300 Spiele für die „Erste“
„Es war schon eine große Zeit“: Saaldorfs Kapitän Johannes Hafner im Abschiedsinterview

26.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:25 Uhr

Vor dem letzten Heimspiel gegen Moosinning: Saaldorfs Abteilungsleiter Marcus Dinkler fand viele lobende Worte für „F15“ Johannes Hafner. −Foto: Bittner

Als er seine Mannschaft am 29. Spieltag der Bezirksliga Ost kurz vor 14 Uhr auf den Saaldorfer Rasen führte, sah er lange Zeit mit leicht feuchten Augen nach oben. Irgendwo genoss Kapitän Johannes Hafner diesen für ihn ganz besonderen Moment in vollen Zügen – bei aller Emotionalität eines Abschieds, der immer auch schmerzt. Er wäre noch in einem sehr guten Fußball-Alter – 33. Im Januar wurde er Vater des kleinen Lukas. Die Prioritäten verschieben sich: „Es war eine intensive Zeit“, sagt der SVS-Teamleader im Gespräch mit Heimatsport.de. „Der Körper zeigt Spuren“. Der Entschluss, aufzuhören, kam im März, am Samstag, 27. Mai, bestreitet „Foxi“ Hafner nach rund 300 Spielen für die „Erste“, in denen er fast 100 Tore erzielte, sein letztes Match: auswärts beim bereits abgestiegenen SV Ostermünchen.

Im Rahmen seines letzten Heimspiels (gegen Moosinning inklusive Hafner-Tor) wurde der verdiente Teamleader von Abteilungsleiter Marcus Dinkler ausführlich geehrt: Mit vielen lobenden Worten, einem von allen Mitspielern unterschriebenen Trikot mit Hafners „15“ und zahlreichen Erinnerungen im Bild. Nun gehen 15 Jahre in der SVS-„Ersten“ zu Ende, zehn davon war er Kapitän, die vergangenen sieben Jahre ohne Unterbrechung in der Bezirksliga – für einen relativ kleinen Verein stolze Zahlen.

Herr Hafner, seit Ihrem furiosen Aufstieg mit einem grandiosen Finalspiel gegen Kay (3:2 inklusive einstündiger Gewitter-Unterbrechung) im Juni 2016 sind sieben Jahre vergangen. Hätten Sie je daran geglaubt, so lange im regionalen Fußball-Oberhaus unterwegs zu sein?
Johannes Hafner: Das war für uns damals schwierig einzuschätzen. Für den SV Saaldorf war der Sprung in die Bezirksliga ein gewaltiger. Normalerweise ist das hier in der Region ganz anderen, größeren Vereinen vorbehalten. Wir sind an der Sache gewachsen und haben uns etabliert. Das war für den einen oder anderen sicher überraschend zu beobachten.

„Wir verstehen uns tatsächlich super“

Weil Sie ein eingeschworener Haufen – ganz im positiven Sinn – sind. Sie kennen sich fast alle bereits seit der Kindheit, der Jugendzeit, die Generation Großschädl ist schon eine ganz besondere. So abgedroschen es klingt, von außen wirkt es wirklich so, dass Sie elf Freunde sind.
Hafner: Mit ausnahmslos Saaldorfern so lange so weit oben zu spielen, ist sicher etwas Außergewöhnliches. Wir verstehen uns tatsächlich super, mögen uns einfach, anders ginge so etwas wohl nicht. Wir unternehmen auch abseits des Fußballplatzes viel zusammen.

Nochmal zum Sportlichen: Echter Abstiegskampf war erstaunlicherweise nie wirklich ein Thema, seit Sie in der Bezirksliga sind.
Hafner: Die Qualität ist schon beeindruckend. Nur in der ersten Saison war’s ein wenig enger, da konnten wir die Liga erst am drittletzten Spieltag sichern. In allen Folgejahren waren wir dann meist auf einem einstelligen Tabellenplatz.

... und einmal, 2018, als Vizemeister sogar ganz nah an der Landesliga dran. In zwei sagenhaften Relegationsspielen vor einmal 1400, einmal 1700 Zuschauern kegelten Sie den großen Nachbarn ESV Freilassing mit einem 1:0 und einem 1:1 nach Verlängerung aus eben jener Klasse, ehe Sie schließlich nach Hin- und Rückspiel am SB Rosenheim hängenblieben.
Hafner: Diese Spiele waren ganz besonders, für uns natürlich vor allem jenes daheim (1:0/d. Red.). Leider kam ich damals aus einer Verletzung und wurde erst eine Viertelstunde vor Schluss eingewechselt. Das war alles schon eine große Zeit für uns.

Nun also Ihr relativ frühes Karriereende in einem noch sehr guten Fußballer-Alter.
Hafner: Es war einfach brutal intensiv, die Bezirksliga benötigt viel Aufwand, Kraft und Energie – mit einer jungen Familie schwer machbar. Ich brauche jetzt ein wenig Freiraum. Die Zeit ist einfach reif, aufzuhören.

Sie werden dem SVS sicher verbunden bleiben. Denken Sie an eine Trainer-Laufbahn?
Hafner: Es ist noch zu früh, um zu sagen, was ich vielleicht irgendwann mal in diesem Verein machen werde. Abstand ist jetzt sicher mal förderlich, um den Kopf freizubekommen, alles sacken zu lassen. Freilich werde ich den Kontakt zum SVS nie abreißen lassen.

Fußballer dank Bruder Michael



Wie und wann kamen Sie zum Fußball?
Hafner: Über meinen Bruder Michael, der ja ebenfalls lange für den SVS gespielt hat. Ich war wahrscheinlich drei oder vier Jahre, als es langsam los ging.

Erinnern Sie sich an Ihr Debüt in der „Ersten“?
Hafner: Das war 2008 noch in der Kreisklasse gegen Weildorf. Wie es ausgegangen ist, weiß ich nicht mehr.

Wie kam’s zu Ihrem Spitznamen „Foxi“?
Hafner: Mein Vorname war für meine Kollegen als Spitzname immer zu lang. Als wir dann mal zusammen in Salzburg weg waren, meinte einer um 2 Uhr in der Früh plötzlich, ich sei ab sofort der „Foxi“. In diesem Moment habe ich gar nicht so viel drauf gegeben. Ich war damals schon Jugendcoach. Als das nächste Training war, riefen mich schon alle Kids mit diesem Namen. Innerhalb von drei vier Tagen hat sich das durchgesetzt und bis heute gehalten. Selbst meine Frau nennt mich oft so (lacht).

Haben Sie zum Abschluss noch eine besondere Karriere-Anekdote parat?
Hafner: Einen Tag, bevor wir den Klassenerhalt in unserer ersten Bezirksliga-Saison – auswärts in Ottobrunn – fixiert hatten, hatte mein Bruder Michael geheiratet. Einige waren „a bisserl“ angeschlagen, um es vorsichtig auszudrücken. Die Feier nach dem Spiel in der Kabine fiel deshalb ein wenig intensiver und länger aus. Irgendwann kam einer vom TSV Ottobrunn rein, er war der letzte Vereinsverantwortliche am Gelände. Er meinte, wir sollten einfach, wenn wir gehen, die Tür hinter uns zuziehen, damit das Gebäude zu ist. Wir sind noch lange geblieben, haben die Tür brav zugemacht und sind erst sehr spät heimgefahren.


Interview: Hans-Joachim Bittner