Beim Abstieg vom Gipfel des Hochkalters ins Ofental hat am Montag ein 37-jähriger Wanderer die Route aus den Augen verloren. Er stieg rund 400 Höhenmeter durch freies Gelände ab und endete in der Hochkalter-Westwand, wo er schließlich oberhalb einer senkrechten Wand mit einer leichten Fußverletzung nicht mehr weiterkam. Einsatzkräfte der Bergwacht Ramsau (Berchtesgadener Land) und die Besatzung des Glemmtaler Notarzthubschraubers „Martin 6“ holten den Wanderer am Abend aus der Wand.
Der Münchner hatte gegen 17.45 Uhr nicht den Notruf 112 gewählt, sondern direkt in der eigentlich nicht durchgehend besetzten Ramsauer Bergrettungswache angerufen und Glück gehabt. Ein Bergretter wies den 37-Jährigen am Telefon an, danach noch die 112 zu wählen, damit die Leitstelle die genaue Position orten kann. Die Bergwacht forderte einen Heli an und bereitete sich auf eine Rettung aus der Felswand vor.
Trotz hohen Risikos den Rettern entgegen gegangen
„Martin 6“ fand den Verstiegenen beim Überflug, setzte die Notärztin und zusätzliche Ausrüstung am Tallandeplatz ab. Vom Klausbachhaus aus flog er zwei Ramsauer Bergretter mit dem Tau in die Wand und setzte sie seitlich versetzt zur in rund 2200 Höhenmetern gelegenen Einsatzstelle ab.
Obwohl der 37-Jährige eigentlich einen sicheren Stand hatte und die beiden Retter dann seilversichert zu ihm queren wollten, ging er trotz des hohen Absturzrisikos und deutlicher Warnrufe und Handzeichen noch während des Tau-Aufzugs ungesichert auf sie zu und ließ sich offensichtlich aufgrund seiner Ausnahme-Situation auch nicht aufhalten. Er hatte aber letztlich Glück im Unglück und traf schließlich unversehrt mit ihnen zusammen, wobei die Retter heilfroh waren, dass er nicht direkt vor ihren Augen abgestürzt war.
Der Pilot von „Martin 6“ und der Flugretter am Tau drehten zwei Platzrunden in großer Höhe durchs Ofen- und Klausbachtal und holten den 37-Jährigen dann ab, nachdem die Bergretter mit ihren Stirnlampen Lichtzeichen gegeben hatten. Da oberhalb der Einsatzstelle der Berg wolkenverhüllt war und der Nebel den Anschein machte, tiefer zu sinken, blieben beide Bergretter zusammen am Standplatz, um sich notfalls gemeinsam nach unten zu bohren, falls sie der Heli nicht mehr holen kann. Letztlich klappte aber auch der letzte Tau-Aufzug und alle kamen wohlbehalten am Klausbachhaus an.
An der Rettungswache untersuchte die Notärztin den 37-Jährigen, den weitere Retter zuvor per Fahrzeug vom Zwischenlandeplatz abgeholt hatten und der sich dann selbst in weitere medizinische Behandlung begeben wollte. Sieben Bergretter waren bis 19.40 Uhr gefordert.
Kletterer sitzen in Westwand des Kleinen Watzmanns fest
Bereits am vergangenen Donnerstagnachmittag war die Ramsauer Bergwacht bei zwei zeitgleichen Einsätzen am Kleinen Watzmann und am Steinberg im Hochkalter-Massiv gefordert: Kurz nach 15 Uhr brauchten drei verstiegene Kletterer in rund 2200 Höhenmetern in der Westwand des Kleinen Watzmanns Hilfe. Ein 25-jährige Niederländer, eine 26-jährige Frau und ein 28-jährige Mann aus Nordrhein-Westfalen waren unverletzt, kamen aber nicht mehr weiter, da sich der 28-jährige im Vorstieg rund 20 Meter über den Nachsteigern verhaut hatte und weder vor- noch zurückkam.
Die Besatzung des Traunsteiner Rettungshubschraubers „Christoph 14“ nahm zwei Ramsauer Bergretter mit Ausrüstung für eine Kapp-Rettung auf und setzte sie gegen 15.40 Uhr versetzt ab. Die Zeit drängte, da bereits ein Gewitter aufzog.
Die Bergretter konnten dann über ein Felsband zu den Nachsteigern queren, die sicher standen und nur wenige Minuten später in zwei Aufzügen mit einem Retter per Winde aufgenommen und ins Tal geflogen wurden.
Der zweite Bergretter stieg seilgesichert zum Vorsteiger hinauf, sicherte ihn, ließ ihn zum Standplatz hinab und seilte sich dann selbst ab, wo der Heli dann beide mit der Winde aufnehmen und ausfliegen konnte. Sieben Bergretter waren bis 17.40 Uhr im Einsatz, wobei unmittelbar nach der erfolgreichen Rettung das Gewitter mit Starkregen, Sturm und Blitzschlag einsetzte.
Verstiegene Wanderer am Steinberg
Während der Rettung am Kleinen Watzmann brauchten zwei in rund 1600 Höhenmetern im Dickicht zwischen Steinberg und Blaueisforstweg verstiegene, unverletzte Urlauber aus Rheinland-Pfalz ebenfalls Hilfe: Die 40-jährige Frau und der 46-jährige Mann hatten kurz nach 15 Uhr den Notruf gewählt. Wegen des aufziehenden Gewitters war auch hier Eile geboten und der Einsatzleiter forderte ebenfalls einen Heli an. Die Besatzung von „Martin 6“ entdeckte das Duo auf einer kleinen Lichtung im Bergwald und flog es mit dem Rettungstau zum Hintersee, wo die Urlauber gegen 16 Uhr wohlbehalten ankamen, von der Bergwacht mit dem Auto abgeholt und zur Rettungswache gefahren wurden. Sieben Bergretter waren bis 16.40 Uhr im Einsatz.
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