Vor dem Derbykracher „Blau“ gegen „Rot“
„Da flogen schon mal Bierflaschen“: Protagonisten von früher erinnern sich an Duelle zwischen SVO und Teisendorf

13.08.2024 | Stand 13.08.2024, 18:27 Uhr |

Alfred Kern (in Rot) und Michael Janietz frischten gemeinsame Erinnerungen an vergangene Derbys aus den Jahren 1987 bis 1991 auf. − Foto: Emig

Wenn am Freitag, 16. August, und Samstag, 17. August, die Herrenmannschaften des SV Oberteisendorf und TSV Teisendorf in der Fußball-Kreisliga 2 beziehungsweise A-Klasse 6 aufeinandertreffen, birgt das zwar nicht mehr so viel Zündstoff wie noch vor über drei Jahrzehnten. Die Rivalität und die Anspannung um den Kampf der fußballerischen Hoheit in der Marktgemeinde sind in diesen Tagen dennoch zu spüren. Heimatsport.de hat sich im Vorfeld mit zwei Protagonisten von früher unterhalten und Ergebnistipps von Bürgermeister Thomas Gasser eingeholt.

Michael Janietz (61) und Alfred Kern (57) können heutzutage locker darüber schmunzeln, wenn sie von den Derbys zwischen dem SVO und den „Rothosen“ aus den 80er- und 90er-Jahren berichten. „Es waren schon hitzige Situationen dabei, doch unterm Strich ging’s auf dem Rasen immer fair zur Sache“, wissen beide unisono zu berichten. „Draußen auf den Rängen, da herrschte teilweise schon giftige Stimmung, einmal flogen auch Bierflaschen aufs Spielfeld“, ergänzt Michael Janietz, dessen Sohn Tobias vor drei Jahren für eine Saison zum SVO zurückgekehrt war und seit zwei Jahren das TSV-Trikot trägt.

Janietz junior schockte die Münchner Löwen kurzzeitig

Janietz junior kickte neben dem SV Kirchanschöring auch für Wacker Burghausen und versetzte den Münchner Löwen vor sieben Jahren auf Giesings Höhen in deren erstem Regionalligaspiel nach dem lizenzbedingten Abstieg aus der 2. Liga einen kurzzeitigen Schock, als er die Wackerianer in Front schoss. Dramaturgie des Schicksals: Die Löwen gewannen 3:1 und Janietz musste zehn Minuten vor dem Ende mit einer schweren Gesichtsverletzung vom Feld. Nun, sieben Jahre später, geht er mit den „Rothosen“ am kommenden Freitagabend (18.30 Uhr) aufs Fußballfeld, in dessen direkter Nachbarschaft er aufgewachsen ist und auf dem er in seiner Jugend immer Schusstrainings absolviert hat. „Ich freu mich aufs Spiel. Natürlich wird die Anspannung steigen, aber es ist nicht so, dass ich fünf Nächte vorher nicht mehr schlafen könnte“, äußert sich der Kicker abgeklärt.

Neben dem Interessenskonflikt bei Familie Janietz bieten die beiden Derbykracher zum Saisonauftakt noch weitere Vermischungen. TSV-„Vizepräsident“ Thomas Fürst hält beispielsweise beim Fußball zum SVO, weil dort sein Sohn Michael etatmäßig im Kader der „Ersten“ zu finden ist. Patrick Aicher, Coach der Teisendorfer Reserve, betreibt wiederum mit seinen Eltern das Lebensmittelgeschäft in Oberteisendorf und Bäckermeister Kern seit 25 Jahren am Oberteisendorfer Kirchplatz eine Filiale. Beide Klubs ziehen zudem seit über 17 Jahren in der Jugendfördergemeinschaft (JFG) Teisenberg am gleichen Strang.

Kameradschaft wird für 90 Minuten ruhen

Auch wenn die Spieler im Alltag abseits des Rasens oftmals Spezln sind, wird diese Kameradschaft jeweils für 90 Minuten ruhen. „Das war früher ähnlich“, wissen Michael Janietz und Kern aus der Vergangenheit zu berichten, wenngleich es bisher relativ wenig Derbys zwischen den beiden Vereinen gegeben hat. Der Grund dafür ist simple: „Die Konstellation war einfach so, dass wir aufgestiegen sind, während der TSV eine Klasse runter musste, oder eben umgekehrt“, berichtet Janietz aus der SVO-Fußballchronik.

Erst im Jahr 1987, also 23 Jahre nach Gründung des SVO, sei es in der damaligen B-Klasse (heute Kreisklasse) zu den ersten direkten Auseinandersetzungen gekommen. Drei Spielzeiten lang kreuzten sich dann die Wege der beiden Teams mit einer Bilanz von vier SVO-Siegen, einem Sieg für den TSV und einem Unentschieden.

Wieninger-Pokal-Finale im Jahr 1991 als Highlight

Als Derby-Highlight nannten die beiden Fußballveteranen das Wieninger-Pokal-Finale im Jahr 1991. Der damalige C-Klassist Teisendorf zwang den eine Klasse höher spielenden SVO ins Elfmeterschießen, scheiterte jedoch dreimal am glänzend aufgelegten Oberteisendorf-Goalie Franz Baumgartner (Endstand: 3:2 nach Elfmeterschießen). „Wenn man sich vor und nach den Spielen auf der Straße begegnet ist, gab’s schon mal ein paar Frotzeleien, das wird heutzutage nicht anders sein und gehört dazu“, sagt der 57-jährige Kern. „Von den Zuschauern habe ich mir in Oberteisendorf viel anhören müssen, die SVO-Spieler dafür aber von unseren Fans auch“, grinst Kern und erinnert sich „an ein paar ″Namen, die ich von mir noch gar nicht gekannt habe“. „Das schöne dabei war aber auch, dass sich das nicht auf das Spielfeld übertragen hat und es dort zwar hart, aber trotzdem gesittet zur Sache ging“, ergänzt Michael Janietz.

Bürgermeister Gasser hofft auf viele Tore

Bürgermeister Thomas Gasser will bei beiden Spielen live dabei sein und lässt seine Spannung erkennen. „Es freut mich natürlich, dass es heuer gleich mehrere Derbys geben wird“, sagt Gasser und erklärt seine buchstäbliche Rolle „zwischen den Stühlen von zwei eigenen Vereinen“. Deshalb wünsche er sich für das Kreisligaspiel ein torreiches 3:3-Unentschieden. Für das Reserve-Duell tags drauf (15 Uhr) hoffe er aus familiärer Sicht auf ein knappes 2:1 für den TSV, da sein Sohn Korbinian aller Voraussicht nach im Kader der „Rothosen“ sei.

− mem

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