Er wollte seit Tagen da rein
„Leicht verwirrter“ Einbrecher: Auerhahn im Berchtesgadener Land will auf Reha

10.10.2023 | Stand 10.10.2023, 21:31 Uhr |

„Lasst mich rein, lasst mich rein“, schien der juvenile Auerhahn die Patienten des Medical Parks in Loipl anzuflehen. − Fotos: Markus Leitner

„Mitarbeiter und Patienten hatten den Hahn bereits ins Herz geschlossen“, heißt es aus den Reihen der Vogeleinfänger im Berchtesgadener Land, die einen jungen Auerhahn wieder in der alpinen Wald brachten.



Bekannt ist Markus Leitner als Pressesprecher des BRK-Kreisverbands Berchtesgadener Land. Neben seinem Herz für Menschen hat er eine große Liebe zu Wildtieren aus der Region, die er in der Regel nur mit seiner Kamera und einem Riesenobjektiv einfängt.

Handfest griff er am Montag zu, als der Landesbund für Vogelschutz (LBV) und der Bayerische Jagdverband einen Auerhahn in sein eigentliches Habitat im alpinen Nadelwald zurückbrachten.

„Wir konnten zu dritt einen leicht verwirrten jungen Auerhahn einfangen. Der wollte seit Tagen in die Reha-Klinik ,einbrechen‘. Haben ihn zurück in einen abgelegenen Lebensraum mit anderen Auerhühnern gebracht. Hoffentlich wird er da jetzt glücklicher als zwischen Rollstühlen und irritierten Gymnastikgruppen“, schildert Toni Wegscheider vom LBV auf seiner Facebookseite mit Humor.

Schon seit einer Woche begehrt er Einlass



Laut Markus Leitner war der Jungvogel schon eine Woche im Medical Park in Loipl und ist durch Fenster und Türen ins Gebäude eingedrungen: „Mitarbeiter und Patienten haben den Hahn bereits ins Herz geschlossen, der aber letztlich außerhalb seines eigentlichen Lebensraums nicht wirklich glücklich geworden wäre.“ Auch wäre er gefährdet, da er sich wenig scheu gegenüber Menschen und Fahrzeugen verhielt.

Auerwild ist in der Region vom Aussterben bedroht, da alte, mit Lichtungen und Mooren durchsetzte Nadelwälder, in denen auch Beerensträucher gut wachsen, immer weniger und durch tendenziell heißere, niederschlagsarme Trocken-Perioden und menschliche Nutzung immer seltener und durch Besiedelung auch immer zerstückelter werden, weiß Leitner.

Fasziniert vom eigenen Spiegelbild

Die Hähne treffen dann bei ihren Wanderungen auf Siedlungen und Straßen, was bei territorial aggressiven Hähnen zu Konflikten führen kann. „Dieser junge Hahn verhielt sich aber friedlich und war nur von seinem eigenen Spiegelbild in den Glas-Fassaden der Klinik fasziniert, das er wohl für einen Artgenossen hielt“, schildert Leitner mit einem spürbaren Schmunzeln.

Zurück im halboffenen Bergwald habe er sich dann schnell beruhigt und gemächlich schleichend weiter seine Bahnen gezogen durch den weitgehend intakten Lebensraum.

− ze/ml



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