B21 bei Ristfeucht
Anwohner fordern Schneizlreuth und Landratsamt erneut zum Handeln auf

04.02.2025 |
Werner Bauregger

Einfahrt Melleck, die Busbucht fehlt: Schulkinder müssen hier auf der Straße aussteigen. − Foto: Archiv Bauregger

Seit September 2023 kämpfen Annemarie und Hans Niederberger, auch im Namen weiterer Anwohner an der B 21 in Schneizlreuth, Ortsteil Ristfeucht, um ein absolutes Überholverbot und eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 70 km/h für den Bereich zwischen dem Wendelbergtunnel und der Fischräucherei Pichler.

Dazu haben sie damals einen schriftlichen Antrag eingereicht. Ein Jahr später, im Oktober vergangenen Jahres, haben sie enttäuscht konstatiert, dass trotz Zusagen von Landrat Bernhard Kern, sich um die Angelegenheit zu kümmern, nichts passiert ist. Bis heute hat sich nichts getan.

Verkehrsschau soll Not zeigen – Auslöser: Zwei Fast-Unfälle



Ende Dezember vergangenen Jahres forderten die Eheleute Niederberger deshalb, unterstützt von Unterschriften weiterer Betroffener, die Gemeinde Schneizlreuth auf, offiziell eine Verkehrsschau für diesen Bereich zu beantragen. Der Antrag wurde allerdings noch nicht ans Landratsamt weitergeleitet, räumte Schneizlreuths Bürgermeister Wolfgang Simon auf Nachfrage ein.

Mit diesem Antrag möchten die Anwohner in Ristfeucht aufzeigen, wie notwendig Maßnahmen sind. „Die Gefahrensituationen an der Kreuzung nach Melleck, den Bushaltestellen nahe der Kreuzung, den beiden Einfahrten zu den Anwesen Lenzenbauer (Ristfeucht 5, 6 und 16) und Forellenräucherei Pichler (Ristfeucht 4 und 4a) müssen dringend direkt vor Ort bewertet werden“, flehen sie geradezu in ihrem Schreiben.

Auslöser dafür waren zwei brenzlige Situationen, entstanden beim Linksabbiegen mit dem Traktor in ein Waldstück an der Bushaltestelle Melleck und beim Linksabbiegen zum Anwesen der Niederbergers. Zusammenstöße konnten nur knapp vermieden werden. In beiden Fällen waren sie, trotz Verbots durch eine durchgezogene doppelte Mittellinie, mit hoher Geschwindigkeit überholt worden, schildern die Betroffenen.

Und das sind keine Einzelfälle, wie regelmäßige Beobachter der Szenerie sagen. Hohe Geschwindigkeiten trotz Beschränkung auf 50 km/h bis zur Bushaltestelle Melleck gehören demnach ebenso zur Normalität wie gefährliche Überholmanöver im Bereich der Fischräucherei.

Schulkinder müssen B21 queren



Auch fehlt eine Busbucht in Melleck Richtung Unken. Für Schulkinder und Anlieger, die Richtung Bad Reichenhall fahren müssen, gibt es zwar eine ausgebaute Bushaltestelle, zu der eine Unterführung unter der B 21 entlang eines Baches führt. Allerdings wird der Weg nach Auskunft des Bauhofs Schneizlreuth im Winter nicht geräumt oder gestreut, ist nicht beleuchtet und bei Hochwasser nicht passierbar. Dann bleibt dort nur die Querung der drei Fahrspuren der B 21. Was die Anlieger zuletzt massiv ärgerte, ist das Reduzieren der Kontrollen zum Nachtfahrverbot für Lkw über 7,5 Tonnen im Kleinen deutschen Eck .

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Als reine Alibimaßnahme kommt ihnen daher das Tempolimit von 50 km/h vor: Es beginnt kurz nach dem Wendelbergtunnel in Richtung Bad Reichenhall bis zur Zufahrt nach Melleck; mit Umleitung über Melleck, den Steinpass zurück nach Österreich. Ihr Fazit: De facto hat die Untere Verkehrsbehörde im Landratsamt damit, trotz Tonnagebeschränkung für die Steinbachbrücke auf maximal 16 Tonnen, eine Dauer-Umleitung für den Schwerverkehr über Melleck eingerichtet.

Einschränkung der Brücke hat nichts gebracht



Dass weder die Geschwindigkeitsbegrenzung noch die Tonnagebeschränkung kontrolliert werden, bestätigte der Leiter der Polizeiinspektion Bad Reichenhall, Peter Huber, in einem Pressegespräch am Jahresende. Das Polizeipräsidium Oberbayern Süd in Rosenheim räumt im Dezember ein, dass kaum Lkw wegen des Verstoßes gegen die Tonnagebeschränkung für die Steinbachbrücke zurückgeschickt werden. „Polizeiliche Maßnahmen sind unter gebührender Berücksichtigung der Verhältnismäßigkeit zu treffen. Eine generelle Zurückweisung findet deshalb insbesondere auch unter Beachtung von Umwelt- und Lärmschutzaspekten nicht statt. Im Einzelfall getroffene Maßnahmen der Zurückweisung wurden und werden nicht dokumentiert.“

Von der Entlastung der Bevölkerung im Kleinen deutschen Eck, die sich Stimmkreisabgeordnete und Ministerin Michaela Kaniber sowie der bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter von dieser Tonnagebeschränkung im Jahr 2022 versprochen haben, ist damit wenig geblieben. Stattdessen bleibt den Betroffenen der Eindruck, dass Einschränkungen für den Schwerverkehr durchs Kleine deutsche Eck offenbar von höchster Stelle gar nicht gewünscht sind.

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