„Landesliga Deluxe“ im ESV-Stadion
„Ein irres Spiel“: Traumtor-Festival und hohe Ereignisdichte in Freilassing – 5:4-Sieg gegen Garmisch

04.08.2024 | Stand 04.08.2024, 14:58 Uhr |
Hans-Joachim Bittner

Mit Gäste-Kapitän Moritz Müller (links) hatten die Freilassinger um Ivaylo Bogomilov Schwerstarbeit – am Ende erfolgreich. − Foto: Bittner

„Landesliga Deluxe“ im ESV-Stadion: Ein Fußball-Schmankerl für die rund 300 Zuschauer, für die beiden Trainerteams aufgrund der jeweils vielen Gegentore freilich nicht. Am Ende hatte Heim-Coach Albert Deiter neben vier Rückschlägen im eigenen Kasten jedoch gleichwohl erheblichen Grund zur Freude, erzielte seine Crew beim 5:4-Spektakel gegen den 1. FC Garmisch-Partenkirchen doch ein Tor mehr und brachte den Dreier am Ende souverän über die Zeit.

Zum ersten Landesliga-Heimspiel wurde die Tribüne seitens des BFV aus Sicherheitsgründen gesperrt. Erst wenn – voraussichtlich Ende August – die Rundum-Bande installiert ist, dürfen die Zuschauer zurück auf ihre angestammten blauen Plastikschalen-Plätze. Die strengen Auflagen der 6. Liga setzte das ESV-Vorstands- und Helferteam hervorragend um und brachte das „Debüt dahoam“ der Südost-Gruppe vor den Augen von Liga-Spielleiterin Simone Petzke (Surheim) auch abseits des Rasen-Rechtecks über die Bühne.

Erstes Saisontor angekündigt: Frisch eröffnet Torreigen

Die hohe Ereignisdichte inklusive eines Klasse-Niveaus fand in Minute 12 ihren Anfang: Tobias Frisch, der im Vorfeld-Interview mit der Heimatzeitung latent sein erstes Saisontor angekündigt hatte, machte es tatsächlich. Der starke Marco Schmitzberger fing einen Ball ab und brachte ihn auf den 25-Jährigen, der von Christoph Schmidt noch leicht bedrängt aus zwölf Metern cool ins lange Eck abschloss – 1:0. Wenig später antworteten die Gäste aus dem Wintersportort: Nach einem Eckstoß wuchtete Mouhamadou Ndiaye die Kugel per Kopf unter die Latte – 1:1 (15.). Der fade Beigeschmack: Zuvor hatte der Zwei-Meter-Hüne Keeper Matej Markovic regelwidrig in den Kasten geschubst, für dessen massive Beschwerden gab’s Gelb.

Gäste spielen sich in einen Mini-Rausch

Garmisch spielte sich jetzt in einen Mini-Rausch. Folgerichtig fiel der nächste Treffer durch den bis dato schönsten Angriff: Ndiaye brachte die Kugel in die Tiefe auf Kapitän Moritz Müller, Querpass, am zweiten Pfosten stand Michel Naber ganz allein – 1:2 (19.). Das Tor des Tages von Dominik Krein aus 25 Metern in den Winkel brachte die Eisenbahner nach exakt einer halben Stunde – genau zu jenem Zeitpunkt, als der dritte Garmischer Treffer in der Luft lag – zurück in die Partie. Das 2:2 war durch eine nur ungenügend geklärte Freistoßflanke des 1. FC möglich geworden.

Freilassing war jetzt wieder am Drücker: Eine gelungene Ecken-Variante führte dann zum 3:2-Pausenstand – jetzt traf Tim Bageritz: Ivaylo Bogomilov brachte seine Standardflanke nicht in die Box, sondern an die Strafraumgrenze, dort zog Rechtsfuß Schmitzberger aus vollem Lauf mit links wuchtig ab. Ein Kracher, den Schlussmann Erhard nur abprallen ließ – der Torschütze stand goldrichtig und netzte aus drei Metern unhaltbar unter die Latte ein (40.).

Marco Schmitzberger erzielt Saisontreffer Nummer vier

Ein wenig Pausen-Abkühlung bei hohen Temperaturen war für alle Beteiligten dringend nötig. Denn es sollte so weitergehen: Weites Zuspiel von Tobias Schindler auf den in der Tiefe lauernden Schmitzberger, der das Leder mit der Hacke mitnahm und schließlich cool an Erhard vorbei zum 4:2 versenkte – sein vierter Saisontreffer (50.). Zehn Minuten später wurde es für Freilassing wieder brenzliger: Kevin Hock gewann ein Laufduell mit Kapitän Simon Schlosser, flankte, Jonas Schrimpf nahm die Kugel mit dem am Körper angelegten Arm mit und überwand Keeper Markovic mit einem Kracher unter den Querbalken zum Anschluss. Daraufhin musste die Deiter-Equipe zu Zehnt auskommen, Nemanja Radosavljevic wurde von Referee Matthias Putz (SV Perlesreut) nach hartem Foul erstmal für zehn Minuten auf die Bank beordert. Ein Geniestreich Bogomilovs sorgte in numerischer Unterlegenheit für die vermeintliche Vorentscheidung: Ein Klärungsversuch von Goalie Erhard misslang gründlich, und der seit wenigen Tagen 20-jährige Knipser setzte zum 45 Meter-Heber von der Seitenlinie ins verwaiste Tor an – 5:3 (72.).

Deiter wechselt Abwehr-Routiniers ein

Die Akteure behielten das Tempo bis zum Schlusspfiff bei. Deiter wechselte jetzt mit Christian Niederstrasser und Rückkehrer Andi Högler geballte Abwehr-Routine ein, prompt retteten beide je einmal grandios in höchster Not gegen die Zugspitz-Kicker. Vor allem Kapitän Müller wollte es jetzt wissen, agierte jedoch bis auf eine Ausnahme zu hektisch: Der herausstürmende Markovic sprang an einem weiten Ball von Lukas Kunzendorf vorbei, der Gäste-Regisseur bedankte sich dem 5:4 (78.). Für die kampfstarke Truppe von Coach Florian Heringer blieb noch reichlich Zeit, doch Freilassing verteidigte jetzt konsequent und verdiente sich den ersten Heimdreier dieser Saison. Fünf verschiedene Torschützen zeugten zudem von einer gewissen Unberechenbarkeit, die zur großen ESV-Stärke in dieser Spielzeit avancieren kann.

Hier gibt’s die Fotos der Begegnung

„Ein irres Spiel. Das Zuschauen macht da sicher Spaß, da brauchen wir nicht drüber reden. Ein Treffer war schöner als der andere, das ist das Positive“, betont Deiter. Doch vier Gegentore seien für einen Trainer natürlich nie schön. „Ich habe zudem noch viel zu viele negative Sachen gesehen. In den ersten 30 Minuten sind wir nicht in die Zweikämpfe gekommen und haben viel zu viele Fehlpässe gespielt“, so der Coach weiter. „Es war keine Linie drin, es ging einfach nur wild hin und her und war von außen nicht mehr zu steuern. In der zweiten Hälfte war’s gefühlt etwas besser. Allerdings ging’s einfach nur irre weiter.“

Zu den Kommentaren