Halbfinale bei U20-WM in Peru erreicht
Der Weg von Teisendorf nach Lima: Sprinterin Elena Schernhardt glänzt in den deutschen Farben

06.09.2024 | Stand 06.09.2024, 15:30 Uhr |

Elena Schernhardt lieferte mit Gesamtrang 19 bei den Wettbewerben eine starke Leistung ab. − Foto: imago images

Mit einer beeindruckenden Leistung bei der U20-Weltmeisterschaft in Lima (Peru) hat Elena Schernhardt, Sprinterin der LG Festina Rupertiwinkel, ihren Heimatverein TSV Teisendorf ins internationale Rampenlicht gerückt. Die 18-jährige Athletin, die seit Jahren am Leichtathletikstützpunkt unter der Leitung von Matthias Reitschuh trainiert, krönte ihre erfolgreiche Saison mit einer Halbfinalteilnahme über die 200 Meter. Ihr Weg nach Lima ist nicht nur das Ergebnis harter Arbeit, sondern auch eine Geschichte familiärer Verbundenheit und lokaler Sporttradition.

Die Oberbayerin stammt aus einer Familie mit tiefen Wurzeln im TSV Teisendorf. Ihr Großvater Rudolf „Rudi“ Dierl war in den 1980er Jahren als Mittelstreckenläufer und später als Jugendtrainer für den Verein aktiv. Damals gab’s in Teisendorf weder eine Laufbahn noch ein modernes Trainingszentrum. Doch das hinderte Dierl und seine Mitstreiter wie Reinhard Prechtl, Hermann Reitschuh und Josef Schmuck nicht daran, im Dorfstadl – einem umfunktionierten Tanzlokal – ihren sportlichen Ambitionen nachzugehen. Der Enthusiasmus und die Hingabe, die die regionalen Sportler damals an den Tag legten, waren der Grundstein für eine Sportkultur, die bis heute im TSV weiterlebt.

Mutter Corinna erfolgreiche Langsprinterin

Auch Schernhardts Mutter Corinna (geb. Dierl) setzte die Familientradition in Teisendorf fort. In den 1990ern und Anfang der 2000er Jahre war sie eine erfolgreiche Langsprinterin, die es bis in die bayerische Auswahl schaffte und unter anderem in Brixen (Italien) über die 400-Meter-Distanz antrat. Nach ihrer aktiven Karriere blieb sie dem Sport verbunden, und die Leidenschaft für die Leichtathletik wurde an ihre Tochter Elena weitergegeben. „Die Leichtathletik liegt bei uns in der Familie. Meine Mutter und mein Großvater haben mich immer unterstützt und motiviert, mein Bestes zu geben“, erzählt die 18-Jährige.

Die Saison in diesem Jahr war für Schernhardt der bisherige Höhepunkt ihrer sportlichen Laufbahn. Mit persönlicher Bestzeit (23,86 Sekunden) über 200 Meter sicherte sie sich Platz 2 bei den Deutschen Meisterschaften und gewann bei den Bayerischen Meisterschaften den Titel, wobei sie ihre langjährige Rivalin Annika Just (LAC Passau) hinter sich ließ. Zudem stellte sie einen neuen Rekord auf: Sie wurde zur schnellsten weiblichen 200-Meter-Sprinterin in den Landkreisen Berchtesgadener Land und Traunstein und brach damit den bisherigen Rekord von Christiane Lindlacher, (geb. Schupfner), die in den 1990er Jahren ebenfalls für Teisendorf startete.

Hervorragende Infrastruktur als Basis für den Erfolg

Die Basis für Schernhardts Erfolge ist die hervorragende Infrastruktur, die der TSV heute bietet. Die Tartanbahn, die komplett erneuert wurde, und auch die noch sehr neue Turnhalle spielen dabei eine große Rolle. „Die neue Bahn ist ein großer Gewinn für unser Training. Sie ermöglicht uns, unter besten Bedingungen zu trainieren und uns auf Wettkämpfe optimal vorzubereiten“, betont Florian Prechtl, der gemeinsam mit Maximilian Schießl die Abteilungsleitung der Leichtathleten innehat. Auch Matthias Reitschuh, der langjährige Trainer der Sportlerin, sieht in der modernen Anlage einen wichtigen Faktor für die positive Entwicklung der Athleten: „Dank der neuen Bahn können wir das Training auf hohem Niveau halten und unseren Sportlern beste Voraussetzungen bieten.“

Im Precamp in Erfurt noch an der Technik gefeilt

Die Reise zur U20-WM begann mit einem intensiven fünftägigen Precamp in Erfurt, in dem die letzten Feinheiten wie Staffelwechsel und Technik optimiert wurden. Die Anreise nach Peru wurde für die Athleten zur Herausforderung: Über Frankfurt und Paris führte der Weg nach Lima – eine über 20-stündige Reise, die sowohl körperlich als auch mental anstrengend war.

Kühles, regnerisches Wetter in der peruanischen Hauptstadt

In der peruanischen Hauptstadt angekommen, erwartete die Sportler kühles, regnerisches Wetter – alles andere als ideal für Sprinter. Dennoch ließ sich Schernhardt nicht entmutigen und trat am dritten Wettkampftag in den Vorläufen über 200 Meter an. Bei 14 Grad musste sie sich in einem starken Feld behaupten – darunter die australische Olympiateilnehmerin Terrie Lewis sowie Athletinnen aus Botswana, Großbritannien, Südafrika und anderen Sportlern aus der gesamten Welt. Mit einer beeindruckenden Zeit (24,01 Sekunden) sicherte sich die Oberbayerin den 5. Platz im Vorlauf und schaffte es auf Gesamtrang 20, was ihr den überraschenden Sprung ins Halbfinale ermöglichte. „Ich war überglücklich und konnte es kaum fassen, als ich erfuhr, dass ich im Halbfinale stehe. Es war ein unglaubliches Gefühl“, berichtete die junge Sprinterin.

„Eine unglaubliche Erfahrung“

Das Semifinale ging sodann am selben Tag über die Bühne. Trotz der weiterhin schwierigen Bedingungen brachte Schernhardt erneut eine starke Leistung auf die Bahn. Mit 24,30 Sekunden erreichte sie Platz 19 in der Gesamtwertung. „Ich bin unheimlich stolz auf das, was ich in dieser Saison erreicht habe. Die harte Arbeit hat sich ausgezahlt, und es war eine unglaubliche Erfahrung“, betonte sie nach dem Wettkampf.

Unterstützung der Teamkollegen bei restlichen Wettbewerben

Nach dem sportlichen Teil der WM nutzte Elena die verbleibenden Tage in Lima, um ihre Teamkollegen bei den restlichen Wettbewerben zu unterstützen, ehe sie die 24-stündige Heimreise nach München antrat. Die Saison 2024 wird zweifellos als Meilenstein in der Geschichte des TSV Teisendorf in Erinnerung bleiben. Schernhardt erreichte nicht nur ihre persönliche Bestleistung, sondern vertrat auch ihren Verein und die gesamte Region auf internationaler Bühne. Ihr Erfolg ist ein Beweis dafür, wie wichtig eine gute Infrastruktur, engagierte Trainer und familiäre Unterstützung im Sport sind. „Elena hat gezeigt, dass mit Talent, harter Arbeit und der richtigen Unterstützung Großes erreicht werden kann. Wir sind unglaublich stolz auf sie und freuen uns auf die Zukunft“, fasste Schießl die Leistung der jungen Athletin zusammen.

− red

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