Nächstes Jahr wieder Faschingsumzug
Der Tanz mit der Vergangenheit: Leserfotos der Aktion „Fasching in der Kurstadt“

21.02.2023 | Stand 17.09.2023, 2:34 Uhr

Die Faschingsgesellschaft „Juchesia“ mit Hilke Watzka (vierte, von rechts). Die Tänzerinnen hatten etliche Auftritte, sie durften sogar zur Wiener-Hofburg-Redoute.

Fasching ist ein Abbild unserer Geschichte. Leserfotos der Aktion „Fasching in der Kurstadt“ zeigen vor allem festliche, elegante und königliche Kostüme. Dazu erzählten unsere Leser einiges – von einer Entführung bis zu einem Ball mit Franz-Josef Strauß.

Kräftig das Tanzbein geschwungen hat Hilke Watzka. Sie war in der Bad Reichenhaller Faschingsgesellschaft „Juchesia“ und hatte zahlreiche Auftritte. Besonders gerne erinnert sich die Reichenhallerin an die Wiener-Hofburg-Redoute im Jahr 1967. Die Veranstaltung galt damals als Höhepunkt im Karneval der Hauptstadt Österreichs.

Hoher Besuch durfte auch nicht fehlen



Watzka traf den ehemaligen Bayerischen Ministerpräsidenten Franz-Josef Strauß. „Was Politiker gemacht haben, nur für den Wahlkampf“, scherzte die Reichenhallerin, als sie die Fotos der Heimatzeitung zeigt. Watzka war bestens gelaunt und tanzte ein paar Schritte von „Letkiss“. Sie hat nichts verlernt.

Leser Otto Spangler gehörte ebenso zur Faschingsgesellschaft „Juchesia“. Er berichtet von einem Stadtball, zu dem Tänzerinnen aus Wien angereist waren. Spangler selbst kleidete sich wie ein Prinz ein: hohe Stiefel, eleganter Hut und ein Schwert.

Soldaten inszenieren eine Entführung



Zur fünften Jahreszeit dürfen die Ballköniginnen nicht fehlen. Heidi Eichner teilt ihre Erinnerungen aus dem Jahr 1963. Roswitha Hillebrand und sie haben sich festlich angezogen – und viel getanzt. Ingrid Bredow war 1959 Faschingsprinzessin, ihr Prinz war Hauptmann Ernst Lochmann von den Reichenhaller Gebirgsjägern. Damals erlaubten sich die Soldaten einen Spaß, inszenierten eine Belagerung des Mädchenpensionats Hohenaschau und entführten die „Gefangenen“ zu einer Tanzparty.

Über dieses Ereignis schickten die Bredows auch einen Zeitungsbericht. Darin heißt es: „Der Aufmarsch ist kriegsmäßig: Soldaten umzingeln ein kleines Schloss, schleichen durch die Dämmerung, verstecken sich, von gedämpften Kommandos dirigiert, hinter Gebüschen. Plötzlich bricht ein Höllenspektakel los.“ Der Autor schreibt über die Mädchen: „Sie lachen und kichern – sie ahnen, dass sich die Gebirgsjäger aus Bad Reichenhall wieder einmal einen Schabernack ausgedacht haben.“

Vierjähriger Bub geht als Rotkäppchen



Ein Freund der fünften Jahreszeit ist auch der ehemalige Brigadegeneral aus Bad Reichenhall, Johann Berger. Bereits mit vier Jahren erlebte er das bunte Faschingstreiben im Kurhaus. Berger trug einen Henkelkorb, ein Kopftuch und ein Kleid wie Rotkäppchen. Bergers Ehefrau Monika schlüpfte in Ungarische Tracht, als sie 1962 zur Feier im Königlichen Kurhaus ging. Der ehemalige Brigadechef schreibt zu den Fotos: „Naja, heute sehen wir beide etwas anders aus. Helau, alaff, juche.“

Hohen Besuch gab es beim Faschingszug 1997: Die Kegeldamen Bad Reichenhall waren als Englands Königsfamilie unterwegs. Stolz präsentierten sie ihr Land. Prinz Charles trug eine blaue Schärpe und britische Schuhe. Zwei Jahre später gingen die Kegeldamen zum Karnevalsumzug in Venedig.

Der Faschingsumzug in Bad Reichenhall soll nächstes Jahr am Faschingsdienstag wieder stattfinden. Organisator Manfred Schöndorfer junior hat den Antrag bei der Stadtverwaltung eingereicht, teilte er der Heimatzeitung mit.