksligist, bei ihm „anklopfte“, kam er ins Überlegen: „Ich dachte mir dann, den Schritt schon wagen zu müssen. Diese Chance kommt vielleicht nur einmal.“ Dass er zu 100 Prozent in der Mannschaft angekommen ist, sieht Wieser in einer „unglaublich guten Chemie innerhalb des Teams“ begründet. Es macht ihm, wie er sagt, viel Spaß: „Ich fühle mich hier unglaublich gut aufgehoben, weil das Umfeld einfach passt – darum klappt das.“
Hohe Trainingsbeteiligung und akribischer Arbeiter
Dabei hat er sich die Integration ins ESV-Gefüge durch eine hohe Trainingsbeteiligung und viel Arbeit akribisch verdient. Sein Ehrgeiz brachte ihn dahin, wo er jetzt ist –als Innenverteidiger bei Trainer Deiter im Grunde gesetzt. Die große Stärke, bestätigt Wieser, ist, dass sich die Mannschaft selbst von Rückständen oder Phasen, in denen es mal unrund läuft, nicht beirren lässt: „Wir spielen konzentriert weiter und machen unser Ding“, schätzt der Pidinger, der zu seinem ASV weiter beste Kontakte pflegt.
„In der Landesliga kommt’s viel mehr auf Kleinigkeiten an“, betont der 26-Jährige, der nach jetzt auch schon fünf Partien eine gute Niveau-Analyse abgeben kann: „Brutal ist, dass wirklich jeder Fehler sofort bestraft wird. Man darf sich hier gar nichts mehr erlauben“. Diesbezüglich denkt er natürlich an das 5:4 gegen Garmisch-Partenkirchen zurück – für alle neutralen Zuschauer von außen freilich ein spektakuläres Schmankerl. „Da standen wir drei-, viermal falsch. Prompt hat’s jedes Mal hinten eingeschlagen.“ In dieser 6. Liga sei halt alles nochmal einen Tick schneller und intensiver.
Übrigens: Wieser wird in Sachen Liga-Sprung aktuell nur von einem BGL-Kollegen übertrumpft: Gabriel Öllerer vom SV Laufen schaffte jüngst den sagenhaften Vier-Klassen-Spagat von der Kreisklasse in die Bayernliga (zum SV Kirchanschöring), das fünfthöchste Spielniveau in Deutschland. Der Stürmer aus der Salzachstadt wartet mit bislang einem Startelf-Einsatz und drei Einwechslungen im Gegensatz zu Wieser allerdings noch auf sein erstes Tor.
Highlight: Garmischs Zwei-Meter-Hünen Ndiaye bewacht
Der ESVler hat früh in der Saison bereits so manchen „Höhepunkt“ hinter sich: Beispielsweise im ersten Heimspiel gegen Garmisch mit seinen 196 Zentimetern die undankbare Aufgabe, mit dem Malier Mouhamadou Ndiaye einen Zwei-Meter-Hünen zu bewachen. „Ein unglaublich cleverer Spieler. Das war schon besonders und vor allem bei den Standards schwierig“, gibt Wieser zu, der mit seinem Team jedoch letztlich als Sieger vom Platz ging.
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