Burgkirchen/Alz
Warum die Christmette Burgkirchner auseinandertreibt

Ungewöhnlich oft mussten im Alztal politische Grenzen neu gezogen werden – Aber die Pfarreien behielten ihr Einzugsgebiet

23.12.2022 | Stand 17.09.2023, 6:52 Uhr

Das Gebiet der zweitgrößten Flächengemeinde im Landkreis deckt sich nicht mit den kirchlichen Grenzen. Im Bild als Beispiel die Pfarrei Margarethenberg: Ihr Einzugsgebiet reicht neben Burgkirchen noch in folgende politische Gemeinden hinein: Halsbach, Kirchweidach, Garching, Unterneukirchen und Kastl. −Foto: Guido Scholz

In wohl keiner anderen Gemeinde des Landkreises gibt es ein solch kompliziertes Geflecht von alten und neuen, politischen und kirchlichen Grenzen wie in Burgkirchen/Alz. Hier konnte die Kirche nicht im Dorf bleiben, weil aus dem Dorf Burgkirchen eine Industriegemeinde wurde, die mit ihrer Größe manche bayerische Kleinstadt deutlich hinter sich lässt.

Von Zerrissenheit zu sprechen, zum Beispiel bei der Feier der jeweiligen Christmette, würde aber einen falschen Eindruck vermitteln. Im Gegenteil: Das Gemeinwesen funktioniert so reibungslos, dass besagtes Grenzgeflecht vielen gar nicht mehr bekannt ist.

Die in knapp zweieinhalb Jahrzehnten immer wieder neuen Grenzziehungen liegen im rasanten Wachstum der Gemeinde Burgkirchen/Alz nach dem Zweiten Weltkrieg begründet. Die Ausdehnung Burgkirchens sprengte alle Grenzen. Dabei bot die Konstanz der althergebrachten kirchlichen Gebiete mit ihren Grenzen ein Stück Heimat bei all der Veränderung.

Politische Grenzen sind weitaus schnelllebiger als kirchliche. Die Pfarreien machten die Gebietsverschiebungen nicht mit. Und die Gläubigen behalten natürlich ihre Bindung an die Pfarrkirche, in der sie getauft, gefirmt, getraut wurden. Dies führt dazu, dass sich auf dem Gebiet der zweitgrößten Flächengemeinde die Kirchgänger am Sonntag und natürlich auch am Heiligen Abend in alle Himmelsrichtungen auseinanderbewegen.

Die Grasseter, ehemals Forstkastl, gehen weiter nach Kastl zum Gottesdienst, die Eschlberger nach Mehring, die Hirtner auf den Margarethenberg. Die Pfarrei Margarethenberg reicht mit ihrem Einzugsgebiet neben Burgkirchen noch in folgende politische Gemeinden hinein: Halsbach, Kirchweidach, Garching, Unterneukirchen, Kastl.

Ein ganz besonderer Fall ist die Altgemeinde Dorfen, die sich auf über 1000 Hektar erstreckte. Seit Jahrhunderten ist dieser Bereich in vier Pfarrsprengel zerrissen: Raitenhaslach, Burgkirchen, Halsbach und Asten. Die Dorfner, die nach Asten zur Kirche gehen, überschreiten dabei nicht nur Gemeinde- und Landkreisgrenze, sondern auch die Trennlinie der Bistümer Passau und München-Freising.

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