Teisendorf
Der Starkbieranstich ist zurück

CSU und Brauerei unterhalten an zwei Abenden mehr als 600 Gäste – Bundespolitische und lokale Themen

19.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:47 Uhr
Monika Konnert

Bürgermeister Thomas Gasser hielt beim Singspiel die Fäden der Drehbühne fest in der Hand.

Der Neustart ist gelungen. Nach drei Jahren Corona-Pause ist der Teisendorfer Starkbieranstich mit vollem Schwung zurückgekommen und hat in der Gemeinde die Zeit des „Impulsators“ eingeläutet. Am Freitag- und Samstagabend war der große Saal des Poststalls voll besetzt. Mehr als 600 Gäste haben das von der örtlichen CSU und der Brauerei Wieninger organisierte Starkbierfest zelebriert.

Auch viel Prominenz war gekommen, darunter MdB Peter Ramsauer, Landrat Bernhard Kern, Altlandrat Georg Grabner, Bürgermeister benachbarter Gemeinden, Gemeinderäte, Vertreter von Behörden und Vereinen. Bezirksrat Georg Wetzelsperger war als Gstanzl-Sänger dabei.

Bei dem abendfüllenden Programm jagte ein Höhepunkt den nächsten. Für den musikalischen Part sorgte die Musikkapelle Teisendorf in verkleinerter Formation mit wechselnder Besetzung an den beiden Abenden. Die Prominentenwitze durften Dirigent Helmut Nitzinger und die neue Vorsitzende des Wirtschaftskreises Teisendorf, Heidi Schuhbeck, erzählen.

Auch Jesus hat Sondervermögen verteilt

Empfangen wurden die Besucher mit einem Glas Starkbier , das Lust auf mehr machen sollte. „Aufwärmen“ oder „Vorglühen“ nannten das die Veranstalter. Der Anfang für einen langen, fröhlichen und beschwingten Abend war damit gemacht. Die weitere Einstimmung auf das Programm übernahm Bürgermeister Thomas Gasser mit kurzen Exkursen zu aktuellen oder immer noch aktuellen Themen, die die Gesellschaft bewegen. Corona, Maskenpflicht, Neun-Euro-Ticket, Energiekrise und Schuldenpolitik der Regierung wurden aufs Korn genommen.

Das mit dem Sondervermögen sei so ähnlich wie im Evangelium bei der wunderbaren Brotvermehrung oder der Hochzeit zu Kanaa. Da sei das „Sondervermögen Fisch“ und das „Sondervermögen Wein“ verteilt worden, das es auch gar nicht gab. Der Unterschied zu heute sei nur, „Der Jesus hat’s ganz gut draufgehabt“, so Gasser. Die musikalische Begrüßung übernahm die Gruppe „Da Her G‘sang“ mit Josef Altinger, Stefan Mösenlechner, Franz Aschauer, Stefan Häusl, Andi Baumgartner und Horst Brunner. In ihrem Eingangslied thematisierten sie auf humorvolle Weise Entscheidungen des Gemeinderates, wie das Schwimmbad, die Parkplätze in der Marktstraße, die Wohnungssituation, den Straßenbau, ärgerten sich aber auch über die Haselmaus, deren Vorkommen die Errichtung eines Gewerbegebietes behindert oder das Loch in Neukirchen, in dem gerne Autos verschwinden.

Im weiteren Programmverlauf begeisterte die Gruppe mit dem leicht anzüglichen Lied vom „Tröpferl, das allweil daneben geht“ mit Folgen für Mann oder Frau, dem Wiesn-Hit 2019 „Ich hab noch haufenweise Leergut von Dir“ und dem Wiener Schlager von Reinhard Fendrich „Heit bin ich wieder fett wie ein Radierer“, bei dem das Publikum begeistert mitklatschte. Auch Bräu Christian Wieninger begrüßte das Publikum mit einer launigen Rede, in der er unter anderem das „allgegenwärtige Jammern“ geiselte, das „Suchtpotenzial hat“. Sogar über den Bundeskanzler würden alle jammern, dabei tue der doch gar nichts. Dann nahm er die Fraktionen im Gemeinderat ins Visier und sparte nicht mit Seitenhieben auf SPD, Grüne, Freie Wähler und CSU. Seine Kritik machte er an lustigen Begebenheiten fest, für die er die Anregungen angeblich immer vom politischen Gegner erhalten habe.

Dorfpolizist Stefan Schimmel brillierte

Zum letzten Mal beim Starkbieranstich war „Bosdbod“ Sepp Aschauer mit seinem gelben Radl gekommen und legte so manches Briefgeheimnis offen (siehe Bericht unten). Auch der Dorfpolizist Stefan Schimmel brillierte wie gewohnt mit gezielten, leicht ironischen Angriffen und Sticheleien zu alltäglichen Vorkommnissen und menschlichen Schwächen. Sich selbst nahm er dabei nicht aus. Er habe an Gewicht zugelegt, seine Gewichtstabelle zeige für ihn jetzt eine Größe von 2,17 Meter, berichtete er. Er erzählte, dass der CSU-Dreigsang mit Maria Lindner, Georg Wetzelsperger und Ludwig Pastötter an einem Casting-Wettbewerb teilgenommen habe. Die Jury sei beeindruckt gewesen. Ihr Urteil: „Uns hat gefallen, dass ihr zu dritt gesungen habt.“

Eben dieser CSU-Dreigsang überraschte das Publikum dann mit einem kleinen Singspiel. Dazu war eine „Drehbühne“ installiert worden, die Bürgermeister Gasser eigenhändig mit zwei Seilen in Bewegung versetzte, wenn das Bühnenbild und mit ihm der Darsteller oder Gstanzlsänger wechselten. Schimmels Kommentar dazu: „Endlich hat der Bürgermeister die Fäden in der Hand.“

Auf Melodien bekannter Lieder und mit angepassten Texten nahmen die drei Sänger die politische Opposition im Gemeinderat aufs Korn. Maria Lindner setzte die SPD-Fraktion in ein „knallrotes Gummiboot“, Georg Wetzelsperger hatte für die Grünen das Lied „Cordula Grün“ gewählt und Ludwig Pastötter hatte „Biene Maja“ auf die 2. Bürgermeisterin Sabrina Stutz „zugestutzt“. Auch die anschließenden Gstanzl hatten es in sich. Vom Wirtshaussterben, dem teuren Heizmaterial, den zu bauenden Kinderkrippen, über die Diskussionskultur im Gemeinderat, das Gaufest im Sommer, das Essen von Insekten, den lahmen Faschingszug bis hin zur die Schließung eines Friseursalons in der Gemeinde war alles dabei.

Der Höhepunkt des Abends war das Anzapfen des „Wieninger Impulsator“. Am ersten Abend gelang das Landrat Bernhard Kern mit zwei Schlägen. Am zweiten Abend war Bezirksrat Georg Wetzelsperger zum Anzapfen aufgefordert. Er brauchte nur einen Schlag, bis der Zapfhahn saß. Bräu, Bürgermeister, Anzapfer und Braumeister stießen mit dem ersten Krug auf eine gute Starkbierzeit an.




Postbote hört auf: „Es war mir eine große Ehre“

Wenn Sepp Aschauer als „Bostbod“ mit seinem gelben Radl in den Poststall einfährt, hat der Teisendorfer Starkbieranstich seinen Programmhöhepunkt erreicht. 18 Mal war dies bisher der Fall, an die Anfänge erinnert sich wohl außer Aschauer kaum noch einer. Und jedes Mal jagte eine subtile Pointe die andere, wenn der Postbote Briefe vorlas, die er eigentlich gar nicht hätte öffnen dürfen, gemeindliche Ereignisse aufs Korn nahm, die sein aufmerksames Auge beim Ausfahren der Post zufällig mitbekommen hat oder wenn er im Saal die „C-Promis“ begrüßte, die darauf warteten, von ihm derbleckt zu werden.

Bei seinem selbstverkündeten letzten Auftritt in diesem Jahr war das auch nicht anders. Etwas Lob, mehr Tadel, viel beißende Ironie, einfach Humor vom Feinsten. Die Musi wurde so ganz nebenbei gelobt, weil sie die Corona-Pause genutzt hat, um „an musikalischen Verschönerungsweg“ zu gehen. Gemeindliche Maßnahmen wurden kritisiert, wie der neue Verschönerungsweg, über dessen „Bruggn mit Eisenrost“ die Hunde nicht gehen wollen, oder die gleich drei Feuerwehrhäuser in Roßdorf mit seinen nur 200 Einwohnern.

Gemeindeteile wollen nicht zusammenwachsen

Die Gemeindeteile die seit der Gebietsreform 1972 partout nicht zusammenwachsen wollen, wurden aus Korn genommen. Denn in Weildorf würde man lieber links fahren, wenn man dürfte, nur weil man in Teisendorf rechts fährt. Und in Neukirchen möchte man einfach nur neutral sein, zwischen Siegsdorf und Teisendorf, wie die Schweiz in Europa. Die Bewunderung des Postboten bekam Ministerin Michaela Kaniber ab, weil sie bei dem Flitzerauftritt während einer Bauernversammlung in der Alten Post ganz cool geblieben ist. Und ja, ein „Grüner“ sei der Flitzer nicht gewesen, denn der hätte einen Jutesack und nicht einen Plastiksack übergestülpt, um nicht erkannt zu werden. Und überhaupt habe es Kaniber nicht leicht, weil sie ständig Ärger hat mit „Schafbauern, Ferkelbauern, Waldbauern, Almbauern, dem Söder und dem Adalbert Aschauer“.

Und dann war da noch der Traum von der Schwimmbaderöffnung, wo jeder Gemeinderat in irgendeiner Form aufs Korn genommen wurde, ebenso wie Landrat Kern, der zum Anschwimmen eingeteilt war und angemahnt wurde seine „fleischfarbene Badekappe“ abzunehmen. Der neue Eberhofer-Krimi, der laut Postbote jetzt in Teisendorf unter dem Titel „Hopfenkollaps“ gedreht werden soll, und aus dessen Drehbuch der Postbote schon Einzelheiten zu berichten wusste, bot genug Gelegenheit Teisendorfer Originale als Filmbesetzung zu beschreiben und die Handlung an Gegebenheiten in der Gemeinde anzupassen. Auch der Faschingszug bekam sein Fett ab. Hier böte sich Altlandrat Georg Grabner als Hospizhelfer als Zugbegleitung an, denn der Zug sei in etwa genauso lustig wie ein Sterbender.

Mit stehenden Ovationen verabschiedet

Jetzt aber soll Schluss sein für den Postboten. „Es war mit eine große Ehre“ meinte ein sichtlich gerührter Sepp Aschauer, als er mit stehenden Ovationen verabschiedet wurde und den Saal unter dem Beifall der Zuschauer mit seinem Postradl verließ. Der „Bosdbod“ wird fehlen mit seinem „Habedehre, Servus, Grias eich; Grias eich; Servus, Habedehre“, seinem gelben Postradl und seinem hintergründigen Humor. Der Starkbieranstich muss sich ein anderes Teisendorfer Original suchen, die Fußstapfen, in die es treten muss, sind groß.